Einheitsbrei

New Yorker Forscher behaupten: In hundert Jahren gibt es nur noch 10 Prozent der Sprachen

Von den derzeit 6.500 gesprochenen Sprachen sollen in hundert Jahren nur noch 10 Prozent übrig sein. Das behaupten jedenfalls die Mathematiker Steven Strogatz und Daniel Abrams von der Cornell-Universität in Ithaca, New York, die zu diesem Thema ein mathematisches Modell entwickelt haben. Sie gehen von der Theorie aus, dass sich die Sprachen durch gegenseitige Konkurrenz reduzieren werden, wobei sie den Sprachen zwei wesentliche Eigenschaften zuordnen, die zu ihrem Erfolg führen. Da ist zum einen der prozentuale Bevölkerungsanteil, der eine Sprache spricht und zweitens das soziale Ansehen der Menschen, die diese Sprache sprechen. Ihre Annahme ist, dass je mehr Menschen eine Sprache sprechen und je höher das Ansehen der Sprache, desto größer sind ihre Chancen, sich durchzusetzen. Andere Theorien gingen bisher eher davon aus, dass die Sprachen sich gegenseitig beeinflussen, und dass die Veränderungen von Grammatik, Syntax und anderen Eigenschaften eine Sprache formen.

*Sprachentod*
Für die Sprachenvielfalt ist das eine traurige Prophezeihung, zumal die beiden Mathematiker ihr Modell schon in 42 Regionen überprüft haben. Mit dabei waren unter anderem Schottland, Wales, Bolivien und Irland. Im peruanischen Huanuco fanden sie ihre Theorie besonders drastisch bestätigt: Dort kämpft die Indianersprache Ketschua um ihr Überleben gegen die Spanische Sprache. Zwar sprechen viele noch Ketschua, aber weil das soziale Ansehen dieser Sprache so gering ist, findet ein rapider Wechsel zum Spanischen hin statt. Schon jetzt können sich viele Kinder nicht mehr mit ihren Großeltern verständigen. Um zu verhindern, dass die Sprachen sich gegenseitig "ausstechen" kann man höchstens staatliche Rettungsmaßnahmen ergreifen.

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 21.  August 2003