Wenn andere die Sündenböcke sind

Einsendung zum Wettbewerb #netzheldin von Melissa, 13 Jahre

„Schlampe!“ , „Bitch, du fette!“ und „Hure!“ Warum tun das Menschen? Warum mobben sie Leute im Internet, die sie höchstwahrscheinlich nicht einmal kennen. Das ist feige und verletzt die Gefühle anderer. Wie fühlen sich die Leute? Kommen sie damit zurecht oder versinken sie in Tränen? Wie würde ich mich fühlen? Ich weiß noch, wie ich mich gefühlt habe, als mein Klassenkamerad in der 3.Klasse gesagt hat, dass ich hässlich bin. Nun bin ich Anfang zwanzig und die Jungs beten mich an. Ich bekomme Komplimente, wie: „WOW, bist du schön!“, aber auch Macho – Sprüche wie: „Ist deine Mutter Aphrodite oder warum bist du so sexy?“. Das sind die schlimmsten Sprüche!
Aber wie fühlen sich diese Frauen? Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie ich es finden würde, wenn man mich Schlampe oder Hure nennen würde.
Warum hilft niemand diesen verzweifelten Frauen. Dann sehe ich diesen Eintrag: „Du kleine Schlampe! Dachtest wohl, ich würde nicht heraus finden, dass du mich verlassen willst. Geh doch! Du bist eh nur ein stock hässliches Auslaufmodell! Wenn ich gewusst hätte wie lahm und inkompetent du bist, hätte ich meine Zeit niemals mit dir verschwendet! Du bist einfach nur eine Bitch, die es mit jedem treibt! Ich wünsche dir noch ein schönes beschissenes Leben!“ Ich kann es nicht fassen! Wie kann man nur so unsensibel sein? Ich suche nach ihr bei Facebook und finde ihr Profil. Auf dem Bild sieht sie traurig aus, dennoch bildschön. Sie war seit zwei Monaten nicht mehr online. Als ich noch einmal auf den Eintrag von ihrem nun vermutlichen Ex stoße, sehe ich, dass dieser Eintrag vor zwei Monaten und einer Woche verfasst wurde. Das Profilbild musste kurz nachdem geändert worden sein. Ich überlege mir, was ich nun machen kann. Ich will den Frauen helfen! Ich will ihnen helfen, über solche Geschichten hinwegzukommen. Als mir etwas eingefallen ist schreibe ich der jungen Frau, namens Kathrin und bitte sie um ein Treffen.
Drei Monate später, nachdem Kathrin mir erzählt hat wie sie durch ihren Exmann fertig gemacht wurde und so Job, Wohnung und Freunde verlor, sind wir beste Freunde. Gemeinsam haben wir eine Selbsthilfegruppe für Mobbing-Opfer gegründet. Außerdem haben wir eine Internetseite errichtet, wo Opfer von Cybermobbing ihre Gefühle und Erfahrungen austauschen können und die Möglichkeit haben, nach Rat zu fragen. Das hilft ihnen sehr, um die schlimmen Monate zu vergessen. Täglich kommen über hundert neue Frauen hinzu, die berichten, wie schwer es für sie war oder sogar noch ist. Sie merken, dass jemand für sie da ist und das sie und vertrauen können. Auch kommen immer mehr Frauen und fragen, ob sie uns helfen können. All diesen Frauen möchte ich besonders danken, weil sie so mutig sind und etwas bewegen wollen.
Es ist befriedigend zu wissen, dass jetzt immer mehr Frauen das Gefühl haben, dass sie doch etwas wert sind. Dass sie wieder Freude am Leben haben, neue Freunde finden und dass es für sie wieder bergauf geht. Es ist ein gutes Gefühl, andere Frauen stark zu machen und sie zu trösten, gerade dann, wenn sie es am nötigsten haben.

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Autorin / Autor: von Melissa, 13 Jahre