Versteht doch! - Die Normen der Gesellschaft

Beitrag zum Kreativ- und Schreibwettbewerb "Das ist mir was wert" von Jasmin, 16 Jahre

Was muss ich tun, damit ich endlich in diese Gesellschaft reinpasse? Wie kann ich die Anerkennung der Leute bekommen, nach der ich mich doch so sehr sehne?
Akzeptanz und Anerkennung. Depressionen. Vielleicht gibt es Menschen da draußen, die einfach stärker sind als ich. Die einfach eine starke Persönlichkeit haben und besser mit ihren Erlebnissen umgehen können, Fehler leichter umgehen können. Es gibt immer Menschen, die dich am Boden sehen wollen. Sie wollen dich leiden sehen und sind froh, wenn du keine Kraft mehr hast. Aber es muss doch einen Weg aus den schweren Zeiten geben, einen Weg um glücklich zu sein, einen Weg, um zufrieden mit sich selbst zu sein. Irgendwann wird es besser werden, irgendwann werde ich da ankommen, wo ich hingehöre und die richtigen Menschen werden mich begleiten. Zumindest hoffe ich es. Nein, ich weiß es. Dieser Tiefpunkt wird nicht mein letzter gewesen sein.
Versteht doch: Wir müssen aufhören, uns immer gegenseitig fertig zu machen, jeder hat seinen Platz auf der Welt verdient, und kein Leben ist sinnlos.

Aussehen. Warum bewerten wir so oberflächlich und lästern über das Aussehen von anderen Leuten, wenn wir doch alle so gerne sagen, dass die innneren Werte zählen und alleine der Charakter entscheidend ist? Wenn du in den Augen der anderen hässlich bist, wirst du beleidigt und runtergemacht, aber wenn du als schön empfunden wirst, sind sie eifersüchtig auf dich und gönnen dir keinen anderen Erfolg. Da stellt sich jedoch die Frage: Was ist denn überhaupt schön? Wer entscheidet denn über das heutige Schönheitsideal? Geht es nach dem Geschmack meiner Mitmenschen, ist Schönheit der 0815-Look oder wie meine Mutter es ausdrücken würde: Man ist uniformiert wie ein Soldat. Ein ganzer Haufen Jugendlicher, die fast gleich oder mindestens ähnlich aussehen. Die Mädchen: Klamotten, die überwiegend aus den Farben Schwarz, Blau und Grau bestehen, Schminke im Gesicht und lange, platte Haare. Ich fühle mich unter Druck gesetzt, ich möchte individuell sein, aber mich gleichzeitig auch anpassen. Ich möchte die Bestätigung, dass ich gemocht werde.
Versteht doch: Unsere Jugend muss einsehen, dass Schönheit im Auge des Betrachters liegt und Schönheit eine subjektive Sache ist. Ich meine, jeder empfindet etwas anderes als schön! Wir können doch niemanden für sein Aussehen verurteilen, wir müssen die anderen einfach nur akzeptieren.

Lebensstil und soziale Medien. Wir spielen uns immer gerne vor, wie toll unser Leben doch ist, zeigen uns von unserer besten Seite und verstecken die negativen Emotionen und Erlebnisse. Wer redet in unserer Gesellschaft schon offen über Themen wie Selbstmord, Mobbing oder Gewalt? Wir sollen jeden Tag was machen, immer aktiv sein, das Beste geben, glücklich sein. Ich halte diese Unruhe in mir nicht mehr aus. Andere sind unterwegs, machen irgendwelche coolen Sachen, sind bei ihren Freunden und können sich selbst verwirklichen, während ich zu Hause sitze und über mich selbst und mein Leben nur heulen könnte. Auf den sozialen Medien wie Instagram oder Snapchat teilen wir dann unsere schönen Momente und klar, das hat so seine Vorteile, aber es bewirkt auch, dass ich mich schlecht fühle, weil mir vermittelt wird, dass alle anderen was machen und ich nicht.
Versteht doch: Jeden Menschen machen andere Sachen glücklich, und jeder sollte das tun können, was er für richtig hält.

Beziehungen und Freundschaften. Jeder hat einen Freund, alle führen eine Beziehung, haben unendlich viele Freunde, Kontakte. Bin ich einsam, wenn ich nur eine beste Freundin habe und ganz wenige andere, gute Freundschaften? Muss ich mich rechtfertigen, wenn ich noch keine Beziehung hatte und auch sonst noch keinen wirklichen Kontakt zu Jungen gehabt habe? Ihr zeigt mir alle immer, wie viele Leute ihr kennt, was ihr von ihnen haltet und erzählt, wie viele Beziehungen ihr schon hattet. Da sind diese Gefühle von Einsamkeit in mir, ich sehne mich nach Menschen, doch gleichzeitig vertraue ich fast niemandem mehr. Das Bedürfnis nach Liebe, nach einem festen Freund.
Versteht doch: Jeder sucht sich seine Freunde selbst aus, jeder nimmt jeden anders wahr und echte Liebe braucht Zeit und ist nicht zum Angeben da.

Was ich damit sagen will, die Jugend wird falsch. Ich kann nicht die Einzige sein, die so fühlt. Es wird besser werden. Das weiß ich. Ich will, dass es aufhört, aber es wird niemals ganz aufhören.

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