in einer lauten welt

Beitrag zum Kreativ- und Schreibwettbewerb "Das ist mir was wert" von Melanie Weilguny und Sophie Weilguny, 19 Jahre

ich bin
zu leise in einer lauten welt.
wer gehört wird,
dem gehört die welt.
stimmen, worte, sätze, lärm.
macht.
lautsein macht macht.
lautsein macht mächtig.
meine stimme ist zu leise
oder vielleicht habe ich gar keine.
die welt ist ein labyrinth
aus worten, die nicht meine sind.
ich bin zu leise in einer lauten welt.
oder sind die anderen zu laut?
die worte der anderen
verschlucken meine,
zerdrücken sie,
zerplatzen sie wie seifenblasen,
von denen nichts bleibt.
obwohl: nicht nichts,
in mir sind worte noch.
nur hört sie niemand,
warum denn nur?
die anderen sind laut.
wer zu laut ist,
hört nichts mehr.
hört nicht mich,
nicht meine stimme,
nicht, was ich zu sagen hab.
vielleicht bin ich nicht
zu leise in einer lauten welt,
vielleicht ist nur die welt zu laut.
gehört die welt dem,
der gehört wird?
gehört die welt nicht dem,
der hört?
der hört, was ich zu sagen hab?
der hört auch leise stimmen?
der hört, was andere sagen wollen?
der stumme worte hört?
ich bin
in einer lauten welt.
wer zu laut spricht,
der hört nicht mehr,
der überhört,
der übersieht.
ich bin
in einer welt.
ich hoff, dass es bald eine wird,
die auch leise stimmen hört,
denn jede stimme,
die wird laut,
wenn wir sie hören wollen.

Zum Wettbewerb