Fremde Menschen

Einsendung zum Wettbewerb #netzheldin von Jasmin, 25 Jahre

Als damals das Internet aufkam, waren alle in heller Aufruhr. Es war neu, es war aufregend, ja jeder musste es haben.
Auch Ich.
Damals war das Internet nicht so, wie man es heute kennt. Es war in den Funktionen weitaus eingeschränkter und es gab nicht so viele Möglichkeiten zur Kommunikation mit der Welt. Doch es gab einige Chatprogramme- und Seiten, die sich unter Kindern und Jugendlichen etablierten.
Auch ich konnte nicht widerstehen und erstellte mir einen Account bei einem Chatprogramm. Ich lud sofort alle meine Freunde ein und chattete Tag ein und Tag aus mit ihnen.
Später meldete ich mich bei einer Seite an und lud ein Foto von mir und meiner ID Nummer hoch. Fremde Menschen, die ich nicht kannte, sendeten mir eine Freundschaftsanfrage.
Wenn man jung ist, ist man naiv und stellt sich die Welt nett und unbeschwert vor.
Also nahm ich die Freundschaftsanfragen mit blindem Vertrauen an und chattete mit fremden Menschen aus der ganzen Welt. Schnell merkte ich, dass nicht jeder gut besinnt war und es viele da draußen gab, die die Anonymität ausnutzten.
Sie schickten mir Freundschaftsanfragen, um mich zu beschimpfen, mit Wörtern die ich mich nie getraut hätte, in den Mund zu nehmen. Schnell blockierte ich diese bösen Menschen und löschte meine Bilder so gut es ging, aus den sozialen Medien.
Doch wie wir alle wissen, das Internet vergisst nie.
Auch vergaß ich den Schmerz nicht, den diese fremden Menschen mir zufügten. Ich fühlte mich schlecht und ich zitterte am ganzen Körper. Nachts konnte ich nicht schlafen und verkroch mich in weiten Kleidungsstücken, um mich vor der Außenwelt zu verstecken.
Was hatte ich falsch gemacht? Das fragte ich mich selbst immer und immer wieder.
Doch ich begriff, ich hatte nichts falsch gemacht.
Viele Menschen da draußen, leben im Internet von der Anonymität und nutzen dies aus. Nach und nach verstand ich das. Ich hatte nichts falsch gemacht, diese fremden Menschen wollten mir schaden.
Mir und anderen, nur um ihren Frust abzubauen, oder weil sie es lustig fanden und die Konsequenzen ihrer böswilligen Taten nicht nachverfolgen konnten.
Man sollte sich nicht von fremden Menschen beurteilen lassen. Ich sprach mit Freunden und meiner Familie darüber und sie unterstützten mich in Allem. Sie gaben mir Halt und Geborgenheit, was das Internet einem nicht geben kann.
Ich lernte sparsam mit Fotos und Informationen über mich zu sein und wenn jemand dennoch negativ über mich oder meine Gedanken schrieb, dann ignorierte ich es.
Denn ich bin, wie ich bin und wenn das jemand nicht akzeptieren möchte, dann sollte dies nicht mein Problem sein.
Sie sind fremd, sie kennen mich nicht.

Denn sie sind fremde Menschen.

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Autorin / Autor: Jasmin