Mit Fernsehserien gegen Geschlechterklischees?
Studie: Serien wie "Annedroids" können Einstellung von Kindern zu Technik verändern
Mädchen und Roboter - passt das zusammen? Wenn man Mädchen und Jungen in Deutschland danach fragt, bekommt man wohl eher die enttäuschende Antwort "Nö, passt nicht".
Mädchen und Jungen in Deutschland sind eher technikfern und denken zu Fragen über Mädchen und Technik ausgesprochen geschlechterstereotyp. Das behauptet zumindest eine aktuelle Studie des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen IZI, das 488 Mädchen und Jungen in Deutschland, USA und Kanada zu Einstellungen und Geschlechterklischees im Bereich MINT befragt hat.
In der Hauptstudie wurde außerdem untersucht, inwieweit eine Kinderserie diese Klischees aufbrechen kann. Die 488 Kinder zwischen 6 und 12 Jahren (203 in den USA, 98 in Kanada und 187 in Deutschland) sahen die neue vom KiKA koproduzierte Fernsehsendung Annedroids und wurden vor und nach dem Ansehen der Sendung befragt.
Insgesamt zeigen sich die Kinder in Deutschland deutlich technikferner als ihre Altersgenossen in den USA und Kanada. Die meisten Kinder in Deutschland können sich z.B. nicht vorstellen, dass es in Zukunft immer wichtiger sein wird, viel über Technik zu wissen oder dass sie bereits in ihrem Alter mit Technik etwas Nützliches für den Alltag bauen könnten.
Nur ein Drittel der befragten Kinder in Deutschland meint, dass Technik ihnen so richtig Spaß macht. In Nordamerika sind es dagegen doppelt so viele!
Um die in Bayern erhobenen Daten auf ihre Gültigkeit für das Bundesgebiet zu überprüfen, wurde im März/April 2016 die Befragung repräsentativ durchgeführt. Leider bestätigten sich die Ergebnisse: Nur zwei von zehn Mädchen sind sich z.B. ganz sicher, dass Technik Kindern in ihrem Alter so richtig Spaß machen kann. Vermutlich haben Kinder in Deutschland wenig Vorstellungen davon, wo MINT-Bereiche für sie bedeutsam sein könnten. Bei den Mädchen noch einmal weniger als bei den Jungen.
Zu der MINT-Ferne der Kinder in Deutschland kommen dann noch Geschlechterklischees hinzu, wie sie sich in diesen Ausmaßen bei den befragten Kindern in Nordamerika nicht zeigten. Gegen Aussagen wie: „Mädchen spielen nicht gerne mit Technik“ oder „Mädchen und Roboter, das passt nicht so wirklich zusammen“ wehrt sich nur jedes fünfte Mädchen. In den USA und Kanada hingegen jedes Zweite.
*Fernsehen gegen Klischees?*
Kann eine Fernsehsendung an den Klischees im Bereich Technik etwas verändern? In der IZI-Studie wurde nun untersucht, inwieweit eine Kindersendung hier Klischees erweitern kann. In der Serie Annedroids, einer Koproduktion von KiKA und tvo (Kanada), erfindet und baut ein Mädchen Androiden und erforscht in jeder Folge naturwissenschaftliche Zusammenhänge. Die 488 Kinder sahen zwei Folgen der neuen Serie. Anschließend wurden sie abermals zu ihrem Wissen und ihren Einstellungen in Bezug auf MINT befragt.
Das Ergebnis: Eine Sendung zu sehen, in der ein Mädchen sich für Technik begeistert und sich kompetent mit dem Thema MINT auseinandersetzt, kann die Grundeinstellung zu Technik deutlich verändern. Die Anzahl der Mädchen, die sich nach der Sendung vorstellen können, dass Technik Spaß macht und auch Kinder in ihrem Alter etwas Nützliches mit Technik erfinden könnten, verdoppelt sich. Die Anzahl derjenigen, die sich gegen das Klischee „Mädchen und Roboter, das passt nicht so richtig zusammen“ wehren, verdreifacht sich sogar. Zudem steigt die Offenheit gegenüber MINT-Berufen als Zukunftsperspektive und der Berufswunsch in der Schönheitsbranche oder als Star auf der Bühne zu stehen nimmt ab.
„Kinderfernsehen prägt das Weltbild von Heranwachsenden.“ sagt Studienleiterin Dr. Maya Götz „Hier Klischees aufzubrechen und zukunftsorientierte Perspektiven zu eröffnen ist eine wichtige Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Mit der Sendung Annedroids ist eine schon lange fällige Erweiterung von Geschlechterrollen gelungen.“
Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 2. Mai 2016