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Ein Interview mit feminale-frau Helli Hecht

Vom 2. bis 6. Oktober 2002 war Köln wieder eine Stadt der Frauen. An diesen Tagen fand zum elften Mal das zweitgrößte Frauen-Filmfestival der Welt, die FEMINALE statt. Insgesamt 120 Kurz- und Langfilme von Frauen aus 24 Ländern hatte die Jury ausgewählt. Herausgekommen ist ein buntes, nachdenkliches und außergewöhnliches Programm, das vom Tanzfilm über die Lesbenliebesgeschichte bis zum politischen Film über die Situation der Arbeiterinnen beim Jeansproduzenten Levis reicht. Viele Filme, die hier gezeigt wurden, werden wahrscheinlich nie wieder dem deutschen Publikum zugänglich sein, weil sie mit dem Mainstream des amerikanisch dominierten Kinos wenig zu tun haben und - weil es den Filmen von RegisseurINNEN und ProduzentINNEN immer noch schwer gemacht wird, den Weg auf die große Leinwand zu schaffen. Wir wollten wissen, wie die Organisatorinnen das Festival sehen und fragten Helli Hecht.

*Was gefällt dir daran, an einem Frauenfilmfestival mitzuarbeiten?*
Mir gefällt es vor allen Dingen bei der Feminale mitzuarbeiten. Ich mag meine Kolleginnen und den freundschaftlichen Umgang miteinander und ich habe das Gefühl, mit kompetenten Persönlichkeiten zu tun zu haben, von denen ich viel lernen kann. Bei den regelmäßigen Treffen werden Pläne, Vorgänge, Ideen offen dargelegt und gemeinsam besprochen. Es findet ein gleichberechtigter Informations- und Meinungsaustausch statt.

Worin siehst du Chance und Sinn eines Frauenfilmfestivals?

Das ist eine Frage, die mich auch selbst gerade sehr beschäftigt. Mir fällt dazu erstmal eine Situation ein, die manchmal eintritt, wenn ich einen Film sehe oder auch ein Buch lese. Plötzlich frage ich mich, ob der Regisseur oder Autor ein Mann ist oder eine Frau.  Ein Frauenfilmfest hilft eine Perspektive einzunehmen. Man wirft einen gezielteren Blick auf die ganze Bandbreite von Frauenfilmen. Die Beschränkung auf Filme von Frauen hilft letztendlich eine größere Vielfalt zu zeigen und die unterschiedlichen Anliegen und Erzählweisen herauszustellen. Genauso hilft es aber auch nach Übereinstimmungen und Gemeinsamkeiten zu suchen. So wird das Frauenfilmfest zu einem Forum, innerhalb dessen ich Erfahrungen machen kann, an denen ich die eigene Identität überprüfen kann.

Wie lange wird es das Festival noch geben?

Ich glaube, dass es die Feminale noch lange geben wird. Auch wenn es Pläne gibt, die Feminale mit dem Filmfest in Dortmund, der “femme totale” zusammenzulegen und die Kürzungen im Haushalt die jetzige Struktur bedrohen. Die Feminale ist ein gutes Frauenfilmfest mit eigenem Profil und gewachsenen Zusammenhängen. Es wäre ein großer Verlust dieses aufzulösen.

Ist das Festival auch für junge Frauen / Mädchen interessant?

Unbedingt. Mit der Sektion “Girls Focus” versuchen wir das auch ganz offensichtlich zu zeigen. Bei der Zusammenstellung dieses Programms haben wir die Zielgruppe der jungen Frauen und Mädchen im Kopf, was sich zum einen in der Themenauswahl zeigt. In dem Spielfilm “Perfume de Violetas” zum Beispiel sind die Hauptfiguren zwei Mädchen, die in die gleiche Klasse gehen, sich anfreunden und ihr Umfeld gemeinsam erleben. Ich kann verraten, das es ein unglaublich spannendes Umfeld ist. Darüberhinaus wollen wir gerade jungen Frauen die Möglichkeit bieten ihre Filme an die Öffentlichkeit zu bringen. Dieses Jahr sind drei Beiträge des Medieprojekt Wuppertal e.V. dabei und einige Filme von Studentinnen verschiedener Hochschulen.

Girls TV

In Zusammenarbeit mit Lizzynet wurde das Festival von acht Mädchen und jungen Frauen unter die Lupe genommen. Mit Kamera und Mikrophon zogen sie durch die Kinos, interviewten Filmemacherinnen und ZuschauerInnen und präsentieren ihr hinterher selbstgeschnittenes Werk dem Publikum. Die ersten Eindrücke schildert Linus...

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 19. September 2002