Ein zu realer Traum

Wettbewerbsbeitrag von Selma, 15 Jahre

Um mich herum war alles dunkel. Nur ich stand ganz alleine im Licht. Für ein paar Sekunden war alles ruhig, als plötzlich Wasser diesen höhlenartigen Raum füllte. Zuerst reichte es nur bis zu meinen Knöcheln, doch zu meinen Knien, dann erreichte es die Hüfte, bis nur noch mein Hals und mein Kopf über dem Wasser waren. Langsam bekam ich Panik. Ich nahm den letzten Atemzug, bevor ich vollkommen verschwand. Ohne groß nachzudenken wollte ich an die Oberfläche schwimmen, doch so sehr ich es auch versuchte, ich konnte mich nicht bewegen. Unter Wasser war es schwer zu sehen und mich überkam das Gefühl, jemand oder etwas würde mich beobachten. Und dann hörte ich es. Zuerst waren die Worte verschleiert, doch dann konnte ich sie ausmachen. „Sidra!… Sidra!“ Wieder und wieder hörte ich meinen Namen. Er wurde klarer aber auch lauter. Lauter, lauter, und wieder lauter! Ich hielt meine Ohren zu, doch es war, als wäre diese Stimme in meinem Kopf. Ich wollte schreien, doch das ging nicht, da Wasser in meine Lungen strömte und…

Mit einem Satz saß ich wieder im Cockpit und schaute in die Ferne des Weltalls. Frim stand neben mir und sah mich, mit seinen braunen Augen, sowohl besorgt als auch verängstigt und total verwirrt an. „Ist… ist alles ok?“, fragte er. Ich nickte knapp, doch wir beide wussten, dass es nicht so war. „Sidra. Das war jetzt schon das zweite Mal, dass du ins Nichts schaust und zwei Minuten später nach Luft ringst, als würdest du ertrinken. Also, ich bin zwar kein Arzt oder Psychologe, aber ich glaube bei dir ist irgendetwas nicht, ich meine wirklich nicht ok.“ Diesmal konnte ich mit einem leisen „Ja“ antworten und musste schmunzeln als Frim sagte „Und jetzt stimmt bei dir wirklich gar nichts mehr. Ich meine, du stimmst mir nie bei irgendetwas, was ich sage, zu“.

Frim begleitete mich vom Cockpit aus, vorbei an der Lounge, bis zu einem kleinen Raum, der ein Medizin Raum war. Auf dem Weg dorthin, befahl er als Captain Janel und Tammi, das Steuer zu übernehmen. Unsere Mannschaft diente als Rettungsteam, wodurch es wichtig war, das wir jederzeit erreichbar waren. Daher wollte Frim immer jemanden am Steuer haben. Zurzeit befanden wir uns zur Patrouille am Rand des Sonnensystems TS-48k und warteten auf weitere Anweisungen und neue Koordinaten.

Ich legte mich auf die weiße Liege während Frim das Analyse-Gerät vorbereitete. „Wieso ist das nötig, Frim? Mir geht es wirklich gut. Es war nur ein blöder Albtraum“, sagte ich, doch Frim erwiderte nur: „Ich will nur sicher gehen. Außerdem war es schon das zweite Mal und du glaubst doch selber nicht, dass es nur ein Albtraum war.“
Es vergingen ein paar Minuten bis das Gerät mit meiner Analyse fertig war und als wir uns es beide ansahen, konnten wir keine Probleme feststellen. „Siehst du. Nichts. Alles normal.“ Sowohl mein Blutdruck und Puls, als auch alle anderen Komponenten waren im grünen Bereich. „Ja, aber… schau mal. Deine Aktivitäten im Gehirn sind…“, er stutzte. „Bei einem Albtraum würden diese Werte steigen, doch es steigen diese Werte…so als wäre dieser ‚Traum‘ eine Erinnerung und kein Traum“. „Aber wie kann das sein?“ Fragte ich, als Ima in den Raum kam und sagte „Vielleicht haben dir die Prokaa, den Traum als Warnung oder so geschickt. Das machen sie oft mit ihren Opfern“ „Die was?“. „Das sind nur alte Legenden und Schwachsinn. Wenn du es aber wissen willst, die Prokaa sind Unterwasserwesen, die gerne ihre Opfer verwirren und sie daher anlocken“, meinte Frim, aber irgendetwas an dem, was Ima sagte, kam mir vertraut vor.

