Instagram

Einsendung zum Wettbewerb #netzheldin von Kim, 16 Jahre

*"DIE MÖGLICHKEIT
MINDERWERTIGKEITSKOMPLEXEN
DEN RÜCKEN ZU KEHREN"
oder kurz: INSTAGRAM*

Instagram nervt mich manchmal so richtig an,
weil ja anscheinend jeder alles kann.
alle sind so #yolo #hipster #supercool
aber Hashtags sind natürlich #oberschwul.

Und alle haben dope oder obey Mützen im Frühling auf,
aber im Winter reichen Jeansjacken natürlich locker aus.
Alle sind schön, sie schwanken zwischen frei und jung,
aber aufgrund von Suizidgedanken brauchen sie Ablenkung.

Und dann postet ein Mädchen aus der achten Klasse ein Bild,
ihr Make Up perfekt, ihre Haare wild,
und die andere Mädchen fühlen sich verletzt,
denn das Mädchen lebt auf der Plattform, die anderen im Hier und Jetzt.

Neid - Na klar, da bin ich neidisch drauf,
ich will auch auf die Beliebte-Leute-Seite rauf,
ein neues 'Selfie' - dreihundert Leuten gefällt's
wunderbar, das ist mein Ziel, absolut meine Welt.

Ihr neuer Beitrag ist famer als deiner,
bemerkt das überhaupt einer?
„d e u t s c h – m e x i c a n g i r l“ muss schon sein,
„Hallo, ich komme aus Brandenburg“ ist eine Nummer zu klein.
Und wenn du zu klein bist, dann wirst du vernichtet,
von einer Internet-Welt, die nur die Menschen sichtet,
welche sich größer darstellen, als sie eigentlich sind,
fühlen sich wie Erwachsene und sind eigentlich noch Kind.

Warum Leute sich das antun? Jeden Tag?
Weil mittlerweile niemand nach den anderen fragt.
Weil es dort normale Menschen gibt.
Weil es noch Menschen gibt,
die nach der Schule mit Freunden kochen
anstatt Mut-zur-Hässlichkeit-Fotos zu machen,
die natürlich bitte überblendet werden,
denn Hauptsache ist, du siehst das gestellte Lachen.
Weil es da noch Menschen gibt, die am Samstag Abend bei ihnen home sind,
anstatt betrunken und bekifft auf der nächsten Homeparty.
Weil es da noch die gibt, die an Liebe glauben und nicht an Likes,
doch sich vom Internet fernzuhalten, hat auch seinen Preis,
denn bist du einmal involviert, befindest du dich im Teufelskreis.

Die „normalen“ Menschen sind nur schwerer zu finden,
weil sich die Instagram-Mädchen im Rampenlicht winden,
weil jeder so sein möchte, wie sie, die eine, mit den tollen Fotos,
und mit den fünfhundert Freunden von denen viele nur träumen.

Doch Freunde sind hier keine wahren Freundschaften mehr,
Ihre Fassade so bunt, ihr Inhalt so leer.
Alles passiert nur noch imaginär,
sie bilden sich viel ein, doch leben ihr Leben nicht mehr.

Party machen,
unschuldige Mädchen auslachen,
die Facebook-Seiten anderer Menschen überwachen,
und das tägliche Kaufen neuer, teurer, Sachen,
doch was sind sonst noch deine Hobbys?
„Whatsapp, Instagram“, das ist mir klar,
das nimmt genug Zeit in Anspruch, na wunderbar,
ich denke, so ein Leben ist niemandem zumutbar.

Die Frage ist, hast du schonmal etwas von Meinung gehört? Von Politik?
Von produktiven Diskussionen, die es in deinem Leben sowieso nie gibt?
Du bist glücklich? Das ist schön,
doch leider siehst du nicht, wie andere an dir zu Grunde gehen,
weil sie sich auch bemühen Aufmerksamkeit auf sich zu lenken,
doch das erreicht man durch Charakter, nicht dadurch, andere zu kränken.
Deswegen solltest du nicht so egoistisch sein,
denn dann sehen auch andere mal wieder den Sonnenschein.

Du lebst in einer schwarz-weißen Welt,
bist der Star, der große Internet-Held,
doch die wahren Helden sind die,
die die anderen respektieren,
sonst können wahre Emotionen nicht mehr funktionieren
und dann wirst du all deine Verehrer sehr schnell verlieren.

Letztendlich kann es mir egal sein, wie du dein Leben lebst,
aber Fakt ist, dass du das Glück anstrebst,
und Glück wird nicht über diese Art von Erfolg definiert,
sondern darüber, was dich berührt und was dich in der realen Welt fasziniert.

mehr Infos zum Wettbewerb

Autorin / Autor: Kim