Fairer Handel

Arbeiten im Weltladen

Die vorherrschende Meinung über Weltläden - sofern man/frau denn überhaupt schon einmal davon gehört hat: Das ist eh nur was für Ökos. Was so nicht stimmt. Sicher wird Wert darauf gelegt, dass die angebotenen Waren umweltfreundlich produziert werden, aber den Weltläden geht es um mehr. JedeR sollte sich überlegen, ob sie/er nicht doch mal im nächsten Weltladen vorbeischaut. Aus der sogenannten "Dritten Welt", das heißt aus vielen Ländern Afrikas, Asiens und Südamerika, stammen nämlich viele unserer Nahrungsmittel: Kakao, Kaffee, Honig, Nüsse... Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.

Leben am Existenzminimum

Was viele nicht wissen (oder was sie auch einfach nicht interessiert): Die Produzenten all dieser Dinge leben häufig am Existenzminimum. Denn bis das Kakaopulver hier im Laden steht, hat es einen weiten Weg über eine große Zahl von Zwischenhändlern hinter sich. Jeder will natürlich etwas daran verdienen, und so wird bei jeder Zwischenstation etwas mehr auf den Preis aufgeschlagen. Aber trotzdem soll der Endpreis für die Verbraucher in den Industrieländern - also für uns - nicht zu hoch liegen, und deshalb wird am schwächsten Glied der Kette gespart: bei den Produzenten. So werden Löhne gezahlt, die kaum zum Überleben reichen. Das führt dazu, dass die Kinder der Arbeiter keine Chance auf eine Bildung haben; oftmals müssen sie sogar selber arbeiten. Hinzukommen noch schlechte Arbeitsbedingungen: zu lange Arbeitszeiten sind häufig, Krankheits- und Unfallrisiken hoch. Soziale Vorsorge ist oft kein Thema, der Arbeitnehmer trägt das Risiko bei Krankheit und Unfall selbst. Dazu kommt oft auch noch die Benachteiligung von Frauen. Und wo wenig Geld ist, wird natürlich auch am Umweltschutz gespart. Wer allerdings Raubbau an der Natur betreibt, entzieht sich auf lange Sicht selbst die Lebensgrundlage.

Fairer Handel hilft

All dem versucht der faire Handel entgegenzuwirken, indem er die Produkte der Hersteller möglichst direkt vermarktet, also weitgehend ohne Zwischenhändler arbeitet. Die Produzenten bekommen einen Preis garantiert, der zu mehr als zum bloßen Überleben reicht. Sie sind oft in Genossenschaften zusammengeschlossen und entscheiden gemeinschaftlich, in welche Projekte, zum Beispiel Schulen oder Krankenhäuser, der Mehrverdienst fließen soll. Zusätzlich werden umweltfreundliche Produktionsmethoden wie Ökolandbau besonders gefördert, zum Beispiel durch zusätzliche Zahlungen. So wird eine langsame Umstellung auf das Prinzip der Nachhaltigkeit angestrebt, damit auch Nachfolgegenerationen noch auf natürliche Ressourcen zurückgreifen können. Trotz allem wollen sich die Produzenten in den Entwicklungsländern nicht als Almosenempfänger verstanden wissen, denn durch den fairen Handel bekommen sie nur das, was ihnen zusteht und was für uns selbstverständlich ist: einen gerechten Lohn für ihre Arbeit. Dadurch liegt zwar der Endpreis im Laden höher, als der für Produkte vom Discounter, aber der soziale Wert ist nicht mit Geld zu bemessen.

Autorin / Autor: wistersno - Stand: 5. März 2003