"Es möge gelingen!"

Wie verbringen wir Silvester - und warum?

Bleigießen, Bibelstechen oder Böller - alles ist möglich an Silvester. Nach Ansicht von Prof. Wolfgang Kaschuba vom Institut für Europäische Ethnologie ist Silvester genau wie Weihnachten kaum noch an bestimmte Rituale gebunden: "man kann alles machen: In die Disco gehen, einen Karpfen totschlagen oder seinen Nachbarn mit Raketen beschießen." Der entscheidende Unterschied sei nur der, dass Silvester ein öffentliches Fest sei, während Weihnachten eher der Familie gehöre. An Silvester kann man also die Korken knallen lassen oder sonstwie das tun, was gefällt. Aber laut sein, ist schon nicht das Schlechteste: denn nach alt hergebrachtem Glauben sollen durch Trommeln oder Peitschenknallen und heute eben Böller bzw. Lärm die bösen Geister vertrieben werden. 2003 hätte demnach ein Jahr ohne böse Geister sein müssen, denn allein die Deutschen gaben mehr als 60 Millionen Euro für Feuerwerke aus.

*Neues Jahr, neues Glück*
Vielleicht ist es doch besser, auf andere Glücksbringer auszuweichen, die sich auch immer auf diesen putzigen Neujahrskarten befinden: etwa auf das Schwein, dass von jeher Glück bringen sollte. Was kein Wunder ist, denn wer Schwein hatte, hatte auch immer das Glück, etwas zu essen zu haben... Einen ähnlichen Hintergrund hat der Mythos vom glücksbringendem Schornsteinfeger: ein verstopfter Kamin bedeutete, nichts zu essen zubereiten zu können. Das vierblättrige Kleeblatt stellt im übertragenem Sinne ein heilbringendes Kreuz dar und soll schlimme Schicksalsschläge verhindern, der Marienkäfer gilt als der Himmelsbote der Mutter Gottes, Maria, wem er zufliegt, wird vor bösen Krankheiten bewahrt. Das Hufeisen wird als ein Glücksbringer gesehen, weil die Griechen, seit sie damit anfingen, ihre Pferde zu beschlagen, sich schneller fortbewegen konnten. Flucht ist damit auch ein Glücks-Aspekt, wer also Silvesterflucht betreibt und sich einfach schon um 23.00 Uhr ins Bett legt, kann auch nichts falsch machen ;-). Solange das Hufeisen nicht falschrum hängt und das Glück nicht herausfallen kann...

*Warum überhaupt Silvester feiern?*
Feste feiern ist fantastisch, vor allem, wenn man damit gleichzeitig so langsam das Ende des Winters einläutet. Der Wechsel der Jahreszeiten spielte bei unseren Vorfahren eine wichtige Rolle, das Fest der Wintersonnenwende, wenn endlich die Tage wieder länger werden, war gleichbedeutend mit dem Tod des alten Jahres und verknüpft mit den Hoffnungen für das neue und hoffentlich gute Jahr. Daher ist auch das Orakeln mit Mitteln wie Bibelstechen oder Bleigießen immer sehr beliebt. Beim Bibelstechen muss man in der Silvesternacht mit geschlossenen Augen eine Seite der Bibel aufschlagen und auf eine Textzeile zeigen. Die Textstelle soll dann Aufschluß über das nächste Jahr geben. Da Blei schon schmilzt, wenn man es nur über eine Kerze hält, ist ein optimales Orakel. Wachs tut's natürlich auch und ist außerdem weniger giftig. Man nehme also einen Löffel mit Blei- oder Wachsstückchen und halte ihn über eine Kerze. Das geschmolzene Blei oder Wachs schüttet man in ein Glas mit Wasser. Die so entstandenen Gebilde kann man dann interpretieren, eine Kugel bedeutet, dass einem Glück zurollt, ein Ring, dass eine Hochzeit bevorsteht usw. - da ist Phantasie gefragt... *g*. Der Rutsch selber hat übrigens mit rutschen gar nichts zu tun, sondern geht auf das hebräische Wort "rosch" zurück, das "Anfang" bedeutet. Und "Prosit Neujahr" hat auch nicht unbedingt etwas mit zuprosten zu tun - sondern der Ausdruck kommt aus dem Lateinischen und heißt so viel wie „Es möge gelingen!“. Wer schon an Silvester so viel Klugschwätzen kann, dem wird im neuen Jahr sicher viel gelingen *g*...

  • Die LizzyNet-Redaktion wünscht euch allen einen guten Start in das neue Jahr, große runde Bleikügelchen, viel Schwein und Schornsteinfeger oder auch einfach einen festen Schlaf!
    Bis im neuen Jahr :-))))

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Autorin / Autor: ~astrid~ - Stand: 31. Dezember 2003