Argumente gegen Antifeminismus

Die Amadeu Antonio Stiftung stellt ein digitales Tool gegen antifeministische Erzählungen vor

Bild: Amadeu Antonio Stiftung

Aus feministischer Sicht stellen die Sexualstrafrechtsreform, die Öffentlichkeit über die #MeToo-Bewegung oder das aktuelle Selbstbestimmungsgesetz Entwicklungen dar, die in die richtige Richtung weisen. Doch dagegen richtet sich auch organisierter Hass und Gewalt, die unter dem gemeinsamen Nenner Antifeminismus laufen. Dabei werden krude Argumente unters Volk gebracht, wie zum Beispiel »Feminismus schafft die Familie ab«, »Feminismus regiert die Welt« oder »Hilfe, die ‚Gender-Ideologie‘ macht Kinder homosexuell und trans«. Es bleibt allerdings nicht nur bei der Verbreitung solcher Pseudoargumente, die dahinterstehenden antifeministischen Akteur_innen mobilisieren immer großflächiger und wollen zivilgesellschaftliche Initiativen, die Gewaltbetroffene unterstützen oder sich in der Gleichstellungs- und Geschlechterpolitik engagieren, zurückdrängen. „Engagierte müssen entweder einen Angriff fürchten oder sind bereits massiven Attacken ausgesetzt“, erklärt Tahera Ameer, Programmvorstand der Amadeu Antonio Stiftung. „Die Angriffe reichen von sexistischen Hetzkampagnen gegen Kommunalpolitiker_innen, massiven Gewaltaufrufen und Hate Speech, Diffamierungskampagnen gegen LQBTIQA+-Projekte, bis hin zu Einschüchterungsversuchen gegen Stelllen zur Schwangerschaftskonfliktberatung oder Migrant_innenselbstorganisationen.“

Die Amadeu Antonio Stiftung reagiert darauf und stellt nun unter www.gegen-antifeminismus.de ein digitales Tool gegen antifeministische Erzählungen vor. Das Tool bietet Informationen und Argumentationshilfen gegen die zehn häufigsten antifeministischen Behauptungen rund um das Thema geschlechtsspezifische Gewalt.

Die Webseite soll auch darüber aufklären, dass antifeministische Ideologie gemeinsame Feindbilder und Falschinformationen braucht, um zu funktionieren. So gehörte die rassistische Vereinnahmung des Themas Gewalt gegen Frauen bereits vor der Kölner Silvesternacht 2015/16 zu den zentralen Strategien rechtsextremer Propaganda. In den letzten Monaten richten sich Angriffe verstärkt gegen das Selbstbestimmungsgesetz und damit gegen trans Menschen, vor allem trans Frauen. Dies geht einher mit Verschwörungserzählungen von einer vermeintlichen ’Homo- und Translobby’ oder dem ’vom Judentum erfundenen Feminismus, um die westliche Welt zu zerstören’. Auch im Zuge des Angriffkriegs gegen die Ukraine finden sich neben antisemitischen Narrativen auch antifeministische. So werde nicht nur der vermeintliche ’Faschismus’, sondern auch ’Gayropa’ bekämpft.

Gut informierte Argumente gegen gängige Falschbehauptungen

Auch Dr. Yvonne Niekrenz, Projektleiterin beim Landesfrauenrat Mecklenburg-Vorpommern e.V. weiß: „Antifeministischen Behauptungen argumentativ gut entgegenzutreten, stellt sich teilweise als sehr schwierig dar. Denn die Gegenseite benutzt Falschinformationen, verdrehte Realitäten oder widerspricht sich teilweise sogar selbst“. Sie ergänzt: „Das Tool gegen-antifeminismus.de zeigt niedrigschwellig Zusammenhänge und gibt mit dem Realitätscheck Fakten und Zahlen an die Hand. Es kann ganz praktisch in der Bildungsarbeit angewendet werden, um Menschen gegen antifeministische Falschbehauptungen zu sensibilisieren.“

Das Tool konnte mit Unterstützung der Open Society Foundations und im Austausch mit einzelnen Mitgliedern des „Bündnis Istanbul-Konvention“ entwickelt werden. Das Bündnis setzt sich für die vollständige Umsetzung des „Übereinkommens des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt“ in Deutschland ein und besteht aus Frauenrechtsorganisationen und Verbänden mit dem Arbeitsschwerpunkt geschlechtsspezifische Gewalt. Auch ihre wichtige Arbeit soll mit dem Tool unterstützt werden.

„Wir sehen seit Jahren einen Anstieg an antifeministischen Angriffen auf unsere Arbeit und Kolleg_innen“, bestätigt Heike Herold, Geschäftsführerin von Frauenhauskoordinierung e.V., „die nötige Gegenwehr frisst viel Zeit und Ressourcen, was Einfluss auf unsere tägliche Arbeit hat. Die Angriffe haben zum Ziel, feministische und Gleichstellungsmaßnahmen zu verhindern oder umzukehren.

Hier findet ihr die informative Webseite

Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 5. August 2022