Für die Eisbären

Einsendung von Pia Städele, 18 Jahre

38 Grad und es wird noch heißer.
Für uns, die im Sommer ihre Tomaten mit literweise kühlem Nass übergießen, um wenigstens ein paar rote Früchte ernten zu können.
Für die Bewohner Australiens oder der US-Westküste, die sich vor lodernden Flammen in Sicherheit bringen müssen.
Und besonders für die Artgenossen von dem von uns Deutschen heiß geliebten Eisbären Knut.
Für uns alle ist es zu heiß, viel zu heiß.
Und es wird heißer, jedes Jahr.

Die drei wärmsten Sommer seit Aufzeichnungsbeginn 1881 erlebten wir nach Angaben des deutschen Wetterdienstes 2003, 2018 und 2019.
Da können die kommenden Sommer ja heiter werden- im wahrsten Sinne des Wortes.
Wir stehen also vor grundlegenden Veränderungen, für die wir, die global player des 20. und 21. Jahrhunderts, verantwortlich sind.
Wir dürfen nicht nur Auslöser dieses Katastrophenzustandes sein, nein, wir müssen auch sein Löser sein.

Noch vor einigen Jahren (vorausgesetzt, wir hätten auch damals bereits die Klimakrise als solche  erkannt) hätte das Urteil des Ottonormalverbrauchers wie folgt lauten können: „Wenn die Flüsse aufwärts fließen, und die Hasen Jäger schießen, und die Mäuse Katzen fressen, dann erst wird die Menschheit einsehen, dass unser Streben nach billigem Massenkonsum, der sorglose Umgang mit Plastik, die unbegreiflich riesige Summe an CO2-Ausstößen und zehn Flugreisen innerhalb eines Jahres unseren wunderschönen blauen Planeten nachhaltig zerstören und wir setzen uns deshalb aktiv dafür ein, dass unsere Erde weder verschmutzt noch ausgebeutet wird.“

Heute lautet das Urteil der Mehrheit: „Klimaschutz ist wichtig, wir sollten weniger Plastik verwenden, das Pariser Klimaabkommen ist bestimmt nicht verkehrt, der Anstieg des Meeresspiegels ist nicht gut und die armen, putzigen Eisbären könnten vielleicht aussterben. Das wäre doch furchtbar, wenn meine Urenkel Eisbären nur aus Erzählungen kennen würden. Absolut furchtbar, das müssen wir doch verhindern!“
Auch wenn das heutige Urteil in Bezug auf Klima und Umwelt auf den ersten Blick noch recht verhalten wirkt, ist ein deutlicher Sinneswandel zu erkennen. Und Einsicht ist ja bekanntlich der erste Schritt zur Besserung.
Doch woher kommt diese doch recht plötzliche Einsicht?

Stichwort: Greta.

Damit fing alles an. 38 Grad und es wird noch heißer war für sie ausgesprochen alarmierend.
Am 20. August 2018 sitzt deshalb erstmals ein langhaariges Mädchen mit einem selbstgebastelten Schild mit der Aufschrift „Schoolstrejk för Klimatet“ (Schulstreik für Klimaschutz) vor dem schwedischen Parlament.
Es ist Greta Thunberg, die schon bald von mehrheitlich jungen Menschen auf der ganzen Welt auf Freitagsdemonstrationen, die als „Fridays for Future“ in die Geschichte eingehen werden, unterstützt wird.
Besonders in Deutschland werden Massen mobilisiert; innerhalb kürzester Zeit wird das Thema Klimaschutz immens relevant- vor allem in der Politik.
Bei „Fridays for Future“ handelt es sich nicht um eine Graswurzelbewegung, nein, die Organisation ist weltweit gut vernetzt, stimmt sich bei konkreten Forderungen an die Politik fast schon professionell ab und plant gezielt besondere Demonstationsaktionen.

Ein Klimaaktivist, der aus dem Jahr 2020 in die Zukunft reist, könnte dort angekommen womöglich sagen: „Jeder fasst sich an seine eigene Nase und schränkt seine eigenen Freiheiten zum Wohle der Umwelt ein Stück weit ein. Die Politik hat die Wirtschaft stärker unter Druck gesetzt, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Außerdem hat sich der Verbrauch von Plastik über die letzten Jahre hinweg dramatisch reduziert. Das Great Barrier Reef strahlt in den schönsten Farbenund beheimatet riesige Fischschwärme, die US-Küste wird kaum noch von Waldbränden heimgesucht und last but not least: Die Eisbärenpopulation ist stabil, vom drohenden Aussterben kann nicht mehr die Rede sein.“

Ob diese Zukunftsmusik auch Chancen auf Verwirklichung hat, steht aktuell noch in de Sternen.
Es bedarf aber sicherlich einer ungeheuren Anstrengung von uns allen, wenn wir diese Vision Wirklichkeit werden lassen möchten. Doch aus Autowerbungen im TV haben wir gelernt „nichts ist unmöglich“.

Lasst uns deshalb alle diese Vision wahr werden lassen.
Lasst uns weiterhin für unsere Umwelt kämpfen.
Lasst und weiterhin laut sein, auf die großen Missstände aufmerksam machen.
Lasst uns zusammen die Welt verändern.
Lasst uns die Zukunft unserer Kinder, Enkel und Urenkel sichern.
Lasst uns zusammen dafür sorgen, dass wir uns nicht vorwerfen können, nicht alles in unserer Macht Stehende zu tun, um die Klimakrise aufzuhalten.
Lasst uns beweisen, dass der Mensch genug Verstand hat, um sich selbst nicht zu zerstören.
Lasst uns niemals müde werden, andere von unserer Meinung zu überzeugen.
Lasst uns ein Zeichen setzten, für uns und für die Eisbären.
Lasst uns die Eisbären retten!

Autorin / Autor: Pia Städele, 18 Jahre