Es muss gehen

Beitrag zum Kreativ- und Schreibwettbewerb "Das ist mir was wert" von Raska, 17 Jahre

Es geht nicht. Es ist unmöglich über dich zu schreiben. Alle anderen Gefühle stolpern einfach unbeholfen aus mir heraus, aber alle Gefühle, die mit dir zu tun haben, sind anders. Sie brodeln in mir, drängeln und schubsen sich gegenseitig, aber sie bleiben in mir. Sie finden den Weg heraus nicht. Warum kann ich diese Gefühle nicht benennen, sie schön verzieren und dann in einem Gedicht präsentieren, wie sonst?
Mir fehlen die Worte für meine Gedanken über dich.
Es geht nicht.
Weil es keine gibt?
Doch, sicherlich gibt es, sogar für diese turbulenten und chaotischen Gefühle, adäquate Worte, aber ich kann sie nicht greifen. Ich sehe sie vor mir, schwammig, aber ich sehe sie. Ich hole aus, versuche sie erreichen, doch dann sind sie weg. Ich weiß, wie ich mich fühle, aber die beschreibenden Worte wissen es nicht, selbst wenn sie von mir gewählt sind. Ich kann nun mal nicht über dich schreiben.
Es geht nicht.
Nur leider benötige ich diese Worte um dich von meinem Kopf, in dem du dich breit machst und ein viel zu großen Teil für dich beanspruchst, in die Wirklichkeit zu holen. Du bist immer in meinem Kopf und versperrst mir die nüchterne Sicht auf den Alltag. Überall anwesend, dabei habe ich dich jetzt schon so lange nicht mehr gesehen.
Es geht nicht.
Immer bist du in meinem Kopf. Du bist so häufig in meinem Kopf, dass du mir auf die Nerven gehst. Du störst. Höre ich mehrere Stunden immer wieder diese Gedanken über dich, so würde ich am liebsten einen Stein nehmen und ihn gegen meinen Kopf schlagen. Die Gedanken sind zu laut, zu deprimierend, zu häufig anwesend. Einfach zu nervig.
Es geht nicht.
So entsteht diese eine Situation ,die so häufig vor kommt und alles in mir durcheinander bringt. Ich schaue, genervt von dir aus dem Fenster und plötzlich erhalte ich eine Nachricht von dir. Mein Herz beginnt zu rasen, alles dreht sich und ich würde am liebsten springend vor Aufregung durch die Gegend hopsen. Denn als ich genervt von dir aus dem Fenster geschaut habe, hatte ich für einen Augenblick vergessen, was mich in Wahrheit nervt. Du bist es nicht, es sind diese Gedanken über dich. Die kleinen aufdringlichen Würmchen die mir entgegen schreien, dass du mich nicht magst, dass ich nicht interessant genug bin, um dir zu gefallen und dass du mich niemals so mögen wirst, wie ich dich mag. Und sie haben Recht, die aggressiven Würmchen. Alles was sie sagen stimmt.
Es geht nicht.
Deshalb will ich sie so gerne zu fassen bekommen und sie aus meinem Kopf heraus ziehen und in der Wirklichkeit wieder ablegen. Das geht nur, wenn ich über dich spreche. Reden, das wäre die Lösung.
Es geht nicht.
Das Problem  hierbei, ist diese Blockade die sich meinen Gedanken in den Weg stellt, kurz bevor sie meinen Kopf verlassen.
Was soll das sein, diese Blockade?
Ich weiß es nicht. Nein, das stimmt nicht, ich weiß es schon. Die Situation ist einfach. Ich bin ein Mädchen und du bist ein Mädchen. Und das ist ein Problem. Also eigentlich ja nicht, aber dann doch auf einmal schon.
Es geht nicht.
Es ist anstrengend ,weil ich nicht weiß, wie die Person reagiert, der ich meine Gefühle mitteile. Ich werde sagen: Ich habe Liebeskummer und die Person wird fragen: Wie heißt er denn? Und dann muss ich zunächst einmal darüber reden, dass du kein er, sondern eine sie bist. Und weil diese Person eine Freundin von mir sein wird, muss ich sie darum bitten niemandem sonst zu erzählen, dass ich als Mädchen ein Mädchen mag.
Das ist albern? Das ist doch so was von nicht zeitgemäß?
Ach nein, ich weiß aber ganz genau, dass einige meiner Freunde ein Problem hätten. Ich habe doch mitbekommen wie sie über die eine reden, die Jungs und Mädchen mag. Ich möchte meinen Freundinnen also nichts von dir erzählen, weil ich mich vor den Reaktionen fürchte.
Es geht nicht.
Ich bin ein Feigling? Ja, sehr richtig. Ich möchte keine kontroverse Person zu sein. Ich möchte nicht kritisch beäugt werden. Ich möchte nicht, dass über mich gesprochen wird. Ich möchte nicht, dass meine Freunde anders von mir denken. Ich möchte es einfach nicht.
Nun bist du also in meinem Kopf und ich werde dich nicht los. So kann ich ja auch nicht verbleiben. So werde ich ja wahnsinnig.
Vielleicht ist es für mich, den Feigling, an der Zeit für Veränderung. An der Zeit etwas zu unternehmen, trotz all der Probleme die dabei entstehen? Trotz des Risikos?
Ich fühle mich überhaupt nicht dazu berufen, doch so wie es ist, ist es nicht gut. Ich werde unglücklich so, mit diesen lauten schreienden Würmern in meinem Kopf.
Es ist Zeit gegen die Blockade an zu gehen. Ich sollte mich trauen, über dich zu reden und es sollte einfach keine Rolle spielen, ob du ein Junge oder ein Mädchen bist. Ich kann mich nicht verkriechen. Ich kann nun mal nicht mehr still sein und eine Rolle spielen, die ich nicht bin. Ich muss dafür sorgen, dass es niemandem so geht wie mir. Niemand sollte Angst haben, offen darüber zu reden, sich verliebt zu haben, nur weil dieser Mensch vom gleichen Geschlecht ist. Niemand sollte sich so überwinden müssen wie ich es gerade tun muss. Irgendetwas muss sich ändern in der allgemeinen Akzeptanz der Menschen. Ich muss meine Meinung äußern.
Es muss gehen.






























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Autorin / Autor: Raska, 17 Jahre