Wer älter wird, ist länger jung
US-Studie: Heutige Jugendliche werden langsamer erwachsen
Mit 18 schon Mutter oder mit 30 noch bei Mutti wohnen? Ob Jugendliche heutzutage früher oder später erwachsen werden, darüber gehen die Meinungen sicher auseinander. Während die einen mutmaßen, der ständige Medienkonsum sorge frühzeitig für erwachsene Verhaltensweisen, sehen die anderen in überfürsorglichen Eltern einen echten Hemmschuh fürs Erwachsenwerden.
Dass Jugendliche eher später erwachsen werden, meinen auch US-Forscher_innen der San Diego State University. Sie hatten 8,44 Millionen Datensätze aus sieben großen Untersuchungen mit 13-19 Jährigen ausgewertet und miteinander verglichen, die in den Jahren 1976 bis 2017 stattgefunden hatten. Sie schauten darauf, ob und ab welchem Alter Jugendliche sich in erwachsenen Tätigkeiten übten wie z.B. Auto fahren, Alkohol trinken, ein Date oder Sex haben. Dabei zeigte sich, dass die Jugendlichen aus vergangenen Jahrzehnten, deren Daten in dieser Studie erfasst wurden, früher dran waren als ihre Nachfolger_innen.
In den repräsentativen Studien waren Jugendliche u.a. zu ihren Gewohnheiten und ihrem Freizeitverhalten befragt worden. Die Untersuchungen erlaubten den Forscher_innen Jugendliche von 2010 mit denen von 2000, 1990, 1980 und 1870 zu vergleichen. Heraus kam, dass Jugendliche in den USA - unabhängig von ihrer sozialen Situation - im Jahr 2010 mit geringerer Wahrscheinlichkeit Alkohol tranken, ohne ihre Eltern ausgingen, ein Date oder Sex hatten oder für Geld arbeiteten als Jugendliche aus den vorangegangenen Jahrzehnten. Insgesamt schlossen die Forscher_innen, dass Jugendliche heute langsamer erwachsen werden als früher. Dies sei nicht mit größerem Stress durch Hausaufgaben o.ä. zu erklären, könnten aber vielleicht durch eine stark angestiegene Onlinezeit beeinflusst werden (möglicherweise haben die Jugendlichen wegen ihr einfach keine Zeit für "erwachsene Tätigkeiten"?). Insgesamt sind erwachsene Verhaltensweise bei Jugendlichen in Zeiten seltener, in denen die Menschen länger leben, später Kinder bekommen, ihren Bildungsweg später abschließen, Familien allgemein weniger Kinder haben und dafür ein höheres Einkommen und die Sterblichkeit durch vemeidbare Krankheiten gering ist.
Dies sei weder eine gute, noch eine schlechte Entwicklung, aber eine, die das aktuelle kulturelle Klima (in den USA) wiedergebe, fasst Studienautor Heejung Park zusammen.
Die Ergebnisse wurden im Fachmagzin Child Development veröffentlciht.
Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung via eurekalert.org - Stand: 20. September 2017