Welche Wirkung haben die "ersten Sätze" auf uns?

Wissen wollen, wie es weitergeht!

Das letzte Beispiel wirft Fragen auf, die den Leser neugierig auf das Buch machen. Schließlich will er erfahren, was mit dem Protagonisten geschehen ist. Ebenso möchte er wissen: Was folgt? Nehmen wir ein anderes Beispiel. „Als Laura in die verzweifelten Augen des Mannes blickte, eines Mannes, der nichts mehr zu verlieren hatte, wusste sie, dass sie gleich mit ihm von der Brücke springen würde.“ Wenn Laura die Protagonistin des Romans ist, dann wird man sich fragen: Wird sie ihren Entschluss überdenken? Wie geht es weiter?  Der Autor kann Laura sterben lassen und dann aus der Sicht der Verstorbenen erzählen. Natürlich hat er auch andere Möglichkeiten. Nächstes Beispiel: „In dem Moment, in dem das „Nein“ über seine Lippen kam, begriff Leon, dass er sein Leben verspielt hatte.“ Man könnte sich nun fragen: Wem galt das Nein? Und: Besteht die Möglichkeit, dass der Protagonist der Geschichte überlebt?

Was den Satz „Du bist Vater geworden, las Phillip vom Display seines Handys ab.“ angeht, so fragt sich der Leser unter anderem wahrscheinlich: Warum wird Phillip nur per Handy benachrichtigt? Aber dieser erste Satz erfüllt eine weitere Funktion, denn er kündigt bereits das Thema des Romans an, nämlich Vaterschaft.
Auch der Satz „Lobreden über ihre Schwester verursachten Jana immer wieder Brechreiz.“ verrät bereits, worum es im Roman gehen könnte. So dreht sich der Roman um Konkurrenz zwischen Geschwistern. Erfahrene Autoren sind der Meinung, dass der Einstieg das Thema oder beispielsweise das Ziel, also etwas, was zentral und bedeutend für die Geschichte ist, präsentieren soll.

Manchmal tauchen in den Büchern wiederum Sätze auf, die zwar an zweiter Stelle folgen, aber dafür umso spannender sein können. Möglicherweise kann sich der Leser weniger für den folgenden Satz begeistern: „Selig lächelnd betrachtete sie den Schmetterling auf ihrem Knie und erinnerte sich daran, dass jemand mal gesagt hatte, ein Schmetterling suche nur die Nähe eines herzensguten Menschen.“ Schließlich sagt dieser Satz nicht, zu welchen Konfliktsituationen es kommen könnte. Doch der zweite Satz erscheint in diesem Beispiel wiederum wesentlich interessanter: „„Du hast dich geirrt“, flüsterte sie finster und zerdrückte die Kamillenblüte in ihrer Hand.“

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Autorin / Autor: Dasha - Stand: 26. Mai 2010