Berühmt wird, wer zum Medium passt

Wissenschaftler*innen untersuchten den Einfluss von Kommunikationsmitteln auf die Bekanntheit

Wieso lernt man im Geschichtsunterricht über frühere Zeiten eigentlich immer nur die Namen berühmter Heeresführer, Königinnen oder religiöser Persönlichkeiten kennen? Gab es damals keine anderen Stars, wie Sänger_innen, Sportler_innen oder Wissenschaftler_innen? Doch natürlich, aber es gab kaum Aufzeichnungen über solche Biografien, was sich mit der Erfindung von Medien wie Druckmaschinen, Radio, Fernsehen und heute dem Internet drastisch verändert hat. Aber diese Kommunikationsmedien haben selbst auch einen Einfluss darauf, wer und zu welchem Zeitpunkt weltweit berühmt wird. C. Jara-Figueroa und Kolleg_innen vom US-amerikanischen Massachusetts Institute of Technology fanden nämlich heraus, dass jede neue Kommunikationstechnologie sozusagen ihre Lieblings-Berühmtheiten hervorbringt, je nachdem welche Biografien sich in einem Medium besonders gut darstellen lassen.

Welche Auswirkungen neue Kommunikationstechnologien tatsächlich haben, ist schwierig herauszufinden, da die Daten über historische Ereignisse begrenzt sind. Immerhin schafften es die Studien-Autor_innen, einen Datensatz von fast 14.000 Biografien in Wikipedia oder Wikidata auszuwerten, die klassifiziert waren nach ihrem Hauptberuf. Dann analysierten sie, wie sich die Erfindung von Druckmaschine, Radio und Fernsehen auf die biographischen Inhalte auswirkten, die nach ihrer Einführung aufgezeichnet wurden.

Die Erfindung des Druckens macht Menschen aus Kunst und Wissenschaft berühmt

Sie fanden heraus, dass die Einführung des Druckens (1450-1880) mit einem Anstieg der Zahl der Malerinnen, Komponisten und Wissenschaftlerinnen verbunden war, die in den biographischen Aufzeichnungen auf Wikipedia erfasst wurden. Gleichzeitig wurden in dieser Zeit die erfassten Biografien religiöser Figuren seltener. Städte, in denen schon sehr früh gedruckt wurde, waren dann auch eher die Wiege der erfassten Wissenschaftlerinnen und Künstler als Städte, die den Druck erst später einführten. Mit der Erfindung des Radios (1880-1950) wurden dann auch mehr Schauspielerinnen und Sänger berühmt.

Solche Biografien nehmen dann noch mehr zu, wenn man den Zeitraum betrachtet, als das Fernsehen als Medium auftaucht (1950-2000). Mit der Verbreitung des Fernsehens scheinen darüber hinaus auch mehr Sportler_innen bekannt zu werden. Nach Ansicht der Wissenschaftler_innen könnte das darauf hindeuten, dass historische Persönlichkeiten, deren Arbeit am besten für die Darstellung in den verfügbaren Medien geeignet war, zum Beispiel Musiker für den Rundfunk und Sportlerinnen für das Fernsehen, am ehesten in historischen Aufzeichnungen festgehalten wurden.

Die Autoren betonen, dass ihre Daten weitgehend auf Wikipedia-Einträgen basieren und stellen heraus, dass sich das Erinnern an frühere Persönlichkeiten und der damit verbundene Ruhm im Laufe der Zeit auch verändern kann. Besonders die digitalen historischen Aufzeichnungen werden einen großen Einfluss darauf haben, welche Biographien weltweit bekannt werden, und es wäre laut den Forscher_innen interessant zu erfahren, welche "Helden" wir für zukünftige historische Aufzeichnungen produzieren werden. Denn der Einfluss von Kommunikationstechnologien und derer die sie bestücken und bedienen, verändert das kollektive Gedächtnis und die Zusammensetzung derjenigen, die weltweit berühmt geworden sind und es vermutlich noch werden.

Die Studie wurde am 20. Februar 2019 in der Open-Access-Zeitschrift PLOS ONE veröffentlicht.

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