Das Geheimnis der Schwarzen Löcher

Wettbewerbsbeitrag von Leonie Küttner, 14 Jahre

Hätten meine Kollegen auf mich gehört, wäre die Erde nie in einem so schlimmen Zustand gewesen. Unerfahren hatten sie mich genannt und dumm. Doch jetzt, viele Jahre später, bin ich die leitende Wissenschaftlerin mit einer bedeutenden Mission. Die Erde stirbt. Meine Mission ist es in den Weiten des Weltraumes, einen geeigneten Ersatz für den blauen Planeten zu finden.
"Der 30ste Monat unseres Auftrags und noch immer kein Erfolg.  Wir befinden uns gerade in der Nähe des Planeten Saturn. Die schon zuvor gründlich erforschten Gasplaneten sind nicht bewohnbar. Wenn ich ehrlich sein soll… Diese Mission ist zum Scheitern verurteilt. Die Gasplaneten waren unsere letzte Hoffnung, obwohl es von Anfang an klar war, dass sie unbewohnbar sind, aber wie mein Vater immer sagt: ein Versuch ist es wert! Auch wenn die Chancen bei dem letzten Planeten Mars gleich null sind, werden wir es dort versuchen.“

Ich ließ den Stift sinken und schaute durch ein Fenster der Raumstation in die unendliche Weite des Weltalls. "Betrachtest du schon wieder die Sterne?“, mein Kamerad Colin Rainfield, ein weltberühmter Astronaut tritt zu mir. "Ja. Ich war noch nie im Weltraum. In meinen kühnsten Träumen hätte ich mich nicht im Weltall vorstellen können.“
„Aber du bist eine Astronomin. Hast du den nicht gehofft, dass Weltall einmal zu bereisen?“ Ich schaute nachdenklich in Colins Blaue Augen. "Naja, ich war schon immer eher der theoretische Typ.“ Ich ließ es darauf beruhen. Colin darf nichts von meiner Angst erfahren.                       
Ich habe Angst vor den weiten des Universums, seitdem mein Vater aufgrund einer Explosion in seiner Rakete gestorben ist. Ich wollte meine Karriere an den Nagel hängen, obwohl ich inzwischen eine der berühmtesten Astronominnen der Welt bin. Aber ich hatte mich zusammengerissen und weiter gemacht. Genauso wie mein Vater es gewollt hätte.
Ich ließ einen verdutzen Colin stehen und betrachtete nochmal meine Aufzeichnungen. Sich an die Schwerelosigkeit zu gewöhnen, war anfangs wirklich schwierig gewesen. Doch mittlerweile fiel es mir gar nicht auf, dass ich durch den Raum schwebe.
Das, was mich immer am meisten an dem Weltall interessiert hatte, waren die Schwarzen Löcher. Wir Astronomen hatten schon unsere Theorien, was die Löcher betraf, doch ich muss zugeben, dass ich meine eigene Theorie hatte. Ich glaube, dass sich in den Schwarzen Löchern irgendetwas verbergen muss, nur ich weiß nicht was. Die Nacht (im Rhythmus der Erde)  brach herein, ich befestigte meinen Schlafsack an der Wand und setze mir eine Schlafmaske auf. "Daran werde ich mich nie gewöhnen“, grummelte Colin als er seinen Schlafsack befestigte. Ich musste lachen, obwohl er ein berühmter Astronaut war, kam er mit dem Schlafen auf einer Raumstation wohl offenbar nicht zurecht. Naja, ich kam auch mit einigen Sachen nicht zurecht, wie zum Beispiel das "aufs Klo gehen“ welches ich jetzt aber nicht näher beschreiben werde. Bald haben wir es hoffentlich geschafft. Ich wollte unbedingt unseren Planeten retten, aber viel Zeit blieb uns nicht mehr. Man kann sagen das Schicksal der ganzen Welt liegt auf unseren Schultern. Der einzige Unterschied ist, dass Colin mit der ganzen Situation sehr gelassen umgeht, während ich vor Angst fast platzte.
Ich möchte die Menschheit nicht enttäuschen, aber andererseits bin ich hin und hergerissen, was ich jetzt tun sollte. Ich sterbe jede Nacht vor Angst, dass ich dasselbe Schicksal erleide wie mein Vater, oder dass Colin direkt vor meinen Augen sterben sollte. Ich bin mir selber außerdem nicht sicher, warum ich überhaupt an dieser Mission teilgenommen habe. Vielleicht ist es der Fakt, dass mein Vater als Astronaut gerne die Welt positiv verändern wollte und ich mich dazu verpflichtet fühle, seine Mission fortzuführen. Was ich für eine Enttäuschung wäre, wenn das nicht gelingt...
