"Wir müssen Denkweisen verändern"

8. März - Internationaler Frauentag

Während der Deutsche Bundestag pünktlich zum Internationalen Frauentag eine 30-Prozent-Frauenquote in Aufsichtsräten großer Firmen beschlossen hat - was von den Einen als großer Schritt in Richtung Gleichberechtigung gefeiert, von den Anderen als diskriminierend und unnötig kritisiert wird - zeigen die Zustände in vielen anderen Teilen der Welt, warum wir von der Gleichstellung von Frauen und Mädchen noch Lichtjahre entfernt sind. Geschweige denn von einer fundamentalen Achtung ihrer Menschenrechte. Gerade im letzten Jahr gab es eine unglaubliche Anzahl gezielter Angriffe gewalttätiger Extremisten auf Frauen und Mädchen. Besonders in Ländern, in denen der sogenannte Islamische Staat oder Boko Haram wüten, waren Frauen und Mädchen die Hauptleidtragenden: Ganze Mädchen-Schulklassen wurden entführt, unzählige Frauen wurden vergewaltigt, als „Preise“ an "Kämpfer" verliehen oder zwischen extremistischen Gruppen als Sex-Slavinnen verkauft. Und das alles, weil sie angeblich einer "falschen" Religion oder "Ethnie" angehörten.

Aber auch in friedlichen Gesellschaften werden Mädchen und Frauen immer noch Opfer von häuslicher Gewalt, Genitalverstümmelungen, Zwangsverheiratungen oder sexuellem Missbrauch. Und selbst wenn sie von solchen Angriffen auf Leib und Leben bisher verschont wurden, sind sie tagtäglich frauenfeindlichen Witzen und Anspielungen ausgesetzt, müssen dümmlichen Schönheitsidealen genügen oder werden daran gehindert, genauso erfolgreich zu sein wie Männer. Hier spielt religiöse oder ethnische Zugehörigkeit übrigens keine Rolle. Ihnen geschieht das alles nur aus dem einen Grund, weil sie das weibliche Geschlecht haben. Es gibt also nach wie vor tausende von Gründen, für die Rechte von Frauen und Mädchen als Menschen zu kämpfen, auch 101 Jahre nach der Einführung des Internationalen Frauentags.

Aber wir wollen an diesem Tag nicht nur (an-)klagen; es gibt auch viele erfreuliche Entwicklungen: Weltweit haben immer mehr Mädchen Zugang zu Bildung - mehr als je zuvor. Die Zahl der Mütter, die bei der Geburt ihrer Kinder sterben, ist fast um die Hälfte zurückgegangen. Immer mehr Unternehmen, Regierungen und globale Organisationen haben inzwischen weibliche Chefs. Doch diese positiven Entwicklungen geschehen immer noch zu langsam und verlaufen im Sande, wenn sich niemand drum kümmert.

"Diskriminierung bleibt eine starke Mauer, die eingerissen werden muss." sagt UN-Generalsekretär Ban Ki-moon in seiner diesjährigen Erklärung zum Internationalen Frauentag. "Wir müssen Denkweisen verändern, vor allem die der Männer, und gerade Männer zu aktiven Initiatoren des gesellschaftlichen Wandels machen. Die Welt wird niemals 100 Prozent ihrer Ziele erreichen, wenn 50 Prozent der Menschen nicht ihr volles Potenzial ausschöpfen können. Nur wenn wir die Stärke der Frauen freisetzen, können wir die Zukunft aller absichern."

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 6. März 2015