„I want to be like you“

Brauchen wir eigentlich Vorbilder?

„I want to be like you“ sang schon der Affe King Louie im “Dschungelbuch” und versuchte dabei den aufrechten Gang des Menschenkinds Mogli zu imitieren. Natürlich gelang es dem größenwahnsinnigen Orang Utan nicht, viele tausend Jahre Evolution aufzuholen. Auch außerhalb des Dschungels bleiben Vorbilder oft unerreicht, was viele Menschen nicht davon abhält, einem Artgenossen, der sie durch seine überzeugende Persönlichkeit dazu anspornt, seine Eigenschaften und Fähigkeiten übernehmen zu wollen, nachzueifern. Die Geschichte von Menschen und ihren Vorbildern ist lang und keineswegs immer zum Scheitern verurteilt. Hat man sich nicht gerade Ozzy Osbourne als Leitbild ausgesucht, können sich Vorbilder nämlich durchaus positiv auf den Charakter eines Menschen auswirken. Doch wie sagte Erich Kästner einst: Niemand ist so schlecht, als dass er nicht noch als schlechtes Beispiel dienen könnte. Und hat man verstanden, dass man als Verschnitt des von Alkohol und Drogenkonsum gezeichneten Altrockers nicht gesellschaftsfähig ist, hat man auch wieder etwas gelernt.

Selbst für andere ein Vorbild sein können

Wie fast alles im Leben, ändern sich auch Vorbilder mit dem älter werden. Typische Kinder-Vorbilder sind zum Beispiel die Protagonisten aus Zeichentrick- oder einschlägig bekannten Vorabendserien. Spätestens mit Ende der Pubertät sollte man jedoch zu der Erkenntnis gekommen sein, dass Superman eine fiktive Figur ist, dessen Kräfte zu erreichen es absolut unmöglich ist und Oli P. das exakte Gegenteil von dem fliegenden Helden ist. Dann ist die Zeit reif für Vorbilder, die sich diesen Status verdient haben: Friedensnobelpreisträger, Bestsellerautoren oder Spitzensportler. Sich selbst hohe Ziele zu stecken ist durchaus ehrenwert, doch die wenigsten schaffen es, mit solch einem Vorbild gleichzuziehen. Zum Trost kann man sich dann die Frage stellen, ob man wirklich zum besseren Menschen wird, wenn man die 40 km in zwei Stunden läuft. Wer diese Frage mit „Ja“ beantwortet, dessen Körper hat auf dem Weg zum Weltrekord eindeutig schon zu viele Endorphine produziert. Realistischer ist es also, wenn man sich seine Vorbilder im näheren Umkreis sucht. Hierzu neigen überraschenderweise auch die meisten Jugendlichen. Mädchen orientieren sich stark an der Mutter, wohingegen Jungen eher dazu tendieren, sich erfolgreiche Sportler als Vorbild zu nehmen. Der eigene Vater steht immerhin auf Platz 2 in ihrer „Vorbilder-Hitliste“. Klingt wie ein Klischee, aber eine von Forschern der Universität Siegen durchgeführte Studie belegt es. Fest steht auch, dass hinter allem Streben meistens nur das eine Ziel steckt: Selbst für andere ein Vorbild sein zu können.

Autorin / Autor: Alexi - Stand: 6. August 2003