Handeln WeltbürgerInnen fairer?

Studie: Gerechtigkeitsempfinden steigt mit globaler Gruppenzugehörigkeit

Egal ob es der Freundeskreis, eine Religionsgemeinschaft, die eigene Nation oder die Gamerszene ist - wir fühlen uns meist ganz unterschiedlichen sozialen Gruppen zugehörig. Und das erleichtert es uns, uns in einer sehr komplexen Welt zurechtzufinden. Wir orientieren uns an Menschen, die uns ähnlich sind, die ähnlich denken, die das gleiche mögen oder aber auch verabscheuen. „Diese Gruppenzugehörigkeit bestimmt nicht nur unsere soziale Identität, sondern beeinflusst maßgeblich auch unser Handeln“, erläutert der Sozialpsychologe Dr. Gerhard Reese von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Dort hat er zusammen mit seiner Fachkollegin Fabienne Kohlmann an einer neuen Studie gearbeitet, die untersucht, wie unsere soziale Identität und unser Verhalten sich verändert, wenn wir uns zur größten überhaupt möglichen Gruppe – der Menschheit – zugehörig fühlen. Eine solche globale Identität verleiht uns offenbar ein besonderes ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden. Und das führt dazu, dass wir uns zum Beispiel bewusst für fair gehandelte Produkte entscheiden, so die Studie, die im Fachmagazin „Journal of Social Psychology“ veröffentlicht wurde.

Für ihre Untersuchung ließen die Jenaer ForscherInnen Versuchspersonen einen umfangreichen Fragebogen ausfüllen, in dem sie beispielsweise angeben sollten, wie stark sie sich mit der Weltgemeinschaft identifizieren, wie sie Ungerechtigkeit in der Welt wahrnehmen und wie sie selbst damit umgehen. Anschließend erhielten sie als Dankeschön für ihre Teilnahme eine Tafel Schokolade, die sie sich selbst aussuchen konnten. Sie konnten wählen zwischen  konventionell und fair gehandelter Schokolade, wobei die Fairtrade-Schokolade deutlich kleiner war. „Wer sich für Fairtrade-Schokolade entschied, tat dies folglich bewusst und nahm dafür den Nachteil in Kauf, weniger Schokolade zu bekommen“, so Reese.

„Es gibt bereits einige Untersuchungen, die zeigen, dass sich Menschen, die sich als Teil der Weltgemeinschaft sehen, stärker prosozial verhalten als andere“, sagt Gerhard Reese. Sie nehmen Ungleichheiten stärker als ungerecht wahr und versuchen durch ihr eigenes Handeln für Gerechtigkeit zu sorgen. „Wie unsere Studie nun zum ersten Mal zeigt, beinhaltet das auch das Konsumverhalten.“

Allerdings, so schränkt der Jenaer Forscher ein, könnten natürlich auch andere Beweggründe eine Rolle spielen, wenn Menschen sich für fair gehandelte Produkte entscheiden. „Interessant wäre etwa zu wissen, welche Mechanismen Menschen darin unterstützen oder hindern, sich als Teil der Weltgemeinschaft wahrzunehmen.“

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Autorin / Autor: Redaktion /Pressemitteilung