Das Meer und das Plastik

Beitrag zum Schreibwettbewerb Morgengrün von Alex, 17 Jahre

Ich habe das Meer schon immer geliebt. Es hat, seit ich es bewusst wahrnehmen kann, eine intensive und mysteriöse Anziehung auf mich. Salzwasser, Algen und Heimat. Das verbinde ich mit dem Ozean. Klingt kitschig, nicht? Diese gewaltigen Wogen, die Milliarden Tonnen an Wasser, die so viel Leben beherbergen und doch gleichzeitig so tödlich sein können, sollten sie sich über dem Festland entladen. Die Schönheit des Meeres ist so berauschend, dass man leicht vergessen kann, was der Realität entspricht:

Plastik. Dass ein einziges Wort so viel Schaden anrichten kann. Es ist heutzutage überall im Meer vorhanden, in sichtbarer und unsichtbarer Form. Plastikflaschen, Plastiktüten, Plastikgeschirr, Strohhalme, Schüsseln, Aufkleber, Mikroplastik. Die Weltmeere sind verseucht davon, und es wird immer schlimmer. Schildkröten und Wale fressen Plastiktüten und gehen daran zugrunde, Fische nehmen Mikroplastik auf und geben es an den Menschen weiter, das letzte Glied in der Nahrungskette. Seevögel verenden jämmerlich, weil sich Plastikteile in ihre Mägen winden oder Tüten ihre Lungen verstopfen.

Und wir Menschen? Wir machen munter weiter. Produzieren weiter den Kunststoff, der erst in gefühlten einer Million Jahren verrotten wird. Der Kunststoff, von dem nur ein Bruchteil recycelt wird, von dem das meiste einmalig verwendet wird und anschließend im Müll landet. Endstation Meer. Böse Zungen sagen, dass die Menschen nicht nur viele andere Spezies ausrotten, sondern auch ihr eigenes Grab schaufeln. Das stimmt wahrscheinlich. Krebserregende Kunststoffe, Mikroplastik in unserer Nahrung und giftige Dämpfe sind Alltag, auch wenn wir das nicht immer sehen können oder nicht wollen. Wir verschließen die Augen davor, einfach, weil es einfacher ist. Die Frage, die ich mir fortwährend stelle, ist die, die sich nach der Dauer richtet. Wie lange kann das noch so weitergehen? Wie lange noch, bis es mehr Plastikpartikel als Lebewesen in den Weltmeeren gibt? Wie lange, bis alles im Wasser existierende Leben zerstört ist und der Seuche Plastik zum Opfer gefallen ist? Wie lange noch, bis die Menschheit aufwacht, ihre Lethargie ablegt und erkennt, was sie anrichtet und endlich gemeinsam an einem Strang zieht? Wie lange?

Auf der anderen Seite muss man den Menschen auch Tribut zollen. Nicht alle sind untätig. Einige bemühen sich nach Kräften, die Meere zu retten. Sie sammeln Plastik an den Stränden und im Wasser, wollen Strategien entwickeln, wie man die großen Müllstrudel in den Ozeanen auflösen und das Plastik einsammeln könnte. Starten Hilfsorganisationen und initiieren Projekte, die Meerestieren zu Hilfe kommen. Es wird etwas getan, aber bei Weitem nicht genug. Langfristig müssen die Menschen, die diesen Müll produzieren (also vor allem die in den Industrieländern der Welt), erkennen, dass der Weg, den sie eingeschlagen haben, in eine Sackgasse führt. Egoistisch, wie wir natürlicherweise sind, sollten wir doch an uns und nachfolgende Generationen denken und verstehen, dass wir uns selbst schaden und unsere Handlungen uns nicht Gutes tun.

Ich bin fest davon überzeugt, dass, wenn jeder fähige Mensch partizipiert, der weltweite Plastikverbrauch gesenkt werden kann und die Müllhalde Meer wieder mehr zum Lebensraum Meer wird. Dass dies anstrengend, langwierig und schwerfällig wird, ist klar. Aber irgendwo muss man anfangen, um Veränderung zu erzielen, sonst bleibt der Status quo auf ewig bestehen. Und dabei wäre es so einfach. Auf Plastikgeschirr und Strohhalme verzichten, weniger abgepackte Lebensmittel kaufen und wenn es schon Plastiktüten sein müssen, dann diese mehrmals verwenden. Dazu ist Aktionismus und manchmal auch Überwindung gefragt, aber das ist es absolut wert. Und man muss positiv gestimmt sein.

Zuletzt ein Appell: Beim letzten Strandspaziergang oder Urlaub am Meer einfach auf die Umgebung um sich herum achten. Kommt man an Müll vorbei, nicht einfach wegsehen und vorbeigehen, weil es ja dreckig und widerwärtig sein könnte. Nein, aufheben, mitnehmen und in die nächste Mülltonne werfen. Das ist besser als nichts, ein kleiner Beitrag zur Besserung. Und wer weiß, bei all den intelligenten Menschen auf unserem Planeten dürfte es hoffentlich nur eine Frage der (kurzen) Zeit sein, bis ressourcenschonendes und recycelbares Plastik entwickelt oder besser noch eine Alternative dafür gefunden ist.
Hier kommt wieder der Egoismus ins Spiel: Ich will das Meer nicht verlieren. Dafür liegt es mir zu sehr am Herzen.

Mehr Infos zum Schreibwettbewerb