Reales Mobbing schlimmer als im Netz?

Studie: Schülerinnen finden Demütigung von Angesicht zu Angesicht verletzender

Alle reden von Cyberbmobbing, der modernen Art der blöden Anmache im Internet und in den sozialen Netzwerken, doch die Demütigung von Angesicht zu Angesicht existiert ja schließlich auch noch - und laut einer australischen Studie finden Kinder und Jugendliche sie eigentlich noch viel schlimmer.

156 SchülerInnen befragte Prof. Marilyn Campbell von der Queensland University of Technology, welche Form des Mobbing für sie mehr verletzend war: Cyber- oder Mobbing im realen Leben. Und eine deutliche Mehrheit von 59 Prozent gab an, dass sie traditionelle Mobbingattacken als härter und grausamer erlebt hätten. Für ein Viertel der Befragten (26 %) waren beide Formen gleichermaßen verletzend und nur für 15 Prozent war Cybermobbing schlimmer.

Die TeilnehmerInnen der Studie stellten eine Stichprobe aus 3112 SchülerInnen aus in 29 verschiedenen Schulen in Queensland dar. Schwerpunkt der Untersuchung war es, SchülerInnen, die beide Gewaltformen erlebt hatten gezielter zu befragen und ihnen eine Stimme zu geben.

Die Ergebnisse der Befragungen zeigten, dass die Jugendlichen verängstigt und besorgt auf alle Arten von Angriffen reagieren, aber den meisten von ihnen ist es peinlicher, dass andere auch noch Zeugen des Angriffs werden und miterleben, wie sie zu Opfern werden. Diese Erfahrungen widersprechen den Aussagen vorheriger Studien, die die negativen Auswirkungen von Cybermobbing höher einschätzen als die erlebte Demütigung in realen Situationen.

Warum die reale Diffamierung als beschämender empfunden wird, erklären die Jugendlichen damit, dass sie sich bei Face-to-face-Mobbing weniger in der Lage sehen, zu reagieren als bei Attacken im Netz. Im Internet sei es zumindest möglich, unliebsame Nachrichten zu löschen oder den Angreifer zu blocken. "Körperliche Misshandlung ist viel schlimmer als ein Angriff eines erbärmlichen Losers aus dem Internet", erklärt ein 15-jähriger in der Studie. Und eine 14-Jährige  beschreibt, was sie empfindet, wenn es keine digitale Distanz gibt: "Das war reale, live stattfindende Kommunikation und keine digitale. Das geht einfach mehr unter die Haut." Die SchülerInnen hätten deutlich gemacht, dass sie bei realen Mobbingerfahrungen den emotionalen "Aufprall" viel deutlicher empfinden als bei Online-Begegnungen, wo die Wucht der Verletzung durch die erlebte digitale Distanz gepuffert werde, erklärt Campbell. Die Reaktionen auf diese Erlebnisse reichten von Kränkung, über Depressionen, Angst, Verwirrung bis hin zu Gefühlen der Wertlosigkeit.

Campbell wünscht sich, dass die Studie bei Schulen und Berufsberatern ankommt. Darüberhinaus sei es auch wichtig, SchülerInnen und Schülervertretungen in Anti-Mobbing-Programme einzubeziehen, da LehrerInnen sich oftmals schon von einem überfüllten Lehrplan überfordert fühlten.

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Autorin / Autor: Redaktion /Pressemitteilung - Stand: 13. März 2015