Was bin ich, wenn ich nicht bin?

Beitrag zum Kreativ- und Schreibwettbewerb "Das ist mir was wert" von Annika Kamm, 15 Jahre

Ich weiß nicht genau, was mich verleitet hat, dies hier zu aufzuschreiben, doch ich hatte einen unwahrscheinlich großen Drang, meine Gedanken auszudrücken. Eine ganze Zeit lang schon prägt mich die Frage, wer ich überhaupt bin. Was macht mich aus? Was macht mich zu der, die ich bin und was fehlt mir um zu sein, wer ich sein will? Ständig liegt ein uns nicht ganz bewusster Druck auf den Schultern, welcher uns zeigen will, wer wir sein sollen. Doch wie wird man diesen los, wenn man ihn meistens nicht einmal wahrnimmt? Es können schon Kleinigkeiten sein, die uns beeinflussen, uns zu ändern. Ändern? Nein, Menschen ändern sich nicht. Sie folgen auf irgendeine Weise einem sich selbst vorgegebenem Schema, aus welchem es nicht möglich ist, auszubrechen. Wenn man also denkt, dass sie sich ändern, liegt man falsch. 
Menschen ändern sich nicht, sie entwickeln sich weiter. Mit der Zeit lernt man, was einem gut tut und was nicht. Auch ich habe in mancherlei Hinsicht gelernt, was mir gut tut. Das heißt nicht, dass ich genau weiß, was für mich das Beste ist. Nein! Ich werde noch viele, sehr viele Erfahrungen und Fehler machen, die mich prägen und meine Entwicklung zu dem, was ich schon bin, leiten.  WER BIN ICH UND WAS MACHT MICH AUS?  Wann ist man fertig mit seinem eigenen Ich und was ist man dann? Ich denke, dass man nie fertig sein wird, man lernt immer etwas dazu. Das eigene Ich ist für mich nicht in zwei, drei Sätzen definierbar, denn man ist so viel, dass man es nicht auf ein paar Sätze reduzieren kann. Leider sehen viele Menschen dies nicht immer. Die einen reduzieren dich auf dein Aussehen und darauf, wie viel Geld du hast und dann gibt es da noch die anderen. Die moralisch Wertvollen, welche dir sagen, dass du immer respektvoll und ohne Vorurteile jemandem begegnen solltest. Aber hat nicht jeder Vorurteile? Ich finde es wichtiger zu sagen, dass man einander trotz Vorurteilen respektvoll begegnen sollte und jedem die Chance geben sollte, dich zu überzeugen, dass dieses oder jenes nicht so ist.  ES GEHT UM CHANCEN.
Menschen, die von unserer Gesellschaft durch Vorurteile unterdrückt werden, haben oft keine Chance, uns etwas zu zeigen, wofür man sie vielleicht bewundern würde. Wenn ich wie
diese Menschen auch unterdrückt würde, hätte auch ich keinen Mut, mich aus den Zwängen dieser Missachtung zu befreien, um zu bewirken, dass ich endlich von einer schönen Seite gesehen werde und nicht an drangsalierenden Perspektiven ersticke.  Mut fehlt aber nicht nur den Unterdrückten. Ich kann verstehen, dass Menschen keinen Mut haben, ich habe auch nicht immer welchen. Aber ich möchte mich nicht auf mich, sondern auf unsere Gesellschaft beziehen. Ich finde es zum Heulen, dass nicht alle Menschen ihre Meinung frei äußeren können, dass nicht alle Menschen über ihren Schatten springen können. Überwinden sie sich doch, werden sie durch Gewalt, Mobbing oder Ausgrenzung bestraft. Ich glaube, dass solch aggressiv unterdrückende Begegnungen für das ganze Leben prägen. Es ist schmerzhaft zu hören, dass Menschen, die so etwas erlebt haben, einen gewissen Vandalismus gegen sich selbst führen, um dies zu verarbeiten. Ich habe leicht reden, ich stehe außen, jedoch glaube ich, dass Erfahrungen mit Leid und Schmerz auch stärken können.

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Autorin / Autor: Annika Kamm, 15 Jahre