Saturnia - Die Achilles Mission

Wettbewerbsbeitrag von Tom Troilett, 14 Jahre

Die Achilles Raumstation glitt geräuschlos durch den Interstellaren Raum. Jede Bewegung wurde streng auf der Raumstation beobachtet und verfolgt. Die Bordcomputer gaben leise Töne von sich als das Schiff sich dem E-Ring des Saturns näherte. Der äußere Ring war nicht mehr weit von der Station entfernt und bewegte sich stetig auf sie zu. Das Piepen der Computer weckte nun auch Catherine aus dem Schlaf. Als sie versuchte die Augen zu öffnen schoss ihr das beißend helle Licht gerade Wegs ins Gesicht. Die grellen Deckenleuchten schienen in einem weißen Ton und verliehen dem gesamten Raum eine kalte Atmosphäre. Müheselig versuchte Catherine ihren Gurt zu öffnen, der einzig und allein dazu diente, sie mit samt ihrem Schlafsack an der Decke zu halten. Sie hantierte am Gurt herum, bis er sich schließlich zu entriegeln schien. Sie sackte aus ihrem Schlafsack, der sich bereits in der Station selbstständig machte. Aufgrund der geringen Schwerkraft schwebten Catherine und ihr Schlafsack im hellen Raum umher. Müde stieß sie sich in Richtung des Sackes und packte ihn. Sie befestigte ihn, schnallte ihn fest und schnürte den Gurt zu, bis sich nichts mehr vom Fleck rührte. Träge stieß sie sich in Richtung des Bordcomputers. Catherine sah eine Silhouette im Augenwinkel und als sie sich drehte erblickte sie ihren Kollegen Bill. Er beugte sich über einem Hebel, der die Achilles manuell zu fliegen schien. Bill hatte wie sonst auch sein typisches dunkelgrünes Armee Hemd an. »Bill was machst du da« rief Catherine durch den Gang. Der Blick ihres Crewmitgliedes suchte nach ihr und fand sie schließlich am Ende des Tunnels »Ich steuere manuell wir müssen direkt durch den E-Ring« Der äußerste Ring des Saturns. Catherine war gezwungen vor ihrer Mission eine Vielzahl von Fachbegriffen zu lernen. Dieser gehörte dazu. Als sie ihren Kollegen schließlich erreichte schwebte sie geradewegs an ihm vorbei um aus dem gigantischen Fenster zu blicken. Ihr Atem gefror und die Scheibe beschlug, als sie ihr Gesicht gegen das eiskalte Glas presste. Vor ihr tat sich der Saturn auf. Er war majestätisch, doch als kalter Schweiß über ihre mit Sommersprossen bedeckte Stirn floss, bemerkte sie was für eine Ehrfurcht er in ihr auslöste. Auf einmal wurde ihre Ruhe von einem lauten Klingeln unterbrochen. Es war das Satellitentelefon. Obwohl es ein schrilles Geräusch war vernahm sie es wie Musik in ihren Ohren. Natürlich hatte sie es nicht vergessen. Seit sechs Monaten konnte sie das erste Mal wieder mit ihren Kindern telefonieren, die sie auf der Erde zurückgelassen hatte, nachdem Catherine und ihr Team entsandt wurden, um nach Ressourcen zu suchen. Die Erde war ausgeschöpft von ihrem Beständen, die letzte Möglichkeit, die der Regierung blieb, war das Besiedeln und Ausschöpfen anderer Planeten. Der innere Konflikt in ihr blieb immer noch bestehen, ihr war klar, dass die Menschen einen Fehler begangen, doch sie tat es dennoch. Sie tat es für ihre Kinder. Catherine stieß sich so schnell wie möglich zum Telefon. Bevor sie abnahm wischte sie ihre schwitzigen Hände an der Jeans-Hose ab. Sie atmete laut und hörbar als sie den Hörer abnahm, ihr ganzer Körper begann zu zittern und alles, was sie hervorbringen konnte, war ein stummes »Hallo«. Am anderen Ende der Leitung wurde geschrien und gekreischt, ihre zwei Mädchen bekamen keine klaren Worte heraus. Durch das Geschrei waren nur unverständliche Rufe zu hören. Dies zauberte Catherine ein breites Lächeln aufs Gesicht. Stunden redeten sie »Mum, die Erde… ist sie schön, also wie sieht sie so aus von da oben« Catherine schüttelte den Kopf «Unglaublich, das ist sie. Die ganzen Lichter und die Meere« Catherine räuspert sich. Ihre Töchter schienen ernster zu werden, denn es wurde still bei ihnen. »Bist du bald wieder da?