Ich spiele gerne Basketball.. -Teil 2

*Ich*: Musst du dir dann mit deinen Geschwistern ein Zimmer teilen?
*Fatma*: Ne, eigentlich nicht.
*Ich*: Sind deine Eltern eigentlich streng, erlauben die dir viel oder eher nicht? Und vor allem: Was erlauben sie dir aus keinen Fall?
*Fatma*: Die erlauben mir auf gar keinen Fall, hab' ich ja schon gesagt, dass ich bei meinen Freunden übernachte oder mich mit denen treffe. Und die erlauben mir nicht, dass ich abends bis um acht draussen bleibe.
*Ich*: Und warum nicht?
*Fatma*: Ja, die haben Angst. Deutschland kennen die nicht so richtig und die sind nicht streng, die machen das ja für mich und ja... wir sind keine Deutschen und darum kennt mein Vater das hier nicht so richtig und hat Angst. Eigentlich kennt er Deutschland schon, aber deswegen lässt er mich nicht raus.
*Ich*: Also findest du deine Eltern sind streng oder nicht so?
*Fatma*: Ne, die sind nicht streng.
*Ich*: Wer hat bei euch zu Hause eher das Sagen? Dein Vater oder deine Mutter?
*Fatma*: Mein Vater viel mehr. Meine Mutter, für sie ist das normal.
*Ich*: Wenn du erwachsen bist, willst du dann zurück in den Irak oder willst du hier in Deutschland bleiben?
*Fatma*: Eigentlich will ich einmal zurück in mein Land, wenn ich erwachsen werde, wenn ich eine Richterin werde.
*Ich*: Und da willst du dann auch leben?
*Fatma*: (Pause) Ja. Oder hier in Deutschland, also Deutschland finde ich viel besser.
*Ich*: Und was ist dein Traumberuf? Richterin, wie kommst du darauf?
*Fatma*: Als im Irak Krieg war, waren keine Richter da, nicht so richtig. Meine Eltern wollen, dass ich eine Richterin werde, und die wollen, dass meine Schwester eine Ärztin wird. Also, das müssen wir irgendwie hinkriegen.
*Ich*: Das heisst, ihr müsst das werden? Könnt ihr euch das nicht aussuchen?
*Fatma*: Doch wir können uns das aussuchen, aber meine Eltern wollen, wenn wir `s können, dass wir dann Richter werden und mein Vater findet, manche Berufe sind keine richtige Arbeit. Krankenschwester und ...ähm.. im Büro arbeiten und am Einkaufsplatz und so. Der findet, dass das keine Arbeit ist, weil der sagt: „Krankenschwester werden, das ist viel zu leicht“, sagt er. Aber ich sag ihm, dass das nicht leicht ist, aber mein Vater sagt „nein“ und er sagt, ich muss eine große Arbeit machen. Also muss nicht, wenn ich ’s will nur.
*Ich*: Wenn du später erwachsen bist, würdest du dann einen deutschen Mann heiraten, wenn du ihn liebst?
*Fatma*: Ich werde ihn heiraten, wenn er meine Religion hat. Ich, so ‘was darf ich nicht, also deutsche Männer darf ich nicht heiraten.
*Ich*: Dann scheinst du ja deine Religion zu mögen, oder nicht?
*Fa*tma: Ja, ich mag meine Religion, aber manche Sachen gefallen mir nicht so richtig.
*Ich*: Und was findest du gut und was nicht so?
*Fatma*: Ich finde an meiner Religion gut, dass alles schon okay ist und dass ...(Pause) Naja, aber ich find nicht gut, dass ich nicht meine Freundinnen treffen darf, und dass ich ein Kopftuch tragen muss, aber das mach ich auch nicht. Muss ich dann auch nicht, wenn ich meine Arbeit kriege. Ich find nicht gut, dass man Deutsche nicht heiraten kann oder so.

*Ich*: Dann erstmal Dankeschön für das Interview, ich hoffe, es hat dir Spaß gemacht.
*Fatma*: Ja, bitte.



Gedanken nach dem Tippen:

Ich sehe jetzt, dass ich an vielen Stellen hätte nachhaken können/sollen, aber nachher ist man immer schlauer. Meine Meinung zu diesem Interview behalte ich für mich, denn jeder soll sich erstmal sein eigenes Bild davon machen, bevor er mit meinem überrumpelt wird. Aber nachher diskutiere ich natürlich gerne darüber =)

Autorin / Autor: appismiles - Stand: 13. Januar 2003