Fake News sind mehr als erfundene Nachrichten

Studie: Auch manipulative Argumentationstechniken können richtige Nachrichten verzerren, werden aber oft nicht erkannt

Fake News sind mittlerweile ein gängiger Begriff, Donald Trump und die Corona-Krise haben sie besonders ins Blickfeld gerückt. Gemeint sind damit meist erfundende Nachrichten - also Informationen, die nicht wahr sind und auch widerlegt werden können. Aber es gibt auch andere Arten von "Fake News", mit denen die öffentlichen Meinung beeinflusst werden kann, nämlich solche, die durch manipulative Argumentationstechniken richtige Nachrichten so verzerren, dass etwas ganz anderes dabei herauskommt. Das zeigte eine aktuelle Studie der WHU – Otto Beisheim School of Management. Die Wissenschaftler:innen warnen, dass solche Fake News besonders schwer zu erkennen sind und ihre Verbreitung weniger bemerkt wird.

Manipulative Argumentationstechniken

Die Internet Encyclopedia of Philosophy (dt.: Internet-Enzyklopädie der Philosophie) kennt mittlerweile mehr als 200 manipulative Argumentationstechniken, die eingesetzt werden, um Einfluss auf die Meinung von Leser:innen zu nehmen oder die eigene Position in öffentlich geführten Diskussionen zu stärken, argumentieren die Forscher:innen der WHU. Sie zeigen, dass Fake News also nicht nur durch falsche Inhalte zustande kommen, sondern auch durch die Art und Weise, wie die Nachricht präsentiert wird. Diese manipulativen Argumentationstechniken sind schwerer zu enttarnen als erfundene Inhalte und verbreiten sich deshalb oftmals ungehindert weiter.

Persönlicher Angriff auf eine Person

Die Autor:innen der Studie kommen zu dem Ergebnis, dass Fake News insbesondere in unsicheren Zeiten auf fruchtbaren Boden fallen. Das beleuchtet die Studie unter anderem an der Wahlmanipulation in Amerika durch Social Media oder während der Coronapandemie. So waren beispielsweise Virolog:innen nicht immer einer Meinung, wie die Pandemie weiter verlaufen würde. Die öffentliche und mediale Kritik an ihren Argumenten fiel dabei nicht immer sachlich aus, sondern fokussierte sich stattdessen oft darauf, die jeweilige Person persönlich anzugreifen und zu diskreditieren. Die Wissenschaft bezeichnet diese manipulative Argumentationstechnik als „Argumentum ad hominem“ (sinngemäß: Rede gegen den Menschen).

Falsches Dilemma: Mittelwege außer Acht lassen

Ein weiteres Beispiel für eine manipulative Argumentationstechnik ist das sogenannte „falsche Dilemma“: Hier wird so getan, als gebe es nur zwei mögliche, extreme Entscheidungen – in der Hoffnung, dass die eigene Position als die vermeintlich bessere wahrgenommen und mehrheitsfähig wird. So stellten während der COVID-19-Pandemie Politiker:innen unterschiedlicher Lager den Gesundheitsschutz und die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland als unvereinbare Positionen gegenüber – und unterstellten damit, dass nur eines der beiden Ziele verfolgt werden könne. Mögliche Mittelwege wurden in der Diskussion außer Acht gelassen.

Da manipulative Argumentationstechniken für viele Menschen schwer zu entdecken sind, empfiehlt Prof. Dr. Christian Schlereth: „Skeptisch sollten Leser werden, wenn sie sich von einer Aussage oder Nachricht vorwiegend auf einer emotionalen und nicht auf einer sachlichen Ebene angesprochen fühlen.“

Die Studie wurde in der renommierten wissenschaftlichen Fachzeitschrift European Journal of Information Systems veröffentlicht.

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Autorin / Autor: Pressemitteilung / Redaktion - Stand: 16. Januar 2023