« Catherins Miene verdüsterte sich, sie verspürte ein schlechtes Gewissen, doch beantwortete wehmütig die Frage »Bald ja, versprochen«, flüsterte sie. Während sie diese Worte sprach brach ihre Stimme. Plötzlich wirbelte ihr gesamter Körper umher. Die Rohre knirschten und die Station rüttelte hin und her. Ein lauter Knall ertönte und Catherine schleuderte durch den Raum. Sie schwebte abrupt in Richtung Decke, während alles laut klapperte, schlug sie am kalten Metall der Decke auf. Genau so schnell wie es begonnen hatte, hörte es auch wieder auf. Bill rief über den ganzen Raum »Bleib da ich kümmre mich drum.« Obwohl Catherine es bevorzugte,Sachen selbst zu erledigen, beruhigte sie ihre Kinder, die am Telefon schon panisch aufschrien. Bill zog wie üblich seinen Raumanzug an und befestigte ihn an einem dicken Stahlseil welches er an einer metallenen Vorrichtung festband. »Dauert nicht lang!«, rief er Catherine zu, als er bereits die Luke nach draußen öffnete. Catherines Kopf brummte vom Aufschlag. Sie war sich sicher, dass Bill nach Schäden am Schiff suchen wollte und als sie verstand, warum er hinaus ging, nickte sie ihm zu. Ihr Blick entfernte sich nun von ihrem Kollegen und sie wendete sich ihren Töchtern zu. Bill war bereits in der endlosen Dunkelheit des leeren Raumes verschwunden. Catherine hörte wie das Stahlseil sich immer weiter entrollte. Ihr Kollege schien sich zu entfernen. Ihr Kloß im Hals wurde immer enger und jede Minute fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Bill fehlte bereits seit geraumer Zeit. Catherine blickte nervös aus dem Fenster. Auf einmal schwebte etwas langsam vor die Scheibe. Sie lächelte als sie das Stahlseil erblickte, doch plötzlich erstarrte sie. Sie schwitzte und atmete erschrocken auf, als am Ende des Seiles ein zerstörter Raumanzug zum Vorschein kam. In ihm eine runzelige Leiche. Abrupt wendete sie sich ab, als sie Bills Gesicht erkannte. Atmen wurde schwer, ihre Lungen zogen sich zusammen. Allmählich wanderte ihr Blick zurück zur Scheibe. Etwas Dunkles näherte sich, es schien, als hätte es eine unfassbare Geschwindigkeit. Es kam immer näher, Catherine blickte auf die Bordcomputer. Das Schiff befand sich inmitten des E-Ringes, doch bevor Catherine dem sich nähernden Gesteinsbrocken ausweichen konnte, durchbrach er die Scheibe und riss das Schiff in Stücke. Sie schoss hinaus, während die scharfen Splitter ihre Haut gravierten und die Trümmer gegen sie schleuderten. Als Catherine langsam durch das ewige Nichts schwebte und hinunter zu den Trümmern des Schiffes blickte, erinnerte sie sich. Sie erinnerte sich an die Zeit mit ihren Mädchen, und als ihr Körper bereits im Vakuum gefror, hörte sie ihre Kinder ihren Namen rufen. Als die hellen Lichter bereits vor ihren Augen tanzten, hörte sie sie schreien. Deutlich hörte sie die Worte »Mum wieso bist du gegangen?«

Alle Infos

Die Über All Lesung

Lasst euch von sieben der Preisträger:innen des Wettbewerbs Über All in ferne Welten entführen

Die Über All-Preisträger:innen

Vielen Dank an alle Teilnehmenden für diese spannenden Exkursionen ins All und herzlichen Glückwunsch den Preisträger:innen

Die Über All Jury

Teilnahmebedingungen

Preise - Das gibt es zu gewinnen!

Schirmherrin Dr. Suzanna Randall

EINSENDUNGEN

Autorin / Autor: Tom Troilett