Project Rainbow

Wettbewerbsbeitrag von Setajesch, 22 Jahre

Eines Tages fing es an. Wie aus dem Nichts. Keiner wusste was wirklich los war. Bis zum jenen Tag.

Liveausstrahlung 01

„Meine Damen und Herren ich heiße Dr. Wook und wie Sie alle bereits wissen, befinden wir uns in einer internationalen Ausnahmesituation. Der Meteoritenregen X wird bald ausbrechen, doch ich bitte Sie, machen Sie sich keine Sorgen. Die internationalen Regierungen sind bestens vorbereitet. X wird keine Gefahr für uns darstellen. Das Einzige, was Sie für sich und Ihre Liebsten tun können, ist es, unser herzliches Angebot eines vierwöchigen Ressorturlaubs anzunehmen. Das ist unsere Art, uns für psychischen Belastung der letzten Tage zu entschuldigen. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.“ Wir hätten uns damals wundern sollen.

Der Ressorturlaub war eine einmalige Gelegenheit und die Menschen waren außer sich vor Freude. Niemand hat sich gewundert, warum es vier Ressorts gab. Niemand. Am Samstag ging es los. Wir alle hatten unsere Koffer gepackt und warteten vor unseren Häusern auf den Shuttlebus. Im Shuttlebus war die Stimmung ausgelassen. Kinder lachten, Erwachsene unterhielten sich nett miteinander. Es gab sogar Snacks umsonst, doch es wurde kein Wort über die bevorstehende Katastrophe verloren. Alle wussten davon, doch keiner sprach darüber. Irgendwann erreichten wir „Green-Island“. Das Ressort wurde im Untergrund erbaut. Um dorthin zu gelangen, mussten wir eine Rolltreppe nehmen, die mehrere Meter tief ging. Als die Tore geöffnet wurden, hielten wir alle den Atem an. Green-Island war ein Paradies auf Erden. Überall waren riesige Palmen zu sehen und in der Mitte des Gebäudes war ein riesiger Pool, geschmückt mit unzähligen Rutschen. Das Ressort war so groß, dass über 10.000 Menschen reingepasst hätten, doch wir waren nur 100. Niemand wunderte sich darüber.

Aus den riesigen Lautsprechern ertönte die Stimme eines jungen Mannes: “Hello und willkommen auf Green-Island. Ich bin Jackson, euer Freund und Helfer und der DJ dieser Party. Genießt es, denn der Spaß hält nicht ewig, Freunde.“ Die Menge jubelte, hielt ihre Drinks hoch und feierte weiter. Green-Island war wie eine Party, die nie endete. Jede Familie hatte ihre eigene Suite. Das Leben war toll, und ich verbrachte die letzten Wochen damit, mein Leben hier auf Green-Island zu genießen. Als unsere Aufenthaltszeit fast vorbei war, ertönte wieder Jacksons Stimme: "Liebe Freunde, wir sind unendlich traurig, dass ihr uns heute verlassen werdet, aber um eure Rückreise ein wenig entspannter zu gestalten, wird unser Animationsteam euch begleiten. Wir sehen uns auf der anderen Seite."

Die Menschen, die uns an jenem Abend verlassen hatten, gehörten nicht zu meiner Gruppe. Johlender Applaus umfasste den ganzen Saal. Niemand wunderte sich über Jacksons Andeutungen. Es ging also schon los. Mir wurde schlecht. Ich schlich mich heimlich in den Abstellkeller, schnappte mir ein Maskottchen Kostüm und folgte den anderen Maskottchen zum Bus. Niemand wunderte sich, warum der Bus immer noch im Untergrund stand. In der ersten halben Stunde war alles normal. Alle lachten ausgiebig, und die Kinder spielten mit den Maskottchen, doch dann stoppten wir plötzlich. Ein weißer Rauch umhüllte die Kabinen. Die Besucher waren wie in Trance. Sie hatten glasige Augen bekommen und bewegten sich langsamer als vorher. Ich sah, wie die anderen Mitarbeiter und Maskottchen den Bus verließen, also tat ich es ihnen gleich.

Was ich danach gesehen habe, werde ich nie vergessen. Der Bus hatte sich die ganze Zeit über nicht bewegt. Wir waren immer noch auf Green-Island. Einer der Mitarbeiter drückte auf einen Knopf und der Bus flog in die Luft. Die Hintertür des Busses wurde geöffnet und die Menschen fielen alle heraus in einen großen Ventilator, in dem sie zerstückelt wurden. Ich stürzte zu Boden. In jener Nacht konnte ich nicht eine Sekunde lang schlafen. Die Bilder wiederholten sich ständig in meinem Kopf. Warum? Warum taten sie das? Warum kann ich mich nicht daran erinnern, was vor der Liveausstrahlung passierte? Warum wurden wir nach Green-Island geschickt und nicht in eines der anderen Ressorts? Noch in derselben Nacht schlich ich mich in das Kontrollzentrum des Ressorts und dann erinnerte ich mich plötzlich.

Ich schreibe euch diese Zeilen in der Hoffnung, dass ihr noch lebt. Ich habe die Vorauswahl verloren, weil ich mich nicht erinnert habe. Welch eine Ironie, obwohl ich dieses Experiment doch selbst entwickelt hatte. Wer auch immer ihr seid, ihr seid die Auserwählten, die Gewinner aus Red-, Blue- und Clear-Island. Die Regierung hat euch auserwählt, weil ihr die Vorauswahl bestanden habt. Deshalb wart ihr nicht auf Green-Island. Project Rainbow ist eine Notlösung, falls alle anderen Überlebensstrategien nicht funktionieren. Ich weiß nicht, wie viele von euch das Experiment überlebt haben, doch denjenigen, die es geschafft haben, möchte ich sagen: man hat euch in die Zukunft geschickt, damit ihr den Fortbestand der Menschheit garantieren könnt. Ihr seid die besten der besten. Ihr könnt aber nur überleben, wenn ihr euch mit den anderen zusammenschließt. Jedes Ressort ist auf einen Bereich spezialisiert. Red-Island aufs Kämpfen, Blue-Island aufs Erschaffen und Clear-Island aufs Führen. Findet die anderen Ressortgewinner und erschafft eine neue Welt. Wir wissen nicht, was euch da draußen erwartet, wenn ihr nach dem großen Schlaf aufwacht, doch ihr müsst überleben. Ihr seid unsere letzte Hoffnung. Lebt für uns alle. Möget ihr siegreich sein.

Prof. Brown, Entwicklerin von Projekt „Rainbow“

Ich schloss das Tagebuch und drehte mich um. „Wir sind die letzten Überlebenden aus „Clear-Island“, doch es gibt noch zwei weitere Gruppen. Ich blicke in die entschlossenen Gesichter meiner Teammitglieder. Wir alle wollen leben, Prof. Brown, nicht nur für uns, sondern für all diejenigen, die es nicht mehr können. Wir werden überleben und siegreich sein, in einer Welt, die schon längst nicht mehr die unsere ist, denn dafür wurden wir geboren.
„Finden wir sie.“

Alle Infos

Die Über All Lesung

Lasst euch von sieben der Preisträger:innen des Wettbewerbs Über All in ferne Welten entführen

Die Über All-Preisträger:innen

Vielen Dank an alle Teilnehmenden für diese spannenden Exkursionen ins All und herzlichen Glückwunsch den Preisträger:innen

Die Über All Jury

Teilnahmebedingungen

Preise - Das gibt es zu gewinnen!

Schirmherrin Dr. Suzanna Randall

EINSENDUNGEN

Autorin / Autor: Setajesch, 22 Jahre