Zusammen oder gegeneinander?

Werden wir moralisch besser durch kooperative Spiele?

Gemeinsam Lego-Türme oder Sandburgen bauen, ein Riesenpuzzle zusammensetzen, Mensch-ärgere-dich-nicht gegeneinander oder einfach für sich allein spielen: Als Kind spielten wir fast den ganzen Tag und das auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Natürlich lernen Kinder nicht nur bestimmte Fertigkeiten dadurch, sondern Spiele formen auch unser Sozialverhalten. So haben einige Studien schon herausgefunden, dass kooperatives – also gemeinsames – Spielen das prosoziale Verhalten von Kindern fördert. Das bedeutet, sie teilen mehr mit ihren Mitspieler_innen und helfen sich auch häufiger. Diese Ergebnisse bezogen sich aber bisher immer nur auf die Mitspieler_innen. Wie sieht es aber gegenüber Unbeteiligten aus? Das untersuchten jetzt Wissenschaftler_innen des Leipziger Forschungszentrums für frühkindliche Entwicklung (LFE) der Universität Leipzig und des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie Leipzig.

Für ihre Studie entwickelten sie eigens ein neues Spiel mit Namen „KoKo“. Das Besondere an KoKo ist, dass es gegeneinander, miteinander und alleine gespielt werden kann. Der Vorteil daran: die Spielsituationen können besser verglichen werden, denn bisher gab es keine Studie, die all diese drei Arten zu spielen untersucht hat. Bei dem Spiel können Kinder Murmeln in einer Box balancieren. Dabei sitzen sich die Spielenden gegenüber und versuchen durch das Ziehen an Schnüren die Box so zu bewegen, dass die Kugel in die richtige Richtung rollt.

*Zusammen oder gegeneinander*
Nachdem zwei Kinder entweder alleine, mit- oder gegeneinander gespielt hatten, beobachteten die Wissenschaftler_innen, wie sie sich in drei unterschiedlichen Szenarien verhielten. Beim ersten konnten die Kinder nach dem Spielen einige Aufkleber mit einem anderen Kind teilen, welches nicht mitgespielt hatte. Beim zweiten wurde beobachtet, wie Kinder sich in einem Puppenspiel verhalten, indem sie jemand anderes in ein Ballspiel einbinden konnten. Und zum Schluss wurden die zwei Kinder, die vorher KoKo gespielt hatten, im freien Spiel beobachtet. Schon während die Kinder KoKo spielten, zeigten sich sehr interessante Verhaltensweisen: „Als die Kinder unser Spiel alleine gespielt haben, haben sie sich manchmal miteinander verglichen und einen Wettkampf erzeugt, obwohl wir das gar nicht wollten. Ich fand das spannend, da es zeigt, dass Kinder in Deutschland es sehr gewohnt sind, Spiele gegeneinander zu spielen“, erklärt Toppe, Doktorand am LFE.

Hatten sie ein kooperatives Spiel gespielt, waren die Kinder eher bereit, auch mit einem ihnen unbekannten anderen Kind zu teilen. Die Ergebnisse stützen also die Annahme der Wissenschaftler_innen, dass die Art des Spielens das prosoziale Verhalten von Kindern beeinflusst und damit eine wichtige Grundlage für ihre moralische Entwicklung sein kann.

*Neue Spiele braucht das Land*
Für die Forschenden ist klar, dass dieses Wissen dabei helfen kann, neue Spiele zu entwickeln, die die Offenheit und Gutmütigkeit von Kindern fördern. Allerdings seien diese Ergebnisse nicht auf die Inklusionsbereitschaft übertragbar. „Kooperative Spiele sind also keine Pauschallösung - sie haben ganz bestimmte Effekte“, erklärt der Experte.
Auf der ganzen Welt werden Spiele in verschiedenen Kulturen auf ganz unterschiedliche Arten gespielt. Die Ergebnisse dieser Studie könnten deswegen nicht einfach verallgemeinert werden, betont Toppe. Um mehr über den Einfluss von Spielen auf die kindliche Entwicklung zu lernen, sei es wichtig, die Studie als Fortsetzung des Projekts in anderen Kulturen durchzuführen.

Übrigens kam das gemeinsame KoKo-Spiel sehr gut an: „Die Kinder haben es schnell verstanden und gerade beim kooperativen Spielen viel Spaß gehabt. Viele Eltern haben gefragt, ob sie das Spiel mit nach Hause nehmen können oder wo es das Spiel kaufen gibt“, berichtet Toppe. Es muss also offenbar nicht immer nur Wettkampf sein...

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung