Gleichberechtigung & Co

Junge Frauen führen im Unterschied zu jungen Männern viel häufiger soziale Faktoren bei der Berufswahl an.

Schade nur, dass eben diese helfenden, sozialen Berufe schlechter bezahlt werden - Frauenberufe eben. Dass Bereiche, in denen viele Frauen arbeiten, das niedrigere Lohnniveau haben, gilt nicht nur für Ausbildungsberufe. Auch bei AkademikerInnen lässt sich ein Gefälle an Ansehen und Verdienst von den Naturwissenschaften zu den von Frauen bevorzugten Gesellschaftswissenschaften feststellen.

Warum Frauen Frauenberufe wählen

  • Rollenvorstellungen
    Viele Mädchen und junge Frauen haben bei ihrer Entscheidung für einen bestimmten Beruf schon früh die doppelten Rollenerwartungen in ihren Entscheidungsprozess aufgenommen. Einerseits ist Erwerbstätigkeit und eigene Existenzsicherung selbstverständlich, andererseits haben die meisten die Gründung einer Familie und die damit verbundenen Rollenerwartungen als Mutter und Partnerin im Kopf. Die widersprüchlichen Verhaltensanforderungen, die das mit sich bringt, werden dann nicht selten unbewusst in der Wahl eines traditionellen Frauenberufes aufgelöst.
  • Unsichtbare Hürden
    Die Hürden für ein abweichendes Verhalten sind nach wie vor hoch, auch wenn alle Welt hinausposaunt, man müsse nur wollen. So haben die „unangenehmen Begleiterscheinungen“, die sich eventuell einstellen, wenn man in einem männerdominierten Bereich arbeitet, für die meisten Abschreckungscharakter. Warum Frauen Frauenberufe wählen, lässt sich nicht diskutieren, ohne auch die Rolle der Männer zu thematisieren.

Je mehr Gleichberechtigung desto mehr Optionen

Die potentielle Möglichkeit der freien Berufswahl ist nur die halbe Miete. Damit Frauen nicht nur theoretischen Zugang zu allen Berufen haben, sondern auch tatsächlich vermehrt in den technischen und informationstechnischen Berufen arbeiten, muss die alte Frage nach der Gleichberechtigung mal wieder gestellt werden.

*Da müssen alle mitziehen*
"Obwohl junge Frauen insgesamt die besseren Schulabschlüsse machen, können sie ihr Potential immer noch nicht ausreichend in attraktiven Ausbildungsberufen zur Geltung bringen", heißt es in einer aktuellen Ausbildungsstudie. Offensichtlich ist es nicht nur die Leistung, die über beruflichen Erfolg entscheidet. Jungen Frauen zu mehr Selbstbewusstsein in ihren beruflichen Entscheidungsprozess zu verhelfen, ist eine Sache. Die andere Sache ist: Nicht nur die Mädchen und Frauen sollten sich weiterentwickeln, auch bei Jungen und Männern muss sich etwas verändern. Damit am Ende ein akzeptiertes, partnerschaftliches, gleichberechtigtes Lebensmodell von Männern und Frauen steht.

Denn nur dies ermöglicht die tatsächliche Chancengleichheit von Männern und Frauen im Beruf. Das bedeutet vor allem, dass Erwerbs- und Familienarbeit gleichmäßig auf Männer und Frauen verteilt werden muss. Ohne diese Veränderungen wird es keine wirkliche Chancengleichheit geben, egal in welcher Branche. In den Betrieben und bei den Arbeitgebern und Arbeitgeberinnen müssen sich Denk- und Verhaltensweisen durchsetzen, die es möglich machen, dass nicht nur von Gleichberechtigung geschrieben wird, sondern diese auch gelebt werden kann.

*P.S.* Eine Politikerin hat mal gesagt, dass Gleichberechtigung dann erreicht sei, wenn dumme Frauen genau so gute Chancen hätten wie dumme Männer. Bis dahin ist es wohl noch ein weiter Weg ;-)

Autorin / Autor: Marion Brüggemann - Stand: 8. Mai 2001