Nur subjektiv überfordert

G8-Studie: Schüler_innen haben genug Freizeit und gleich gute Abiturnoten

Bild: LizzyNet

Jahrelang wurde geächzt und gestöhnt: G8-Schüler_innen haben keine Freizeit mehr, stehen unter Dauerstress, lernen alles im Schnelldurchlauf, haben dadurch mangelnde Kompetenzen, schneiden im Abitur schlechter ab. Bis heute wollen viele Eltern sich mit G8 nicht abfinden, weil sie bei ihren Kindern große Belastungssymptome feststellen - von Schlafstörungen über Kopfschmerzen bis hin zu Schulangst und Leistungsverweigerung.

Einer aktuellen Studie des Tübinger Bildungsforschers Prof. Dr. Ulrich Trautwein aus Baden-Würtemberg zufolge sind all diese Befürchtungen - zumindest was Schüler_innen in diesem Bundesland angeht - nicht begründet. Für die Studie wurden rund 5.000 baden-württembergische Schülerinnen und Schülern aus 48 Gymnasien am Ende ihrer Schulzeit nach den schriftlichen Abiturprüfungen befragt.

Heraus kam: Keine Unterschiede bei den Abiturnoten von G8- und G9-Schüler_innen, keine oder nur geringfügige Unterschiede bei den Kompetenzen in Mathematik, Physik und Biologie, aber eine als größer empfundene Beanspruchung und weniger gutes gesundheitliches Wohlbefinden bei den G8-Schülern.

Außerdem schnitten G9-Schüler_innen besser in Englisch ab, was aber nicht zwingend mit G8 zusammenhängen muss, sondern darauf, dass im Studienzeitraum das Fremdsprachenkonzept des Landes umgestellt wurde. 

Dass G8-Schüler_innen zu wenig Freizeit hätten und darunter außerschulische Aktivitäten wie Sport, Musik und Familie zu leiden hätten, bestätigte die Studie nicht. Trautwein folgert darum, eine erneute Diskussion um G8 und G9 müsse vermieden werden.

Dennoch solle das subjekte Empfinden ernst genommen werden. G8-Schüler_innen haben nämlich offensichtlich das Gefühl, stärker belastet zu sein und fühlen sich auch gesundheitlich weniger wohl, auch wenn in der Oberstufte de facto gar kein höheres Stundenaufkommen vorhanden ist als bei G9. Offenbar empfinden Schüler_innen aber den Übergang in die Oberstufe als Bruch, weil es die Eingangsphase (ehemals Stufe 11) nicht mehr in dieser Form gibt. Der Übergang in die Oberstufe wie auch das Selbstkonzept der Schüler_innen müsse künftig stärker in den Blick genommen werden.

Die Daten der Studie von Prof. Dr. Trautwein wurden im Rahmen des Nationalen Bildungspanels (NEPS) von der Universität Bamberg erhoben.

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Autorin / Autor: Redaktion / PM - Stand: 21. April 2015