"Entwicklung ist weiblich"

Indische Mode, indische Filme und indische Tänze sind hip. Wie es aber vor allem für die Frauen in Indien wirklich aussieht, wissen viele nicht.

Letzten Sommer wurde der traditionelle Look der indischen Frauen oft kopiert und erlangte einen regelrechten Boom. Viele Frauen auf der ganzen Welt meldeten sich nach Truth Hurts "Addiction" in Bauchtanzkursen an, ohne zu wissen, welchen Stand eine Frau in Indien tatsächlich hat. Für viele Inderinnen war dies eine Zeit, um stolz auf ihre Herkunft zu sein. Doch der Alltag der meisten Inderinnen ist nicht von grenzenloser Grazie und Anmut, sondern von gnadenloser Unterdrückung gekennzeichnet.

Frauen als "finanzielle Last"

Eine alte Religion in Indien brachte ein hohes Ansehen der Frau mit sich. Durch die Kolonialzeit änderte sich dies jedoch und ist bis auf wenige Teile in Indien heute noch zu spüren. Die Religion dient immer noch zur Unterdrückung der Frau. Im Gesetzbuch einer Religion (die der Manus) steht, dass eine Frau ihr Leben lang einem Mann zu dienen habe. In der Kindheit ihrem Vater, dann ihrem Mann und später ihrem Sohn. Es ist vollkommen für sie ausgeschlossen, offen ihre Meinung zu sagen oder Wünsche und Bedürfnisse zu äußern.
Töchter gelten in Indien als "Last" - vor allem wegen des Mitgiftsystems, welches Familien in den Ruin stürzt, da die Mitgiftsteuer für die Familien der Töchter immer mehr steigt. Ein Sohn dagegen bringt eine Mitgift ins Haus, wenn er heiratet, da die Familie der Frau ihm wertvolle Gegenstände oder Viehzeug schenkt. Geht die Ehe in die Brüche, finden viele Frauen den einzigen "Ausweg" im Selbstmord. In einem Jahr gab es in Delhi (Hauptstadt) 350 Selbstmorde von Frauen, die sich verbrannt haben. Oft helfen die eigenen Schwiegereltern nach, da die Schwiegertochter eine bleibende finanzielle Belastung darstellen würde. Ebenfalls wird die verbotene Sati praktiziert, die beinhaltet, dass eine Witwe ihrem Mann in den Tod folgt. Viele Frauen wollen nicht aus Kummer sterben, sondern haben Angst vor einer ungewissen finanziellen Zukunft, da Frauen finanziell an Männer gebunden sind.
Und dies alles geschieht, obwohl die Gleichstellung von Mann und Frau in Indien gesetzlich festgelegt wurde, es seit 1961 keinen Mitgiftzwang mehr gibt und die Abschaffung von Kinder-Ehen festgelegt wurde.

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Autorin / Autor: Mishara - Stand: 12. November 2003