Die Zukunft der Kunst

Beitrag von Evita, 19 Jahre

Frage: Was ist ein Künstler? Antwort: Ein Herz, das weiß, wofür es schlägt. Ein Wahnsinn, der schlaflos durch die Straßen zieht. Der Traum einer anderen Welt.

Frage: Was macht ein Künstler? Antwort: Das Leben – Indem er Seelen heilt, Verstand verstellt und Sonnenschein in dunkle Zimmer fallen lässt.

Frage: Wie lebt ein Künstler? Antwort: -


Wer finanziert Träume? Wer finanziert Liebe? Wer finanziert Hoffnung, Verständnis und Menschlichkeit? Anders: Wer legt den Preis für diese Dinge fest? Welchen Wert hat Kunst in einer Zeit, in der jeder seine Werke online postet, sodass von Kulturbanause bis Dozent jeder einen kurzen Blick drauf werfen kann, ehe er das Bild liked oder weiter scrollt? Eine Zeit, in der niemand Zeit hat und jeder Künstler seine nackte Seele im Internet begräbt, um doch ein paar Minuten lang Anerkennung zu spüren. All das Herzblut für eine Zeit nach dieser Zeit, in der Forscher, die etwas von Kultur (oder was davon übriggeblieben ist) verstehen, alte Internetseiten durchsuchen und einen Post, der damals nur ein paar Likes bekommen hat, für mehrere Millionen an eine Museumswand zu hängen.

Wie werden die Künstler der Zukunft leben, die mit zwei verschiedenen Socken und losen Schnürsenkeln auf den Arbeitsmarkt stolpern? Was ist Kunst noch wert, wenn der Künstler nur wert ist, wie hoch die Anzahl seiner Follower ist, die nur ein paar Euro wert sind? Zahlen machen Menschen groß, die auf Zahlen angewiesen sind. Talent ist längst nicht so wichtig wie eine gute Marketingstrategie. Überteuerte und doch wertlose Werke kaufen, nur um ein fancy Foto damit zu posten? Machen wir gerne! Denn Zahlen machen uns berühmt, Zahlen machen uns beliebt, Zahlen machen uns reich. Wir träumen von Zahlen, wir lieben Zahlen, wir hoffen auf größere Zahlen. Zahlen, Zahlen, Zahlen.

Doch womit zahlen wir? Wir zahlen mit unserem Herzen, das vergisst, wofür es schlägt. Wir zahlen mit dem Wahnsinn, der nur noch durch seinen Käfig zieht. Wir zahlen mit unseren Träumen, die an Realität verlieren. Wir verlieren das Leben. Wir tauschen Seelenheiler durch technische Reparateure, tauschen Verstandversteller durch manipulative Marketinggenies, tauschen Sonnenschein durch Handylicht aus. Wir verlieren unsere Hoffnungen, unser Verständnis und unsere Menschlichkeit in einer digitalen Welt, weil unsere Augen vom vielen Auf-das-Handy-Starren ganz runzlig geworden sind und irgendwie fast blind. Aus „Mehr Schein als Sein“ wird „Sein durch Schein“, denn wenn wir nicht online sind, sind wir nicht.

Frage: Wie lebt ein Künstler? Antwort: Mit Angst und doch hoffend. Mit Träumen und Albträumen. Mit Liebe als Währung, die ihm keiner wechseln kann.


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Autorin / Autor: Evita, 19 Jahre