Alles hat seine Nachteile

Beitrag von Natalie H., 13 Jahre

Gedankenverloren betrachte ich das endlose Meer.

Die Schiffe darauf sind kaum zählbar, der Stahl aus dem sie gemacht sind, blitzt und blinkt. Es sind mindestens dreißig, die ich mit meinem Fernglas sehen kann. Sie fischen das Plastik ab, um es wiederzuverwerten.

Es gibt nicht mehr genug davon, denn es gibt immer mehr Menschen auf der Welt und immer weniger Erdöl.

Ein steinreicher Wissenschaftler hat schließlich alles umgekrempelt. Jetzt fahren seine Schiffe über die Meere und versuchen, sie zu reinigen. Sie sind nach einer speziellen Technik gebaut, die es früher noch nicht gab und die es möglich macht, so viel Plastik zu fischen wie es gibt - mit mehr oder weniger Erfolg, denn das Plastik hat sich oftmals schon so weit zersetzt, dass es unmöglich ist, alles abzufischen.

Auch die Fabriken, die das Plastik wiederverwerten, sind komplett erneuert worden. Sie beziehen ihren Strom mit Hilfe von Sonnen- und Wärmeenergie, denn dadurch, dass die Ozonschicht immer weiter schwindet, wird es immer heißer auf der Erde. Trotzdem haben wir meilenweite Fortschritte gemacht, zumindest im Vergleich zur Umweltpolitik in den Jahren um 2015 herum.

Auch andere Fabriken und Transportfahrzeuge stoßen keine Abgase mehr aus und laufen ausschließlich mit Wasserkraft.

Müll einfach in die Gegend zu schmeißen, wird mit bis zu neun Monaten Freiheitsstrafe bedacht. Der Müll wird nicht mehr verbrannt, sondern ebenfalls recycelt.   
                                               
Vermutlich sollte ich es eklig finden, dass Möbel oder Kleidung aus, zum Beispiel, Zigarettenstummeln oder Bananenschalen gemacht sind (was man natürlich nicht sieht), aber wir finden es ganz normal, was sollen wir denn sonst auch machen?

Die vorherigen Generationen auf unserem Planeten haben Rohstoffe ausgebeutet, bis nichts mehr für uns da war. Wahrscheinlich, nein, mit ziemlicher Sicherheit, haben sie nur an Geld gedacht und nicht daran, dass sie nicht die Einzigen auf der Erde sind und sein werden.

All die Arbeit wie Dinge herstellen, Energie gewinnen oder auf den Plastikkuttern arbeiten, erledigen allerdings keine Menschen mehr, sondern Roboter. Auch in Fabriken und Geschäften arbeiten keine Menschen mehr. Alle mühsamen Arbeiten erledigen Maschinen für uns.

Geld verdienen wir jetzt eigentlich nicht mehr, wir haben es nicht nötig. Wir bekommen Geld vom Staat, um zu leben, nur Jobs wie Wissenschaftler, Arzt, Polizist oder Politiker werden nicht von Maschinen erledigt, das geht nicht. Dafür bekommen sie Geld und sind so zwar reicher als wir Normalbürger, müssen aber dafür auch arbeiten. Jeder Erwachsene bekommt gleich viel Geld, unabhängig davon, wie viele Personen in seinem Haushalt leben. Ich habe zwei Geschwister, weshalb wir pro Person weniger Geld haben als eine Familie mit zwei oder weniger Kindern.

Alle Kinder besuchen bis zur achten Klasse eine Schule, um grundlegende Dinge wie Mathe oder Sprachen zu lernen. Es gibt auch keine Lehrer mehr, uns bringen Roboter alles bei.                       

Wenn man für sein späteres Leben Ziele wie zum Beispiel Wissenschaftler oder Politiker anstrebt, muss man nach der regulären Schule eine Universität besuchen, die den jeweiligen Beruf anbietet.

Von Tafel, Stiften oder Kreide habe ich nur in Geschichten meiner Großmutter gehört, so etwas gibt es gar nicht mehr. Heute werden Hologramm-Tablets und Notebooks im Unterricht verwendet.
Aufgrund einer neuartigen Technologie können wir mithilfe eines Chips unter der Haut Hologramme und Computerbücher in die Luft projizieren, welche wir auch verändern und bearbeiten können. Diese Technik benutzen allerdings nur die Personen, die einen Beruf ausüben oder erlernen.

„Marie!“, ruft jemand von nebenan. Es ist Leyla, meine Mitbewohnerin.

Seit einem Jahr wohnen wir gemeinsam hier, zusammen mit Jonas, Ryan und Aleandra. Hier, das ist Valencia in Spanien. Wir alle haben uns an der Rex-Sanders-Universität beworben und wurden angenommen. Es ist eine Universität für moderne Technologie und Naturwissenschaften, die uns darauf vorbereitet, später Wissenschaftler, oder in Aleandra, Leylas und meinem Sinne, Wissenschaftlerin zu werden.

Eigentlich komme ich aus Deutschland, dort lebt auch meine Familie. Alle in unserer WG kommen aus unterschiedlichen Ländern, denn die Rex-Sanders-Universität ist die einzige Universität für Natur- und Technikwissenschaften in Europa.

Seit ich klein war, wollte ich Wissenschaftlerin werden und etwas genauso Großes vollbringen wie Carter Johnson, der Wissenschaftler, der die Meeresverschmutzung aufhalten will.

Ich will den Tieren helfen.

Es gibt immer weniger von ihnen auf der Erde, dafür aber eine immer längere Liste mit vom Aussterben bedrohten Tieren. Inzwischen sind auch Robben und Löwen betroffen, die vor einem Jahr noch nicht darauf standen. Nur Insekten gibt es in Hülle und Fülle.

Die Ausbildung ist hart, und meine Familie hatte anfangs Schwierigkeiten, sie zu finanzieren, weshalb lange Zeit nicht sicher war, ob ich überhaupt meinen Traumberuf erlernen kann. Aber ich habe mich durchgesetzt, und weil ich laut der Weltregierung sehr vielversprechend bin, wird meine Ausbildung inzwischen von dieser bezahlt.

Ich möchte nicht tagein, tagaus im Garten liegen und den Mücken zuhören oder jahrelang durchgehend mit meinem kleinen Bruder Ball spielen.

Weil die Menschen kaum noch arbeiten, haben sie nicht viel zu tun. Einkaufen und den Haushalt machen, das schon, aber selbst dafür gibt es schon Roboter. Weil die Menschen sich kaum noch bewegen, wenn sie nicht ständig ins Fitnessstudio gehen, werden viele immer dicker, was auch ungesund ist, vielleicht ungesünder als das Arbeiten selbst.

Schon oft habe ich mich gefragt, ob es nun gut ist, dass fast niemand mehr arbeitet. Ich bin nie zu einer Antwort gelangt. Alle, die ich gefragt habe, haben gesagt, die Roboter seien ein großartiger Schritt für die Menschheit, aber ich bin einfach nicht sicher.

Wenn mir doch nur jemand eine Antwort darauf geben könnte.

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Autorin / Autor: Natalie H., 13 Jahre