Im Wald, da wachsen Mangos...

Jugendreport Natur 2016: Jugendliche sind von der Natur entfremdet

Mangos und Bananen im deutschen Wald? Kinder und Jugendlichen sagt man Unwissen in Sachen Natur und eine Entfremdung von der Natur nach. Aber stimmt das wirklich? Forscher_innen gingen in ihrem Jugendreport Natur 2016 dieser Frage bereits zum siebten Mal nach. Für ihre Untersuchung 2016 befragten sie 1.253 Schüler_innen  der Stufen 6 und 9 in Nordrhein-Westfalen nach ihren Naturkenntnissen, etwa welche essbaren Früchte im Wald wachsen, wo die Sonne aufgeht und welche Getreidesorten sie kennen.

In ihrem Bericht beklagen die Forscher_innen dabei "erscheckende" Wissenslücken. 2016 konnten gerade mal 35% richtig benennen, dass die Sonne im Osten aufgeht. 2010 hatten das immerhin noch 59% der Befragten gewusst. Unter den Stadtkindern konnten lediglich 37% drei oder zwei essbare Früchte benennen, die im Wald oder am Waldrand wachsen. Bei Kindern aus dörflichem Umfeld waren es immerhin 49%. Unter den falschen Nennungen waren vor allem die Supermarktfrüchte beliebt: so wurden häufig Äpfel, Birnen und Trauben genannt, aber auch Bananen, Mangos, Kokosnuss und Ananas.

*Bäume haben eine Seele*
Trotzdem gaben 40% der Befragten an, im vergangenen Sommer mindestens ein Mal pro Woche im Wald gewesen zu sein. Nur 14% haben ihn gar nicht zu Gesicht bekommen. Dennoch sind die Vorstellungen vom Wald eher verklärt, fast schon "pseudereligiös" wie die Autor_innen auch schon 1997 festgestellt haben wollen. Demnach glauben die meisten nach wie vor, dass automatisch gut sei, was natürlich ist und Tiere nahezu die gleichen Lebensrechte hätten wie Menschen. 51% meinen, dass Bäume eine Seele haben.
Trotz dieses Glaubens an das Gute der Natur, meint der Großteil der Befragten, der Wald müsse regelmäßig gepflegt werden und ihn sauber zu halten, sei das, was für ihn am nützlichsten sei. Landschaft verwildern zu lassen, kommt für die meisten Jugendlichen dabei offenbar nicht in Betracht, nur 27% halten das für sinnvoll, 33% glauben sogar, das wäre schlecht für den Wald.

"Die Nationalpark-Botschaft „Natur Natur sein lassen“ ist bislang jedenfalls nur unzureichend zu den Kindern und Jugendlichen durchgedrungen", bemängeln die Autor_innen. Auch in Sachen Landwirtschaft glänzten vor allem die Stadtkinder mit Unwissen: so wissen sie kaum, dass Eier nur ein Ei pro Tag legen können oder welche Getreidesorten bei uns angebaut werden.

Die Autor_innen glauben, dass vor allem der starke Medienkonsum für die Entfremdung mitverantwortlich ist. Damit sich die Natur in dieser Konkurrenz aber auch durchsetzen könne, müssten sie nicht nur zugänglich sein, sondern Landschaftsplaner müssten auch stärker "jugendadäquate Entdeckungen und Aktivitätsräume eröffnen".

Quelle:

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 5. Oktober 2016