Ich war gerade eingeschlafen, als ich von dem Piepen der Sensoren geweckt wurde.
"Bailey, ich glaube, dass solltest du dir ansehen.“, Colin kam auf mich zu und sein Gesichtsausdruck machte mir Angst. Colin sah besorgt aus und er war nie besorgt. Ich stellte mich neben ihm ans Fenster und mir vielen fast die Augen aus dem Kopf. Vor uns befand sich ein riesiges Schwarzes Loch. "Das… Das kann nicht sein. Hier ist keine Stelle, wo ein schwarzes Loch sein sollte, oder liege ich da falsch?“ Colin nickte nur stumm. Wir müssen, das schwarze Loch sofort umgehen, wenn wir nicht sterben wollen. "Colin gibt es irgendeine Möglichkeit sich von dem schwarzen Loch fernzuhalten?“ Colin schüttelte nur stumm den Kopf. Hilfe, dieser Kerl kam mit Stress Situationen überhaupt nicht klar. So kannte ich ihn gar nicht. Ich probierte einen auf cool zu machen, doch so ganz einfach war das nicht. Mein Herzschlag setzte für ein paar Minuten aus, als ich das Loch näher betrachtete. Es war riesig. Viel größer als in meiner Vorstellung. Ich wollte noch nicht sterben, ich wollte noch nicht "spaghettifiziert“ werden. Ehe wir uns versahen, wurde alles um uns herum eingesaugt, sogar das Licht.
Als ich meine Augen öffnete, dachte ich kurz, ich wäre tot und im Jenseits gelandet. Doch das, was ich tatsächlich sah, war die schönste Umgebung, die ich je gesehen hatte. Wasserfälle befanden sich überall und hohe Berge ragten bis in den durchsichtigen Himmel, wo man einen großartigen Blick auf verschiedenste Planeten hatte. Sogar Schwerkraft war vorhanden. Der Planet ähnelte der Erde, nur dass es hier keine Abgase oder Fabriken gab. Wir waren in einem anderen Universum gelandet. Erst jetzt wurde mir klar, dass das schwarze Loch uns nicht getötet hatte, sondern uns einen Ersatzplaneten für die Erde gebracht hatte. Wir hatten unsere Mission erfolgreich abgeschlossen und meine Angst hatte mir nicht im Weg gestanden. Ich lief freudestrahlend zu unserer Raumstation. Welche komischerweise noch komplett in Takt war. Ich musste unbedingt die Regierung von unserem Erfolg berichten. Ich warf einen Blick auf den Monitor und erschrak der Sauerstoff wurde knapp. Leider war die neue Erde nicht nur ein Paradies. Unvorteilhafterweise, hatte die Luft zu wenig Sauerstoff, um dort atmen zu können. Die Raumstation ist  zwar in Takt geblieben, aber das Gerät womit ich mit der Regierung kommunizieren wollte, war komplett zerstört,  Das musste ich unbedingt Colin erzählen. Aber wo ist Colin? Ich suchte ihn überall und fand ihn schließlich regungslos auf der Wiese liegen. Nein, er ist bestimmt nur bewusstlos, ermahnte ich mich selbst. Ich suchte verzweifelt nach seinem Puls, den ich nicht fand. Colin Rainfield ist tot. Ich spürte nichts mehr, keine Trauer, keine Wut nur diese entsetzliche Leere. Dann ist meine Angst wohl doch wahrgeworden. Ich befand mich allein mit wenig Sauerstoff, auf einem Planeten im inneren eines schwarzen Loches ohne Aussicht auf Hilfe. Ich war zum Sterben verurteilt.

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Die Über All Lesung

Lasst euch von sieben der Preisträger:innen des Wettbewerbs Über All in ferne Welten entführen

Die Über All-Preisträger:innen

Vielen Dank an alle Teilnehmenden für diese spannenden Exkursionen ins All und herzlichen Glückwunsch den Preisträger:innen

Die Über All Jury

Teilnahmebedingungen

Preise - Das gibt es zu gewinnen!

Schirmherrin Dr. Suzanna Randall

EINSENDUNGEN

Autorin / Autor: Leonie Küttner