Stoppt die Gewalt an Frauen

Beitrag zum Kreativ- und Schreibwettbewerb "Das ist mir was wert" von Michelle Mommertz, 25 Jahre

Der Täter ist ihr Mann
Er schlägt sie grün und blau.
Fast jeden zweiten Tag
Stirbt so in Deutschland eine Frau.
Wir reden kaum darüber
Wir schweigen uns lang aus
Jede Vierte erfährt Gewalt
In ihrem eigenen Zuhaus‘!
Wo ist der Aufschrei?
Wo ist die Wut?
Es scheint fast egal
Was die Männerwelt tut.

Denn sie tun was sie wollen
Und jeder tut was er kann
Ihm sind keine Grenzen gesetzt
Denn er ist ja ein Mann.

Worauf willst du noch warten?
Er wird nie tun was du sagst
Denn er kann tun was er will
Ganz gleich ob du es magst.
Ihr könnt jetzt gern protestieren:
„Scheiß Generalverdacht!“
Nicht alle Männer
Haben `ne Frau umgebracht!

Nicht alle Männer
Würden Frauen schlagen.
Nicht alle Männer
Würden Übergriffe wagen.
Der erste Mann
Er stand mir nah,
Mit erhobener Faust,
So stand er da
Von Hass zerfressen
Und voller Wut
Ein Kind zu schlagen
Dazu gehört Mut!
Mit zornigen Augen
Ein eiskalter Blick
Die Hand schlägt zu
Ich zuck‘ nicht zurück
Blaues Auge
Blutige Lippe
Zerstörtes Vertrauen
Gebrochene Rippe

Er tut was er will
Er weiß, dass er’s kann,
Ein braver Christ,
Ein weißer Mann.

Er hat nichts zu fürchten
Denn ich kann nichts sagen
Es hat keine Folgen
Die eigene Tochter zu schlagen.

Was hätt‘ ich auch tun soll’n?
Wo sollt‘ ich denn hin?
Es war doch der Ort,
An dem ich zuhause bin!

Der zweite Mann
Er war kein echter,
Vielmehr ein Junge,
Ein besonders schlechter.

Ein guter Freund,
Er war echt nett,
Ein lieber Kerl,
Doch nachts im Bett

Da roch ich die Fahne
Ich spürte die Hand
Ich konnte nicht weg
Ich lag an der Wand

Ich konnte nur Flüstern
Ein klägliches Nein,
Mein Körper erstarrte
Er drang in mich ein.


Er nimmt keine Rücksicht
Er weiß, dass er’s kann
Er macht was er will
Und wird so zum Mann.

Er hat nichts zu fürchten
Denn ich darf’s nicht wagen
Seine Zukunft zu zerstören
Und ihn anzuklagen.
Es war nur der Alkohol
Ein kleines Versehen
Es täte ihm Leid
Doch ich muss es verstehen:

Es sei meine Schuld
Ich machte ihn an
Lud ihn zu mir ein
Er sei auch nur ein Mann.

Der dritte Mann
Er ist nicht alleine
Stark in der Gruppe
Die sexistischen Schweine

Sie grölen, sie schreien,
Sie johlen, sie lachen
Auf der Straße, im Bus
Sie können’s ja machen.

Sie zeigen’s mit Gesten
Mit lüsternen Blicken
Sie schreien ganz laut
Sie wollen mich ficken.

Sie sind auf den Partys
Und fummeln beherzt,
Wenn ich mich beschwer,
War alles ein Scherz

Dann bin ich `ne Zicke
Ich wollte es ja so.
Welche Frau liebt denn nicht,
`Ne fremde Hand auf dem Po?


Er drohte mir dann
Und er redet mich klein
Bis ich ihm glaube
So muss das sein!

Ich nehm’s dann halt hin
Das ist auf Partys so
So lange sie nur grabschen
Sei dankbar und sei froh.

Er genießt seine Zeit
Er macht was er kann
Er nimmt was er will
Denn er ist ein Mann.

Er hat nichts zu fürchten
Ich geh zur Polizei:
„Haben Sie getrunken?
Hatten Sie Drogen dabei?

Hatten Sie das hier an?
Sie zeigen viel Haut
Haben Sie denn geflirtet?
Haben Sie ihn angeschaut?“

Sie nehmen mich nicht ernst
Sie versuchen nicht zu verstehen
Wenn mich so etwas stört
Solle ich nicht feiern gehen.

Ich hab große Angst
Wie soll ich das erklären?
Es ist nur ein Gefühl,
Kein Grund zum Beschweren.

Ich hab’s echt versucht
Es hat nichts gebracht
Er folgte mir dann heim
Und hat mich umgebracht!

Eine weitere Leiche?
Sie fällt kaum ins Gewicht
Und was wir dann betonen?
Viele Männer sind so nicht!


Doch was ist mit den Frauen?
Sind ihre Namen vergessen?
Ihre Geschichten, ihre Tode?
Nur in Statistiken bemessen.
Ich bin doch kein Gast auf dieser Welt,
Wisst ihr was ich meine?
Ich will nicht nach seinen Regeln spielen
Denn die Welt ist nicht nur Seine!
Ich will mich endlich sicher fühlen
Ist das denn so verkehrt?
Ein freies Leben für alle Frauen
Denen niemand die Rechte verwehrt.
Versucht nicht aufzugeben,
Steht füreinander ein,
Passt aufeinander auf,
Keine kämpft allein!

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