Sonnenflecken

Wettbewerbsbeitrag von Natalie Teplitska, 17 Jahre

Ma Cochi machte sich einen Kaffee und zog den Sessel näher zum Bildschirm. Ihre Schicht am Observatorium hatte gerade begonnen, und es versprach ein langweiliger Tag zu werden.
Ein Blick auf die Daten zeigte Ma jedoch, dass sie sich getäuscht hatte. Ein ungewöhnliches Muster zeichnete sich auf dem Bildschirm ab. Während der Kaffee kalt wurde, beobachtete sie gebannt die empfangenen Radiowellen, und einem plötzlichen Impuls folgend ließ sie ein kryptographisches Programm die Zahlen entschlüsseln – ganz so wie im Geheimdienst. Das Ergebnis ließ sie sprachlos:

„He! Hör auf, mich zu kitzeln! Du kannst mit deinen Mikrowellen etwas Sinnvolleres anfangen.“
Ma Cochi stellte sich vor, wie die Sonne – denn von niemand anderem kamen diese Signale – förmlich zusammenzuckte.
„Ansonsten kann man dich doch kaum erreichen, Schlafmütze. Und meine Energie reicht eh nicht, ein Stern kann ich nun nicht mehr werden“, antwortete der weniger als zwölf Lichtjahre entfernte braune Zwerg Epsilon Indi B. „Mir bleibt nur noch, gänzlich zu verglühen und ein Planet wie dein Jupiter zu werden. Je schneller, desto besser.“
„Du möchtest also gleich aufgeben? Überlege es dir gut. Du kannst durchaus noch eine Akkretionsscheibe bilden und ein, zwei Planeten basteln. Selbst wenn du Leben schaffen willst … es kommt auch mit ganz wenig Licht aus, du musst nur die richtige Wellenlänge treffen.“
„Mütterchen Sonne ist mal wieder mit ihrem Leben beschäftigt“, meldete sich Aldebaran aus 65 Lichtjahren Entfernung hämisch. Komisch, dachte Ma, der Rote Riese piepst wie eine Maus. „Sonst gibt sich doch niemand mit diesen Nichtigkeiten ab. Ein anständiger Stern hat schließlich Besseres zu tun. Wetten, du bewahrst dein ,blaues Juwel‘ gerade zum 42. Mal vor dem Untergang?“
„Meine derzeit dominierende Lebensform hat tatsächlich das Klima etwas außer Kontrolle. Deswegen versuche ich, durch Sonnenflecken Abkühlung zu schaffen. Doch das ist kein Grund, mein Leben als minderwertig zu bezeichnen! Es hat bereits ein wenig Verständnis von der Welt entwickelt. Inzwischen ist es so weit, dass es sogar unser Gespräch mithören könnte!“
Aldebaran tat cool: „Na, dann kann es ja nicht lange dauern, bis es die Mechanismen im Inneren des Planeten ergründet und ihn in kleine Fetzen sprengt.“

Nun trat Epsilon Indi B ein: „Klar, wenn man so wie du keine Visionen hat, kann man auch nichts Großes erschaffen. Das ist bei der Sonne zum Glück nicht der Fall – sonst hätte sie mit ihrem dritten Planeten nicht so viel Geduld gehabt. Dir gilt mein größter Respekt! Mal sehen, vielleicht wird das bei mir ja auch noch was.“
„Viel Erfolg! Melde dich wieder, wenn du Tipps brauchst. Ich berichte dir dann von meinen Erfahrungen!“ …

Die nächste wissenschaftliche Arbeit begann Ma Cochi mit den Worten: „Wir sind einzigartig. Wir tragen Verantwortung“

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Die Über All Lesung

Lasst euch von sieben der Preisträger:innen des Wettbewerbs Über All in ferne Welten entführen

Die Über All-Preisträger:innen

Vielen Dank an alle Teilnehmenden für diese spannenden Exkursionen ins All und herzlichen Glückwunsch den Preisträger:innen

Die Über All Jury

Teilnahmebedingungen

Preise - Das gibt es zu gewinnen!

Schirmherrin Dr. Suzanna Randall

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