Der Planeten-Prix

Wettbewerbsbeitrag von Evelin Drechsler, 14 Jahre

Seit jeher hatte Anya auf diesen Moment gewartet. Es war der erste Schritt zu ihrem Traum, Profi-Weltraumfahrerin zu werden. Kein Wunder also, dass ihr Herz schneller schlug, als sie nun in ihr Raumschiff stieg. Neben ihr nahm ein Zalheaner Platz, ein kleines, pelziges Alien mit langen Ohren und niedlichen Glubschaugen.
„Ich bin Zalheoz.“, stellte er sich vor. Der Übersetzer an seinem Gürtel spuckte die Worte direkt auf Englisch aus, kaum dass er sie auf Zalheanisch gesagt hatte.
„Schön, Zalheoz“, sagte Anya. „Ich heiße Anya. Wir sind Partner?“
„Genau, ich habe mich freiwillig gemeldet. Du wirkst so nett“, stimmte der Zalheaner zu. „Ich helfe dir, die Regeln einzuhalten und möglichst wenige Unfälle zu bauen - ich kann ziemlich schnell Knöpfe drücken.“
„Gar keine Unfälle bitte“, murmelte Anya, etwas verlegen angesichts des Kompliments.
Da erscholl die Stimme des Moderators aus dem Lautsprecher, sie übertönte das Johlen der Zuschauer. „Herzlich Willkommen zum Einsteiger-Planeten-Prix der Raumfahrtschule von Kawana im Jahr 2224! Wer aufs Treppchen kommt, wird in die Schule aufgenommen.“ Bla, bla, dachte Anya. Das wusste sie alles schon. „Das Ziel befindet sich auf dem nächsten Planeten, Flierdo. Der genaue Standort wird nur denen offenbart, die unterwegs eine Allkugel aufgesammelt haben. Teilnehmer, macht euch bereit!“

Anya warf einen kurzen Blick auf ihre Konkurrenten. Viele hatten teuer aussehende, moderne Raumschiffe, andere alte, abgenutzte Kisten. Ihr Raumschiff hatte sie aus Schrottteilen zusammen mit ihrem Vater gebaut. Er war ein ehemaliger Raumfahrer, der nach dem Tod ihrer Mutter aufgehört hatte zu fliegen. Nun arbeitete er auf einem Schrottplatz und versorgte Anya und sich mit allem, was sie brauchten. Darum erfüllte sie das hier mit Stolz.
„Bereit?“, fragte Zalheoz.
„Schon immer“, meinte Anya etwas selbstbewusster, als sie eigentlich war.
„Fünf…“ Der Countdown dröhnte über den Startplatz. „Vier…“ Motoren heulten auf. „Drei…“ Anya spürte einen Adrenalinschub und überprüfte nochmal alle Systeme. „Zwei…“ Sie schnallten sich an. „Eins…“ Anya legte die Hand auf den Starthebel.
„LOS!!!“
Staub wirbelte auf, als die Raumschiffe losdüsten. Doch es waren so viele, es war eng. Schrottteile flogen durch die Luft, als zwei Raumschiffe gegeneinanderstießen.
„Vorsicht!“, rief Zalheoz.
Anya biss die Zähne zusammen und steuerte über die anderen Raumflieger hinweg, bis sie mehr oder weniger außer Gefahr waren. Zalheoz atmete hörbar auf – nur um im nächsten Moment erschrocken zusammenzufahren, als ein kurzer Alarm ertönte und auf dem Bildschirm eine Fehlermeldung erschien.
„Was ist das?“, fragte Anya verdattert.
„Ein Virus!“, antwortete Zalheoz, der sich schon wieder gefasst hatte. „Jemand hat ein Virus in unser System geschleust!“
„Bestimmt einer der anderen Teilnehmer“, knurrte Anya wütend.
„Wahrscheinlich“. Zalheoz begann, auf seiner Tastatur herumzutippen. „Ich versuche, ihn loszuwerden. Finde du die Allkugel.“
Anya nickte und versuchte, weiter zu fliegen, doch das Raumschiff reagierte nicht mehr richtig auf ihre Befehle.
„Verdammt!“, fluchte sie und knirschte mit den Zähnen. „Wir werden sabotiert!“

