Baumlos in die Zukunft?!

WWF warnt vor Waldschwund in der siebenfachen Größe Deutschlands

Wald (c)Lizzynet

Wer sich für den Erhalt des Waldes stark macht, wird von vielen immer noch ein wenig als hoffnungslos romantischer "Baum-Umarmer" belächelt. Doch die Wald-Uhr tickt wirklich: In jeder Minute verschwinden rund um die Welt 35 Fußballfelder (!) wertvoller Wald. Zum offiziellen Start des UN-Jahres der Wälder enthüllte die Umweltorganisation WWF am 2. Februar im Berliner Hauptbahnhof den Waldverlust-Ticker 2011, der mittlerweile auch in anderen Städten auf die rasante Waldvernichtung hinweist.

Eine jetzt vorgelegte WWF-Studie verheißt nichts Gutes: der Erde drohe bis 2050 ein Waldverlust von 230 Millionen Hektar. Dies entspräche einer Fläche von der siebenfachen Größe Deutschlands. Dass das Verschwinden der Wälder erhebliche negative Folgen für Klima, Artenvielfalt und die weltweite wirtschaftliche Entwicklung hat, scheint aber nur wenige zu interessieren, im Gegenteil: „Die Verantwortlichen des globalen Waldschwunds sind Politik und Wirtschaft. Sie sägen an dem Ast, auf dem wir alle sitzen“, sagt Philipp Göltenboth, Leiter des Fachbereichs Wald beim WWF Deutschland. Darum fordert der WWF, die Verursacher in die Pflicht zu nehmen. Wirtschaft und Politik müssten jetzt zusammen handeln, um bis 2020 die so genannte Netto-Entwaldung sowie die so genannte Walddegradation zu stoppen. Dies bedeutet, monotone, artenarme Wälder ebenso zu verhindern wie den Verlust kompletter Waldgebiete. Im Gegenzug müsse die nachhaltige Nutzung von Wäldern gefördert werden. Doch was kann man gegen die Abholzung tun? Für den WWF liegt die Antwort auf der Hand: Wir müssen den weltweiten Konsum eindämmen und die Verschwendung von Energie und Lebensmitteln stoppen.

„Wald gehört zu den wichtigsten Naturschätzen der Erde: Bäume bieten die Lebensraum für unzählige Arten. Wälder sorgen für saubere Luft, verhindern Erosionen, verbessern die Bodenqualität und filtern und speichern Trinkwasser. Sie liefern nicht nur die Lebensgrundlage für Mensch und Natur, sondern auch für viele Unternehmen. Deshalb bedroht der rasante Waldschwund auch die Wirtschaft, und deshalb ist das Ziel der Null Netto-Entwaldung nicht allein Aufgabe der Politik”, so Göltenboth. Netto-Entwaldung? Dieses Wortungeheuer beschreibt die Aufrechnung von Waldzerstörung gegen Wiederaufforstung; eine Umgangsweise, die den Wald nur noch als CO²-Speicher betrachet und nicht mehr als Lebensraum vieler Tiere und Pflanzen.

Die Studie zeigt auf, dass Waldschutz und Wirtschaft aber nicht zwangsläufig Feinde sind. Es enstehen "nachhaltige, profitable Alternativen, sobald Wirtschaft und politische Entscheider das Problem gemeinsam anpacken", so der WWF. Die vom WWF unterstützte Initiative „Herz von Borneo” sei ein gutes Beispiel dafür: In dem 220 000 Quadratkilometer großen Gebiet stellen Unternehmen auf nachhaltige Waldwirtschaft um, während gleichzeitig die politischen Kriterien für die Nutzung und den Schutz von Land verschärft werden. Die Insel Borneo ist Teil von Indonesien und gehört zu den waldreichsten Regionen der Erde.

Die am 27. April 2011 veröffentlichte Studie ist das erste Kapitel des breit angelegten WWF-Living Forests Reports, der anlässlich des UN-Jahres der Wälder aufgelegt wird. Das nächste Kapitel der Studie befasst sich mit dem Thema Bioenergie und Wald und erscheint am 29. Juni.

Autorin / Autor: Redaktion/Pressemitteilung - Stand: 2. Mai 2011