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Studie: Ausgeschlossen werden ist die häufigste Form des Mobbings und mindestens genauso verletzend wie direkte körperliche oder verbale Aggression

Mobbing ist nicht nur direkte körperliche oder verbale Aggression, sondern beinhaltet auch eine subtile Form, nämlich wenn die Opfer von Gruppenaktivitäten ausgeschlossen oder wenn über sie gemeine Gerüchte verbreitet werden. Eine neue Studie der Universität Missouri hat die Auswirkungen dieser Mobbingform nun genauer untersucht und herausgefunden, dass sie sowohl kurz- als auch langfristig genauso nachteilige Folgen für Kinder und Jugendliche hat, wie wenn sie "jeden Tag getreten, geschlagen oder geohrfeigt" würden, so Chad Rose, außerordentlicher Professor am MU College of Education and Human Development und Leiter des Mizzou Ed Bully Prevention Lab.

In der Studie analysierte Rose Umfrageergebnisse, die Teil einer umfassenderen Bewertung des Schulklimas waren, die an 26 Mittel- und Oberschulen im Südosten der USA durchgeführt wurde. Mehr als 14.000 Schüler_innen wurden zu ihren Einstellungen über Mobbing befragt. Beispiele für Aussagen in der Umfrage waren: "Ein bisschen Hänseleien tun niemandem weh", "Es ist mir egal, was für gemeine Dinge Kinder sagen, solange es nicht um mich geht", "In meiner Freundesgruppe bin ich normalerweise derjenige, der Entscheidungen trifft" und "Wenn ich wütend auf jemanden bin, räche ich mich, indem ich ihn nicht mehr in meine Gruppe lasse".

Die Zuschauenden verstärken Mobbing oft

Das Forschungsteam fand heraus, dass Kinder, die sich selbst als sozial dominant oder beliebt wahrnehmen, Mobbing in Ordnung finden, sich selbst aber nicht als Aggressoren wahrnehmen. Es gab auch eine andere Gruppe, die sich selbst nicht als sozial dominant oder beliebt wahrnahm, die aber Mobbing befürwortende Einstellungen vertrat und sich an psychologischer Aggression beteiligte. Die erste Gruppe fand Mobbing also nicht schlimm, sah sich selbst aber nicht als Täter, auch wenn sie andere tatsächlich ausschloss. Die zweite Gruppe, die zugab, öfter subtil zu mobben, schloss andere möglicherweise aus, um in der sozialen Hierarchie aufzusteigen und eine dominantere Position einzunehmen, erklärte Rose und fügte hinzu, dass es auch eine dritte Gruppe von Befragten gab, die weder Mobbing gut fand noch aggressiv war, die so genannten Nicht-Angreifer_innen oder Zuschauenden.

"Das Interessante an den Zuschauern ist, dass sie das Mobbing oft unterstützen, d.h. sie dienen als soziale Verstärker und sind dabei, wenn es passiert", sagte Rose. "Wir lehren den berühmten Slogan 'Siehst du etwas, sag etwas', aber in der Praxis ist es für Kinder schwer, einzugreifen und Konflikte schnell zu bewerten - selbst für Erwachsene ist es schwer. Wenn wir sehen, dass sich zwei Kinder prügeln, fühlen wir uns verpflichtet, den Streit zu beenden. Aber wenn wir sehen, dass Kinder von Gleichaltrigen ausgegrenzt werden, scheinen Erwachsene dies nicht immer als ebenso schlimm zu betrachten."

Soziale Kommunikationsfähigkeiten in den Lehrplan integrieren

Wie aber sollten sich Lehrende und Eltern verhalten, um gefährdeten Jugendlichen zu helfen? Sie sollten ihre Individualität würdigen, fordert der Wissenschaftler: "Wenn Kinder zu Erwachsenen werden, ist Individualität das, was uns ausmacht und uns in unserem Beruf und im Leben auszeichnet." Außerdem sollten soziale Kommunikationsfähigkeiten in den täglichen Lehrplan integriert werden. "Zusätzlich zur Festlegung von akademischen Zielen für Gruppenprojekte können Lehrer überwachen, wie gut die Schüler die Ideen anderer durch positive, ermutigende Gespräche einbeziehen", so Rose. Lehrkräfte sollten gezielt loben, wenn sie respektvolles und integratives Verhalten in Aktion sehen, denn das Lehren und Verstärken dieser Fähigkeiten sei genauso wichtig wie der Mathematik-, Naturwissenschafts- und Geschichtsunterricht.

"Mobbing beginnt oder endet nicht mit der Schulglocke, es ist ein Problem der Gemeinschaft", sagte Rose. "Ich denke, dass wir als Erwachsene mehr darauf achten müssen, was wir unseren Kindern in Bezug auf unsere soziale Interaktion beibringen, da die Schulen ein Spiegelbild unserer Gemeinschaften sind.

Die Studie "Survey of secondary youth on relational aggression: impact of bullying, social status, and attitudes" wurde in Preventing School Failure veröffentlicht: Alternative Bildung für Kinder und Jugendliche.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteiliung - Stand: 8. November 2022