Die ganze Nacht über versuchte ich zu vergessen was heute passiert war. Ich wollte nur schlafen, als plötzlich ein Alarm in unserem Schiff losging. Zusammen mit allen anderen, rannte ich in Richtung Cockpit. Dort erklärte Frim, es handle sich um einen Notruf und wir würden in Zweier-Teams zu den Absturzstellen hinfliegen, die Lage checken und nach Überlebenden suchen. Frim meinte: „Die Teams sind Janel & Tammi und Sidra & ich. Lora & Ima bleiben an Bord!“
Kurze Zeit später landeten wir auf dem Planeten Persephone. Insgesamt wurden uns drei Absturzstellen gemeldet. Team 1 übernahm die südliche, während Frim und ich den östlichen Punkt übernahmen. Zusammen würden wir dann zum dritten Punkt im Norden fliegen.
Der Planet bestand größtenteils aus Stein und einem mysteriösen blauen Sand. Von Wasser, Pflanzen oder Lebewesen war keine Sicht. An den Koordinaten angekommen, fanden Frim und ich jedoch keine Spuren von einem Absturz, was uns sehr verwirrte. Wir beschlossen den Suchradius auf einen Kilometer auszuweiten, wodurch wir getrennt voneinander weiter gingen.

Zehn Minuten später hatte ich noch immer nichts Außergewöhnliches entdeckt. Ich lief Schritt für Schritt alles ab, als ich innehielt. Es klingt vielleicht verrückt, doch auf einmal hatte ich das Gefühl, diesen Ort zu kennen. Ich ging auf einen nahe gelegenen Fels zu, an dem ich ein kleines Symbol erkennen konnte. Meine Hand streckte sich aus, um das nun leuchtende Etwas zu berühren. Es war jedoch so, als würde jemand anderes, oder mein Unterbewusstsein meine Hand steuern und nicht ich.
Sobald meine Hand das Zeichen berührte, wurde es kurz schwarz und im nächsten Moment stand ich plötzlich nicht mehr an der „frischen Luft“, sondern in einer Höhle…der Höhle. Mein Anzug war verschwunden und mein Funkgerät auch. Ich fing an, Panik zu bekommen, da nun Wasser den Raum füllte. Dieses mal war alles realer, nicht so wie bei den letzten zwei Malen, wo ich aufgewacht war.

Was wenn die zwei Male davor eine Warnung waren? Hätte ich nicht herkommen dürfen? Würde ich sterben?
Nun musste ich den letzten Atemzug nehmen. Ich konnte mich nicht mehr bewegen, konnte nur warten und hoffen. Anscheinend musste ich jedoch nicht allzu lange warten, denn in dem Moment kam ein Wesen aus den Schatten geschwommen und blieb vor mir stehen. Es sah einem Axolotl sehr ähnlich, doch mit dem Unterschied, dass dieses Wesen blau und silber schimmerte, aber auch viel größer und sehr majestätisch aussah. Mir fiel wieder ein, was Ima noch vorhin meinte. War das etwa ein Prokaa? Nun hatte ich wirklich Angst und Panik stieg in mir auf, denn plötzlich fuhr ein Schmerz durch meinen Körper und die Luft schien mir auszugehen, als alles schwarz wurde. Ich wartete darauf im Cockpit aufzuwachen, doch diesmal blieb alles schwarz.

Alle Infos

Die Über All Lesung

Lasst euch von sieben der Preisträger:innen des Wettbewerbs Über All in ferne Welten entführen

Die Über All-Preisträger:innen

Vielen Dank an alle Teilnehmenden für diese spannenden Exkursionen ins All und herzlichen Glückwunsch den Preisträger:innen

Die Über All Jury

Teilnahmebedingungen

Preise - Das gibt es zu gewinnen!

Schirmherrin Dr. Suzanna Randall

EINSENDUNGEN

Autorin / Autor: Selma