Ich, ich, ich verrät ihn nicht

Studie: Narzissmus ist nicht an "I-Talk" erkennbar

Der Esel nennt sich selbst zuerst, weiß der Volksmund und diesem Esel wird dann auch leicht angedichtet, sich nicht nur zuerst zu nennen, sondern auch ständig nur an sich zu denken. Das gilt auch für Menschen, denen das "ich", "mich", "mir" nicht nur zuerst, sondern allzu häufig über die Lippen kommt. Sie werden für ausgeprägte Narzissten gehalten, die ständig nur um sich selbst kreisen.

Das aber ist offenbar ein Mythos. Zumindest wenn man US-amerikanischen Wissenschaftlerinnen Glauben schenken darf, die mal genauer untersucht haben, was dran ist am I-Talk des Narzissten. Narzissten sind Menschen, die eine unrealistische Überzeugung haben, anderen überlegen zu sein und eine übertriebene Ich-Bezogenheit an den Tag legen. Da wäre es ja auch naheliegend zu vermuten, dass sie gerne und häufig von sich sprechen und dass umgekehrt, Leute, die dies tun, vermutlich zur Gruppe dieser selbstverliebten Spezies gehören. Und tatsächlich hat eine kleine Studie aus dem Jahr 1988 den Verdacht bestätigt.

In der aktuellen Studie suchten die Forscher_innen nun insgesamt 4.800 Freiwillige. Dabei kooperierten sie mit verschiedenen Universitäten, davon zwei aus Deutschland. Die Testpersonen sollten in verschiedenen Kommunikationsübungen über sich reden oder schreiben. Außerdem wurde anhand von Persönlichkeitstests ihr Hang zum Narzissmus überprüft.
Obwohl unterschiedlichste Testpersonen, Messmethoden und Laborsituationen zum Einsatz kamen, ergab keine einzige der Untersuchungen einen belastbaren Zusammenhang zwischen der häufigen Verwendung von "Ich" oder "I" und einer narzisstischen Persönlichkeit.

Wenn euch also jemand mit seinem ständigen "ich, ich, ich" nervt, muss es noch lange keine_e Narzist_in sein. Die Forscher_innen wollen nun an dem Thema dran bleiben und versuchen herauszufinden, wie sich Narzist_innen denn nun anhand ihrer Sprache enttarnen lassen, jetzt wo der "I-Talk" offenbar keine verlässliche Größe ist. Das Erkennen von Narzissten sei schließlich wichtig, weil deren eingebildete Großartigkeit und Selbstbezogenheit für Beziehungen und auch in der Gesellschaft negative Folgen haben könne.

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Quelle:

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 9. April 2015