Faire Kamelle im Karneval - Teil 2

Wem wird durch die fairen Kamellen geholfen?

Aus dem Leben der Kakaobauern

Ein Gast der "Jecken Fairsuchung", der mit in die Kölner Schulen ging, war der Kakaoproduzent José Galán aus der Dominikanischen Republik. Der 47-jährige berichtete, dass sein Verdienst von 1.200 $ im Jahr gerade für ein warmes Essen pro Tag und zum Überleben der fünfköpfigen Familie reicht. Wie die meisten anderen leben auch sie nur knapp über der Armutsgrenze. Dabei arbeitet der Kakaoproduzent von Montag bis Samstag jeweils von 7 bis 17 Uhr. Nicht selten hilft auch der Rest der Familie bei der Kakaoproduktion aus. Und so wie José Galán geht es allen Kakaobauern. Schokolade wird zu 90 Prozent in den Industrieländern gefuttert, der Kakao dafür wird aber ausschließlich in der so genannten "Dritten Welt" angebaut. Die Situation, unter der die Bauern leben und arbeiten ist hart, mit mühsamer Handarbeit ist die Pflege und Ernte der Bäume verbunden. Die ProduzentInnnen sind das schwächste Glied in der langen Kette und den extremen Preisschwankungen des Kakaos unmittelbar ausgesetzt. Ein Rechenbeispiel verdeutlicht das: Eine Tafel Schokolade besteht meistens aus 24 kleinen Stücken. Als Verdienst bleibt den Bauern davon umgerechnet nicht mehr als ein Stück. Der faire Handel versucht daran etwas zu ändern. José Galán ist seit 1990 bei Conacado, einem Zusammenschluß von Kakaobauern, der durch die "Jecke Fairsuchung" unterstützt wird.

Marlyn hatte großes Glück...

Auch das Beispiel der heute 21-jährigen Marlyn Capio verdeutlicht, wie sinnvoll Projekte sind, denen fair gehandelte Produkte zu Gute kommen. Marlyn wurde als Kind in ihrer Familie missbraucht und musste bis zu ihrem 15. Lebensjahr als Prostituierte auf der Straße arbeiten. In dieser Zeit wurde sie auch nach Deutschland verschleppt und als exotische Kinderprostituierte gefangengehalten. Danach kam sie in das Kinderschutzzentrum Preda auf den Philippinen, konnte inzwischen ihren High-School-Abschluss machen und studiert im Moment Sozialarbeit. Dank Preda, und im Endeffekt auch dank der fairen Produkte, kann Marlyn jetzt ein normales Leben führen. Ihre Lebensgeschichte war übrigens die Grundlage des 1998 zum ersten Mal ausgestrahlten Kölner Tatorts mit dem Titel "Manila".

Wem wird mit den fairen Kamellen geholfen?

Die Kampagne "Jecke Fairsuchung" hat drei Partnerprojekte - El Ceibo in Bolivien, Conacado in der Dominikanischen Republik und Preda auf den Philippinen. Die Kleinbauern-Genossenschaft El Ceibo - der Name kommt von einem langlebigen Urwaldbaum - wurde 1977 im bolivianischen Hochland gegründet, nachdem die Bauern vorher jahrelang von Zwischenhändlern betrogen wurden. Sie schlossen sich zusammen, um durch gemeinsame Produktion, Verarbeitung und Vermarktung des Kakaos gerechte Preise zu erzielen. Inzwischen wurde eine Fabrikanlage gebaut und El Ceibo kann damit Kakaoprodukte selbst verarbeiten und herstellen. Auch bei dem Partnerprojekt Conacado in der Dominikanischen Republik haben sich zahlreiche Bauern zusammengeschlossen. Die rund 9.000 Kleinbauern verdienen mit dem Anbau von Kakao in Bio-Qualität ungefähr 90 Prozent ihres Einkommens. Die Kakao-Erträge reichen aber noch nicht aus, und deshalb werden Seminare zur Ertrags- und Qualitätsverbesserung veranstaltet. Auch spezielle Kurse zur Ausbildung von Bäuerinnen werden angeboten. Der dritte Partner der "Jecken Fairsuchung" ist Preda. Die philippinische Organisation kämpft gegen Kinderprostitution und Sextourismus. Missbrauchte Kinder finden hier ein neues zu Hause. Therapien helfen ihnen, ihre grausamen Erlebnisse besser zu verarbeiten. Damit Minderjährige wegen der Armut ihrer Familie erst gar nicht in der Prostitution landen, unterstützt Preda die Bevölkerung. Der faire Handel mit Mangos verhilft den armen Bauern und ihren Familien zu einer neuen Perspektive und einer besseren Zukunft. Im Vordergrund des Handels stehen Partnerschaft und Fairness, und nicht Ausbeutung durch Hungerlöhne, Kinder- und Zwangsarbeit.

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Autorin / Autor: Ute Schlotterbeck - Stand: 7. März 2003