Hinter verschlossenen Türen

von Karina Hentges

Ich habe Durst
Kein Wasser stillt ihn
Auch nicht Bier und Wein, trotzdem trinke ich zu viel,
weil ich es nicht sein lassen kann

Ich will raus
in die Welt, nicht nur auf meinen Balkon,
wo die Sonnenstrahlen durch das Nachbarhaus abgeschirmt werden,
nicht auf meinem Gesicht Platz finden

Ich versinke in Langeweile,
ertrinke in den Sekunden der Tage, die mir diese Pause verschaffen
Wo ist mein Alltag, den ich verfluchte?
Der mir so anstrengend erschien

Ich will weg
Noch schneller als sie die Grenzen zu machen können
Ich will rennen und schreien und lachen und
die Welt sehen

Ich…
Du.

Du nimmst meine Hand und ziehst mich vom Fenster weg
Ein Deckenmeer umschlingt Körper, in dem Moment
deine Arme um mich und
deine Stimme, wie sie Geschichten in mein Ohr flüstert

Du lässt Türen knallen, bis sie aus ihren Ankern fallen, wenn du mit mir streitest
Die Blumen beben, bis sie verwelken, während du schreist
Meinungsverschiedenheiten nennest du es
und wischst die Tränen aus meinem Gesicht

Du kochst Gerichte, für die nie Zeit und Muße und Wille da war
Blumenkohl kocht, Möchtegerntofugyros brutzelt, du lachst über meine Witze,
schaust Serien und entdeckst Dokus
Lange Abende fließen in langen Morgen

Du kämpfst mit mir und meinen Wünschen
Ich will weg, du bleibst, hältst mich fest und
kaum bemerkt werden aus Du und Ich
durch Quarantäne ein Wir

Autorin / Autor: von Karina Hentges