Erde? Aufgebraucht!

Der weltweite Earth Overshoot Day 2022 fällt in diesem Jahr auf den 28. Juli, das ist noch einen Tag früher als letztes Jahr. Aber die Aktion #MoveTheDate zeigt, wie wir den Earth Overshoot Day verlangsamen können.

Der Earth Overshoot Day, zu deutsch, der Erdüberlastungstag, fällt 2022 auf den 28. Juli. Das ist der Tag, an dem wir die Erde und die natürlichen Ressourcen, die sie uns für ein Jahr zur Verfügung stellen kann, aufgebraucht haben. Rein theoretisch müssten wir also ab heute eine zweite, dritte, vierte Erde anbrechen, um unseren Hunger nach Energie, Lebensmitteln und Konsumgütern zu stillen. Da die Erde aber keine Chipstüte ist, haben wir ein menschgemachtes Problem. Und das seit bereits 50 Jahren, denn da wurde zum ersten Mal ein Globaler Overshoot festgestellt. Doch statt eines ernsthaften Innehaltens und Wandels im Umgang mit unserer Erde hat sich seitdem der Ausverkauf der Ressourcen enorm beschleunigt. Die Folgen sind für alle spürbar: Klimawandel, Wasserknappheit, Überflutungen, Waldbrände, Ernährungsunsicherheit, Energiekrisen, und Artenverlust.

Dass es auch anders geht, hat uns Corona gezeigt, denn vor zwei Jahren hatte sich wegen der Pandemie der Earth Overshoot Day um 24 Tage verzögert. Die Erholung für die Erde hat allerdings nicht lange angehalten, denn 2022 und 2021 war der Overshoot Day wieder fast so früh wie vor der COVID Pandemie.

«Zwischen der Pandemie, wilderen Wettermustern, und den Kriegen auf mehreren Kontinenten, die zu einer massiven Ernährungsunsicherheit führen, wird es für Städte, Länder und Unternehmen immer wichtiger, die eigene Ressourcensicherheit zu stärken, um selbst in der zu erwartenden Zukunft funktionieren zu können», betont Mathis Wackernagel, Präsident des Global Footprint Network.

Dabei gibt es ja schon viele effektive und auch wirtschaftlich vorteilhafte Lösungen, um den ökologischen Overshoot umzukehren und die biologische Regeneration abzusichern. Es stehen uns kommerziell verfügbare Technologien oder Dienstleistungen zur Verfügung, lokale Regierungen haben Entwicklungsstrategien erarbeitet, und da sind nationale öffentliche Politiken oder bewährte Praktiken, die von Initiativen der Zivilgesellschaft und der Wissenschaft unterstützt werden. Die Plattform Power of Possibility zeigt zahlreiche Beispiele in fünf wesentlichen Bereichen: gesunde Biosphäre, Energie, Ernährung, Städte und Bevölkerung.

#MoveTheDate - Wie können wir den Earth Overshoot Day verlangsamen?

Berechnungen zeigen zum Beispiel, dass eine Umstellung auf intelligente Stromnetze und eine höhere Effizienz unserer Stromversorgungssysteme den Earth Overshoot Day um 21 Tage verzögern könnten. Die Lebensmittelabfälle zu halbieren gäbe uns 13 zusätzliche Tage. Bäume mit anderen Nutzpflanzen zu mischen (Zwischenfruchtanbau) würde den Earth Overshoot Day 2 Tage verschieben. Im Global Footprint Network finden sich mehr als 100 Lösungen, die alle jetzt sofort umgesetzt werden können. Dazu gehören auch persönliche Konsumentscheidungen, wie zum Beispiel, weniger neue Klamotten zu kaufen, auf Einmalplastikprodukte zu verzichten, Dinge leihen statt zu kaufen und weniger Energie zu verbrauchen. Ganz einfach umzusetzen wäre es zum Beispiel schon allein, die Wäsche an der Luft zu trocknen, denn wenn der Verbrauch von Wäschetrocknern in Haushalten um 75 % gesenkt würde, würde sich der Erdüberschreitungstag um 1,3 Tage verschieben. Wenn wir es schaffen, zusätzlich den ökologischen Fußabdruck unserer Kleidung zu halbieren durch längere Nutzungsdauer, öfter Second Hand kaufen und beim Kauf auf umweltverträgliche Materialien achten, könnten wir den Tag der Erdüberlastung um 5 Tage verschieben. An den Beispielen auf der Webseite Power of Possibility ist gut ablesbar, wie öffentliche und private Maßnahmen Hand in Hand gehen können.

Hintergrund des Earth Overshoot Day

Der Earth Overshoot Day markiert jedes Jahr das Datum, an dem die Menschheit alle biologischen Ressourcen verbraucht hat, die die Erde während des gesamten Jahres regeneriert. Derzeit verbraucht die Menschheit 74 % mehr, als die Ökosysteme des Planeten regenerieren können – sie «nutzt» also etwa «1 ¾ Erden». Dazu muss man wissen, das ist der globale Durchschnitt. Deutschlands Erdüberlastungstag war schon am 4. Mai! Würden alle Menschen so leben wie die Deutschen, wäre also schon an diesem Tag das Ressourcen-Budget fürs gesamte Jahr 2022 aufgebraucht.

Vom Earth Overshoot Day bis zum Ende des Jahres lebt die Menschheit sozusagen auf Pump. Dieses ökologische Defizit ist derzeit auf höchstem Niveau, seit die Welt am Anfang der 1970er Jahre in den ökologischen Overshoot herein rutschte. Dies geht aus den National Footprint & Biocapacity Accounts (NFA) hervor, die auf UN-Datensätzen basieren, und nun von FoDaFo und der York University jährlich erstellt werden.

Quellen

Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 28. Juli 2022