Freund oder Feind

Einsendung zum Wettbewerb #netzheldin von Jessica, 17 Jahre

Das Internet ist schon was Schönes.
Du kannst loswerden, was du sagen willst und du findest immer Leute, die dich verstehen und unterstützen. Du kannst ausleben, wer du bist, oder wer du sein willst, egal wie verrückt das auch ist. Eine der Heldinnen des Internets, Felicia Day, sagt, dass man im Internet (fast) nie komisch ist. Und ich glaube ihr.
Leider gibt es auch alle möglichen Personen, die das Internet ausnutzen. Und ich will nicht übertreiben, ich habe schon vieles erlebt. Zum Beispiel schicken manche User anderen anonym Hassnachrichten, um sich dann persönlich bei ihnen einzuschleimen, wie perfekt sie doch sind und sie niemals auf diese ganzen Hater hören sollen, nur damit sie besser dastehen.
Im Internet hoffen alle irgendwie auf Hilfe, weil sie Unterstützung brauchen, die sie in ihrem Umfeld nicht bekommen und ganz ehrlich - das Internet ist dafür der beste Platz, auch wenn es genügend Personen gibt, die so engstirnig sind und diese dann auch noch beleidigen.
So viele Leute, die ihre tägliche Dosis Hass loswerden müssen, weil sie sonst nicht das Gefühl haben, der oder die Beste zu sein.
Außerdem sind dann da noch die Surfer, die auf Ungleichheit, das Altmodische und somit Rassismus und Benachteiligung setzen, weil sie Angst haben, ihre Machtposition zu verlieren.
Was man dagegen tun kann? Ich sage es euch – im Internet könnt ihr sein, wer ihr wollt.

Ich habe mich dazu entschieden, eine Heldin zu sein. Denn wer möchte das denn nicht? Und jeder braucht auch Helden, die einen verteidigen. Nicht viele tun das, und ich möchte über die Mädchen und Frauen reden, die es sowieso schon schwer genug haben, aber trotzdem alles dafür tun, Gleichberechtigung zu bekommen.
Wir sind alle miteinander vernetzt in dieser Welt und ich glaube daran, dass Wörter und Ideen die Welt verändern können. Im Internet herrscht die Jugend vor und wenn man nur eine Person dazu gebracht hat, über seine festgefahrene Meinung nachzudenken, hat man die Welt schon ein kleines bisschen besser gemacht. Dann darf man sich als Heldin bezeichnen- aber dann darf man sich auch nie unterkriegen lassen.
Heldin sein ist einfach. Es ist, als wäre man Miley Cyrus – du loggst dich in deinen Account ein, setzt dir deine Perücke auf und wirst zu Hannah Montana. Unsere ganz persönliche, geheime Identität. Obwohl sie meistens gar nicht so geheim ist, ziehen wir damit unseren Armour an. Einloggen in seinen Account kann man mit dem Anziehen eines Superanzuges vergleichen.
Doch wie kommt man dazu, wirklich jemanden zu helfen?
Die Möglichkeiten sind grenzenlos. Und komischerweise sind es meistens die Frauen, die etwas unternehmen.
Manchmal ist es, als würdest du gerade Streife laufen und zufällig über einen Kommentar stolpern, den man als rassistisch oder unter der Gürtellinie empfindet. Was dann?
Man spricht die Person darauf an, ruhig, besonnen und ohne bösen Unterton. Man fragt nach den Gründen. Warum denkt derjenige das? Was das bringen soll?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass solche Personen auf die Meinungen versteift sind, einfach, weil sie ihnen eingeredet wurden. Neulich erst habe ich auf Twitter mit einem erwachsenen Mann so lange diskutiert, bis er nicht mehr wusste, was er noch sagen sollte und dann gesagt hat, dass ich von Thema zu Thema springe und er es hasst, mit Frauen zu diskutieren. Dabei war er es, der immer wieder von meiner eigentlichen Frage abgelenkt hatte. Das beste Beispiel ist sein letzter Kommentar, denn er hat mich beleidigt und gesagt, dass er bloß Amerika zu neuer Größe verhelfen möchte, mit dem Hashtag #Trump2016. Was auch immer das mit unserer Diskussion zu tun hatte, obwohl man dort dann vielleicht auch besser aufhören sollte, denn Trump ist nicht gerade die toleranteste Person. Man hat bei diesen Leuten eigentlich schon fast keine Chance mehr, sie irgendwie zur Vernunft zu bringen, aber die müssen es dann eben auf die harte Weise erfahren.
Aber oft genug schafft man es auch, Leute von ihrer festgefahrenen Meinung wegzubringen.
Ein Mädchen hat sich auf Tumblr mal über die LGBT+ Gesellschaft aufgeregt. Daraufhin habe ich mich mit ihr in Verbindung gesetzt und sie kennengelernt, genauso wie sie mich. Als ich ihr dann schließlich mitteilte, dass ich als Bisexuelle auch dazu gehöre, hat sie ihre Meinung noch einmal gründlich überdacht.

Wogegen man eigentlich keine Chance hat, sind leider Shitstorms- denn das sind einfach zu viele. Selbst wenn sich genauso viele gegen den Shitstorm richten, lassen sich die Meisten trotzdem nicht davon abbringen. Da muss schon etwas Großes passieren, meiner Erfahrung nach. Was nicht bedeutet, dass es nicht trotzdem geschehen kann – denn als Heldin kann man doch eigentlich alles schaffen, wenn man nur daran glaubt, oder?

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Autorin / Autor: Jessica