G wie geheimnisvoll
Obwohl wir sie täglich zu sehen bekommen, beherrschen die meisten eine geläufige Druckversion des Buchstaben g kaum
Ihr lest ihn täglich: in Büchern, in der Zeitung, auf dieser Website. Das gedruckte g kommt allerdings in verschiedener Gestalt daher: in manchen Schriftarten sieht es aus wie ein Kreis mit Angelhaken. So lernen wir es auch in der Schule. In anderen Schriftarten aber ist es eine mysteriöse Form aus zwei geschlossenen Schleifen, die die wenigsten Menschen fehlerfrei aufs Papier bringen. Forscher_innen der John Hopkins University haben herausgefunden, dass viele nicht einmal wissen, dass es zwei Versionen gibt und dass sie weder selbst schreiben, noch die richtige Form erkennen können, wenn sie sie aus vier verschiedenen Varianten auswählen sollen.
Die Forscher_innen um Michael McCloskey waren ursprünglich davon ausgegangen, dass wir wissen müssten, wie ein Buchstabe genau aussieht, wenn wir ihn aufmerksam betrachten, wie es ja beim Lesen der Fall ist. Das scheint aber nicht zu stimmen. In ihren Experimenten ließen die Wissenschaftler_innen 38 Testpersonen zunächst einmal aufzählen, welche Buchstaben sie kennen, die zwei unterschiedliche Druckformen haben. Lediglich zweien fiel dabei das g ein, nur einer konnte beide Formen richtig aufschreiben.
Dann sollten 16 weitere Testpersonen einen Text lesen mit einem Haufen Wörtern mit g und sollten diese stets laut aussprechen. Anschließend sollten sie das g schreiben, das sie soeben 14-mal gesehen hatten. Die Hälfte schrieb das gewohnte g, wie man es in der Schule lernt, die andere Hälfte versuchte die kompliziertere Variante, schaffte es aber nicht.
(c) Johns Hopkins University; Welches ist die richtige Version?
Und dann sollten 25 Testpersonen die richtige Form unter vier Varianten wählen. Das gelang nur sieben. Hättet ihr gewusst, welches die richtige Version ist?
Für die Forscher_innen sind die Ergebnisse ihrer kleinen Studie ein Hinweis darauf, dass wir einen Buchstaben offenbar nur dann richtig kennen, wenn wir ihn auch schreiben lernen. Weil die Zukunft der Handschrift aufgrund der Digitalisierung in den Sternen steht, fürchten sie, dass möglicherweise die Lesefähigkeit davon beeinträchtigt werden könnte. Möglicherweise haben Kinder, die gerade lesen lernen, Probleme mit dem g, weil sie die Druckversionen wie sie in vielen Schriftarten vorkommen nicht gelernt haben zu schreiben. Das wurde bislang noch nicht erforscht und ist eine Frage, mit der sich die Forscher_innen künftig noch beschäftigen wollen. Denn das könnte bedeuten, dass Schreiben enorm wichtig für die Fähigkeit des Lesens ist.
Die Ergebnisse sind im Journal of Experimental Psychology: Human Perception & Performance erschienen.
Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemeldung - Stand: 6. April 2018