Die Kraft der Gedanken

Ein Beitrag von kathalouise, 14 Jahre

Es ist der Wahnsinn! Der absolute Wahnsinn! Ich hatte schon gehört, dass es unbeschreiblich ist, wenn man endlich volljährig, also 16 Jahre alt ist und somit  100 % seiner Gedanken Kraft benutzen kann. Aber hätte ich jemals erwartet was ich nun alles machen kann? - Nein, niemals hätte ich das gedacht.
Jedoch kann ich auch verstehen, dass ich bisher nicht wusste, was auf mich zukommt denn dieses irre Gefühl kann ich gar nicht beschreiben, als hätte ich die härteste Droge zu mir genommen die es auf der Welt gibt. Jede einzelne, verdammte Zelle meines Körpers kann ich spüren, jeden noch so winzigen Blutstropfen, welcher durch meine Adern fließt, kann ich hören.
Der Stift, mit dem ich mich in die Liste fürs Studium an der Universität in Hamburg eintrage, schwebt vor mir in der Luft und bewegt sich genau so, wie ich es haben will. Unglaublich! Ich möchte Neurologie studieren, da bin ich mir ganz sicher, ich möchte verstehen, was sich in unserem Gehirn mit dem 16. Lebensjahr ändert. Bis jetzt weiß ich, dass wir als Baby ( mit 1-2 Jahren) ca. 12% unseres Gehirns nutzen können (das ist mehr als die Menschen früher benutzen konnten als sie erwachsen waren) und jedes Jahr an unserem Geburtstag können wir ungefähr 6,25% mehr von unserem Gehirn benutzen.
Ich finde das alles sehr faszinierend.
Leonie sieht das anders, sie akzeptiert einfach wie es ist und will der Sache nicht auf den Grund gehen. Sie möchte Jura studieren. Bäh, so langweilig immer dieses Gesetze auswendig lernen. Aber naja, jedem das seine. Ach ne, ich Dummkopf! Wir sind jetzt beide 16, sie schon seit 1 Woche. Das bedeutet, sie kann sich alle Gesetze durchlesen und dann sind sie in ihrem Gedächtnis, für immer. Vielleicht ist Jura doch nicht so schwierig wie ich dachte.
Eigentlich müsste die Welt zusammenstürzen, wenn alle volljährigen Menschen 100% ihres Gehirns benutzen könnten, aber wir denken jetzt alle logisch und mitfühlend. Wir leben in Frieden.
Alle Menschen auf unserer Welt haben verstanden, dass Gewalt keine Lösung ist, das macht das Leben miteinander sehr viel einfacher. Unser Gehirn will, dass wir Menschen leben, deshalb fängt kein Krieg an und die Welt geht nicht in die Luft, nur weil jemand daran denkt. Denn wenn die Welt nicht mehr existiert, sterben auch wir Menschen und wir wollen um jeden Preis leben. An erster Stelle stehen die Lebewesen des Planeten Erde.
Der Sinn unseres Lebens ist es, der nächsten Generation ein gutes Leben zu erschaffen wie unsere Vorfahren es auch für uns taten. Es gibt natürlich immer noch Probleme zu lösen, welche Generationen vor meiner erschaffen wurden. Aber die armen „10 %-tler“ wie wir sie nennen konnten ja nichts dafür.
Der Infozettel in meiner Hand fühlt sich lustig an, ich glaube, das war mal eine Eiche...
In dem Studiengang, welchen ich belegen möchte, geht es darum, wie ich es am besten schaffe, in mein eigenes Gehirn zu schauen und es auszuwerten, um die Neurologie besser verstehen zu können.
Da mein Beruf also nur mit mir und meinem Gehirn funktioniert ohne irgendwelche Maschinen (wir hassen zu viel moderne Technologie), kann mein Arbeitsplatz überall sein, selbst Unterwasser oder einfach in meinem Bett. Schlaf brauchen wir übrigens auch ziemlich viel, denn wir erleben sehr viel an einem Tag und die ganzen Eindrücke müssen verarbeitet werden. Darin ist unser Gehirn natürlich super schnell, aber letzten Endes gewinnen wir so viele neue Eindrücke jeden Tag, dass wir mindestens 9 Stunden in der Nacht schlafen müssen.
Dieser Beruf, Neurologe, ist sehr anstrengend und man muss seine „Gehirnkraft“ gut unter Kontrolle haben. Deshalb spare ich mir meine Gehirnkraft für die Arbeit auf und benutze sie ansonsten nur zur schnellen Fortbewegung und zur Kommunikation.
Das mit der Kommunikation funktioniert wie folgt: Wenn Leonie mir etwas mitteilen will, wie zum Beispiel, welches unser wichtigstes Gesetz ist, dann höre ich ihre Stimme in meinem Kopf. Ich habe von meiner Mutter erfahren, dass die 10%-tler früher aus dem Mund geredet haben. Wir essen mit unserem Mund und singen durch ihn.
Meine Eltern sind beide  mit 45 Jahren gestorben, 10%-tler würden jetzt vermutlich erschrocken aufkeuchen und fragen was passiert ist, dass sie so früh starben. Aber für uns ist 45 tatsächlich alt. Unser Körper ist für die viele Gehirnarbeit nicht geschaffen, aber Wissenschaftler vermuten, dass sich die Menschheit darauf anpassen wird. Bisher sind wir Menschen aber auch mit 45 Jahren Lebenszeit zufrieden. Wir haben lieber ein glückliches kurzes Leben, ohne Gewalt und Terror, als die 10%-tler, welche die Möglichkeit haben lange zu leben, aber sich alle von einer Klippe stürzen, da ihr Leben sich nicht zu leben lohnt.
Führungskräfte gibt es unserer Welt keine, sobald der erste Mensch 100%- tig wurde wurden alle Führungskräfte zu normalen Bürgern. Wir regieren alle gemeinsam, denn wir haben alle vom Grundsystem her ein ähnliches Gehirn. Wir wissen, an welche Regeln wir uns halten müssen, was richtig und was falsch ist und welche Entscheidungen wir wie treffen müssen. Trotzdem ist nicht jeder Mensch derselbe. Wir trauern auf unterschiedlichste Weise oder mögen unterschiedliche Dinge.
Leonie mag Jura und Fußball, ich interessiere mich für unser Gehirn und für Musik. Die Musik von den 10%-tlern ist ziemlich inspirierend, aber auch die moderne Musik ist interessant anzuhören.

„16 Uhr“, blendet mein Gehirn vor meinem inneren Auge ein. Ich muss zum Sport, meinen Körper gesund und fit halten, wenn er nicht in bester Form ist, wird er sich auflösen, da er den Anforderungen meines Gehirns nicht Stand halten kann, also sollte ich besser los...

Autorin / Autor: kathalouise, 14 Jahre