Durch die Frontscheibe sah sie, dass sie sich einem Asteroidengürtel näherten. Auch das noch. Sie versuchte, das Raumschiff zu wenden, aber es war zu spät. Schon waren sie von Felsen umringt, jeder mindestens so groß wie ihr Raumschiff. Wenn sie dagegen knallten, waren sie erledigt! Mit aller Kraft riss Anya am Steuerknüppel. Trotz des Virus reagierte das Fluggerät rechtzeitig. Es beschrieb eine starke Kurve. Zwar schrammte der Asteroid daran vorbei, aber er hinterließ nur eine Delle. Doch schon nach wenigen weiteren Manövern wurde die Steuerung immer schwieriger. Der Virus hatte das Navigationssystem übernommen und steuerte sie in die falsche Richtung, Anya konnte den Kurs nur so minimal ändern, dass sie nicht gegen die Felsbrocken stießen.
„Zalheoz, kannst du den Virus nicht loswerden?“, fragte sie verzweifelt.
„Einen Moment noch!“, rief dieser.
Anya fluchte leise. Es gab keine Zeit mehr zu verlieren. Sie musste die Kugel finden und zum Ziel fliegen, bevor die anderen Teilnehmer es taten.
Im Augenwinkel nahm sie plötzlich etwas wahr. Es war nur kurz gewesen, aber eindeutig. Zwischen den Felsen dort drüben hatte etwas geschimmert.
Das musste die Allkugel sein!

Jetzt oder nie, dachte Anya grimmig. Sie ignorierte das Navigationssystem und verließ sich auf ihr Gefühl. Mit ungeahnter Geschicklichkeit lenkte sie das Raumschiff durch die Lücken zwischen den Asteroiden hindurch und näherte sich der Kugel.
„Achtung!“, warnte Zalheoz, als ein großer Asteroid vor ihnen auftauchte.
Anya reagierte schnell und drückte den Schubknopf. Das Raumschiff beschleunigte und schoss unter dem Asteroiden hindurch. Es kam der Kugel immer näher.
Als sie nah genug waren, aktivierte Anya den Greifarm. Er schnappte sich die Kugel und zog sie ins Raumschiff.
„Ja!“, rief sie erleichtert.
Auf dem Bildschirm sah sie, dass der Virus endlich besiegt war. Zalheoz hatte ihn gelöscht.
„Gut gemacht, Zalheoz!“, lobte sie ihn.
„Und du erst!“, lobte Zalheoz sie zurück.
Der Rest war ein Klacks. Die Allkugel projizierte eine Karte, die die genauen Koordinaten des Zieles anzeigte. Da das Navigationssystem wieder funktionierte, konnte Anya sie aus dem Asteroidengürtel rauslenken. Sie holten schnell auf und überholten einige andere Teilnehmer.

„Wir sind fast da!“, rief Zalheoz begeistert, als sie sich dem Planeten Flierdo näherten. Und schon bald sahen sie auch das Ziel: Ein großer Ring, der über einer Stadt angebracht war. Knapp vor einem anderen Raumschiff flogen sie hindurch.
Anya atmete tief durch. Hatten sie es geschafft?
Die Stimme des Moderators. „Die ersten drei Plätze liegen fest! Auf dem ersten Platz finden wir Pethe mit Raxx! Auf dem zweiten Platz Jiro mit Ufiur und auf dem dritten… Anya mit Zalheoz! Herzlichen Glückwunsch ihr drei, ihr wurdet aufgenommen!“
Anya blinzelte durch die Scheibe des Raumschiffs nach draußen. Die Leute auf der Tribüne jubelten. Auch ihr Vater stand dort, er winkte ihr zu. Zalheoz neben ihr strahlte mit der Sonne um die Wette.
Ich habe es geschafft, dachte Anya und konnte es noch gar nicht richtig fassen.
Der erste Schritt in eine glorreiche Zukunft war getan.

Alle Infos

Die Über All Lesung

Lasst euch von sieben der Preisträger:innen des Wettbewerbs Über All in ferne Welten entführen

Die Über All-Preisträger:innen

Vielen Dank an alle Teilnehmenden für diese spannenden Exkursionen ins All und herzlichen Glückwunsch den Preisträger:innen

Die Über All Jury

Teilnahmebedingungen

Preise - Das gibt es zu gewinnen!

Schirmherrin Dr. Suzanna Randall

EINSENDUNGEN