Flucht ins All

Wettbewerbsbeitrag von Jette Gerdes, 14 Jahre

Ich stand mit meiner Familie in meinem zerstörten Labor. Wir trugen alle noch Schlafanzüge und waren müde. Irgendwer war diese Nacht in unser Haus eingedrungen und hatte mein Labor und mein ganzes Leben, was hier stattfand, zerstört. Hier hatte ich geniale und nicht so geniale Ideen erarbeitet, an ihnen gebaut und sie getestet. Seit vielen Jahren versuche ich jetzt nämlich schon einen Weg zu finden, um schnell in andere Galaxien zu reisen und somit auch auf andere belebte Planeten. Viele Wissenschaftler hielten mich mittlerweile für stur, naiv oder sogar verrückt, weil ich immer noch an dieser Idee arbeitete. Ich aber habe nie aufgegeben, und es dann vor zwei Monaten endlich geschafft. Doch ich habe es niemanden außer meiner Frau Julia erzählt, da die Regierung diese Maschine für unehrliche Zwecke benutzen will. Dieses habe vor einiger Zeit zufällig herausgefunden, denn sie wollen mit solch einer Maschine andere Planeten ausbeuten und dann zum Sterben zurücklassen. Doch sie müssen irgendwie von meiner neusten Erfindung erfahren haben, denn wer sonst wäre in mein Labor eingebrochen?
Daher schaute ich zu Julia und wir fasten ohne Worte einen Beschluss. Wir hatten in den letzten zwei Monaten öfters durchgesprochen, was wir in so einem Fall machen würden und hatten auch schon Vorbereitungen getroffen. Wir waren uns nämlich einig, dass wir und unsere zwei Kinder in diesem Fall hier nicht mehr sicher wären. Doch wir wollten unseren Kindern keine Verfolgungsjagd über den ganzen Planeten zumuten, also würden wir dahin gehen, wo sie uns nicht hin folgen könnten: Evolvia - ein anderer belebter Planet, der vor kurzen entdeckt worden ist.
Daher drehte ich mich nun zu Julia und den Kindern und sagte: „Ich hole unser Gepäck und du beruhigst die Kinder.“
Wir liefen Hand in Hand in unsere Wohnung hoch, die Kinder hinter uns. Die beiden waren völlig geschockt. Ich schaute zu Julia und hoffte, dass sie die beiden beruhigen könnte. Oben trennten wir uns und Julia ging mit den beiden ins Kinderzimmer. Ich wendete mich unserem Schlafzimmer zu.
Dort holte ich erstmal die schon gepackten Sachen hervor. Dann ging ich auf die linke Wand unseres Schlafzimmers zu und fuhr mit der Hand über die Tapete. Bei der dritten Erhöhung von links auf einem Meter Höhe war ein Öffnungsmechanismus verbaut, der auf die Berührung meines Fingers reagierte. So schob sich die halbe Wand wie von Geisterhand zu Seite.
Und da stand sie, meine weltenverändernde Erfindung: der Teleportierer.
Ich hatte noch keine Zeit ihr einen wissenschaftlich herausragenden Namen zu geben. Ich werde diese Zeit aber auch hoffentlich nie mehr haben, denn mein Plan ist es, dass sich die Maschine nach dieser Fahrt selbst zerstört. Alle Baupläne habe ich schon letzten Monat feierlich verbrannt. Also für uns ist es ein Ticket ohne Rückfahrt nach Evolvia, um dort hoffentlich sicherer zu sein als hier. Ich trug unsere wenigen Besitztümer, die wir mitnahmen, in die Maschine und betätigte schon mal alle wichtigen Knöpfe, auch den für die Selbstzerstörung.
Nun stand ich hier vor der größten Errungenschaft meines Lebens und wurde mir bewusst, dass dieses wahrscheinlich meine letzten Augenblicke auf dem Planeten Erde waren. Wir würden jetzt nach Evolvia teleportieren, einem anderen belebten Planeten, den eine ähnlich weitentwickelte Spezies wie unsere bewohnt.
Wir müssen alles hinter uns lassen: Familie, Freunde, Job, unser ganzes jetziges Leben, um hoffentlich in Sicherheit leben zu können.
Julia kam mit den Kindern herein. Gerade wollten wir einsteigen, da hörten wir auf einmal Stimmen hier im Haus. Sie kamen von nicht weit weg. Julia und ich schauten uns panisch an und trieben die Kinder eilig in die Maschine. Als ich als letzte einstieg, sah ich hinter mir zwei bewaffnete Männer. Ich schlug gehetzt die Tür zu und drückte auf den Startknopf. Das letzte was wir hörten waren dumpfe Schüsse.
Wir flogen durch die Luft, um uns herum flackerte alles abwechselnd bunt und dann wieder schwarz. Ich hatte das Gefühl, als würde ich durch Nebel auf meinen Körper schauen und alles drehte sich und dann auf einmal nicht mehr. Ich kriegte noch mit, wie wir auf etwas landeten, das wie blaue Zuckerwatte aussah. Doch dann überrumpelte mich die Erschöpfung des Fluges und ich sank ins schwarze Nichts.
Irgendwann wachte ich aus dieser unendlichen Schwärze auf. Mein Kopf brummte und mein ganzer Körper fühlte sich so unendlich schwer an. Ich schlug irritiert die Augen auf und langsam kamen die Erinnerungen an den letzten Tag zurück. Wir waren in Panik auf diesen Planeten geflohen, doch was war nach unsere Ankunft passiert? Wo war meine Familie? Und wieso lag ich hier, denn ich war bestimmt nicht mehr an dem gleichem Punkt wie bei der Ankunft.
All diese Fragen prasselten in Dauerschleife durch meinen Kopf, und ich war durch die Erschöpfung unfähig mich zu bewegen. Besonders um meine Frau und unsere Kinder sorgte ich mich. Hatte ihnen jemand etwas angetan?
Langsam war ich wieder in der Lage mich zu bewegen und daher richtete ich mich langsam auf und wurde überwältigt von meiner Umgebung.
Ich lag in einer Art Bett in einem gläserne Raum. Durch die Fenster konnte man auf eine gewaltige Metropole schauen. Überall wucherten Pflanzen und Verkehrsmittel mit gelben Männchen flogen nah am Fenster vorbei. Was mich aber besonders beruhigte war meine Familie, die in den Betten neben mir noch schlief.
Während ich so überrumpelt von meiner Umgebung war, hatte ich nicht bemerkt, dass andere in den Raum gekommen waren. Als ich mich umdrehte schaute ich in ein gelbes Gesicht. Ich erschrak und sprang eilig an den Rand meines Bettes, um mich im Notfall vor meine Familie zu schmeißen. Doch das gelbe Wesen schaute mich nur neugierig und freundlich an. Dann sprach es zu mir, und ich war vollkommen verwundert, dass ich es verstehen konnte: „Wie geht es dir? Wir haben euch in der Wolkenwüste schlafend gefunden und sofort nach Utop transportiert. Doch dir und deinen Mitreisenden ist nichts passiert. Herzlich Willkommen!“

Alle Infos

Die Über All Lesung

Lasst euch von sieben der Preisträger:innen des Wettbewerbs Über All in ferne Welten entführen

Die Über All-Preisträger:innen

Vielen Dank an alle Teilnehmenden für diese spannenden Exkursionen ins All und herzlichen Glückwunsch den Preisträger:innen

Die Über All Jury

Teilnahmebedingungen

Preise - Das gibt es zu gewinnen!

Schirmherrin Dr. Suzanna Randall

EINSENDUNGEN

Autorin / Autor: Jette Gerdes