Faires Shopping

Ein paar Cent mehr für die Schokolade verändern ein Leben

Die Sportfreunde Stiller, Coldplay, Kerstin Kramer aus "Verbotene Liebe" oder Schwimmerin Franzi van Almsick sind nur einige Prominente unter Vielen, die den "Fairen Handel" unterstützen. Was aber hat es damit eigentlich auf sich und was bedeutet dagegen "unfairer Handel" für einen einfachen Bauern oder Arbeiter und seine Kinder in einem Entwicklungsland?

Stellt euch vor: Ihr geht seit frühester Jugend jeden Tag mit euren Eltern auf dem Feld arbeiten, Zeit für die Schule ist bei der Plackerei sowieso nicht, weshalb auch keine Aussicht besteht, irgendwann mal was anderes zu machen. Ihr wisst also genau, dass das höchstwahrscheinlich euer Leben lang so sein wird und könnt obendrein noch nicht mal wirklich davon leben.

Wenn ihr später selbst Kinder habt, bleibt euch nichts anderes übrig, als die auch zur Feldarbeit zu schicken. Andere Perspektiven: Null. Eine Schreckensvision? Nun, für viele Kinder und Jugendliche in so manchem Entwicklungsland ist das Alltag - wie ihr es z.B. in der realen Geschichte des bolivianischen Mädchens Susy Gutiérrez lesen könnt (Die Geschichte von Susy).

Die Geschichte von Susy hat aber auch so was wie ein Happy End - denn als ihre Familie am "Fairen Handel" teilnehmen kann, läuft die Sache schon etwas besser: Sie kann nämlich doch zur Schule gehen und es entsteht so etwas wie eine Zukunftsperspektive - und nicht nur Schufterei bis ans Ende aller Tage. Und das ist nicht nur so eine nette story vom anderen Ende der Welt, sondern betrifft uns hier ganz unmittelbar - ob es noch mehr solche Geschichten gibt, hängt nämlich davon ab, was wir kaufen.

Der "unfaire Handel"

Ohne Fairen Handel läuft das in den Entwicklungsländern (vor allem in vielen Ländern Afrikas, Asiens und Südamerikas) meistens so: Bäuerinnen sind gezwungen, ihre Ware an Zwischenhändler zu verkaufen, und die verkaufen diese Ware dann an andere Konzerne und verarbeitende Betriebe weiter. Um möglichst großen Profit zu machen, zahlen diese Zwischenhändler den Bauern extrem wenig - wogegen die Bauern nichts machen können, da sie auf die Abnahme durch die Zwischenhändler angewiesen sind, ganz nach dem bitteren Motto "lieber wenig kriegen als gar nichts". Wenn der Preis (z.B. für Kakao) auf dem Markt sinkt, kriegen die Bäuerinnen prompt weniger Geld, aber sie bekommen nicht mehr, wenn er steigt - und am meisten verdienen immer die Händler und die Herstellerinnen. Obendrein müssen die Bauern ihnen auch noch Saatgut und Dünger abkaufen, verschulden sich dabei und werden somit noch abhängiger von ihnen und ihren niedrigen Preisen, als sie es ohnehin schon sind. Das klingt alles ziemlich unfair? Eben.

Die faire Variante

Nehmen wir an, einige Konzerne lassen die betrügerischen Zwischenhändlerinnen einfach links liegen, gehen statt dessen direkt zu den Bauern und sagen: "Wir zahlen euch höhere Preise, bieten euch langfristige Abnahmegarantien, Zuschläge zur Altersvorsorge und außerdem günstige Kredite, damit ihr euch eigene Maschinen oder Saatgut kaufen könnt." Klingt doch schon besser - und genau das ist mit dem "Fairen Handel" gemeint. Allerdings funktioniert das noch nicht für alle Bauern und auch nur so lange, wie die Produkte, die dabei entstehen, in reichen Ländern auch gekauft werden! Und diese Reichen sind global gesehen halt immer noch wir...

Was und wo man fair kaufen kann

Was gibt’s dann da so? Jedenfalls nicht nur Kaffee oder Kakao, sondern auch Honig, Schokolade, Tee, Orangensaft, Wein, Bananen, Zucker oder auch Fußbälle! Erkennen kann man fair gehandelte Produkte an entsprechenden Logos der Firmen, von denen es eine ganze Menge gibt - z.B. "Transfair", "gepa", "dritte-welt-partner", "El Puente", "Eine-Welt TEAM Versand", "bananafair" oder "Hand in Hand".

Leider muss man aber etwas suchen, um diese Sachen dann auch im Laden zu finden - die sicherste Adresse sind "Eine-Welt-Läden" oder Naturkostläden. Viele große Supermärkte haben nur wenige oder sogar gar keine fair gehandelten Produkte in ihren Regalen. Aber gerade deshalb sollte man dort danach fragen! Denn nur, wenn auch größere Supermarktketten das Gefühl bekommen, dass hier eine Nachfrage besteht, werden sie faire Produkte auch eher in größerem Maße in ihr Sortiment nehmen.

Dazu ein Tipp: Im Netz gibt es eine Suchmaschine, die Händlerinnen mit fairen Produkten in NRW anzeigen kann - einfach gesuchte Produkte und Stadt eingeben und schon kriegt man die Adressen! Zu finden unter www.wirhandelnfair.de.

Es sollte übrigens nicht verschwiegen werden, dass faire Produkte in der Regel auch etwas teurer als andere sind. Hier muss sich jede/r selbst fragen, wieviel ihm/ihr die Verbesserung der Lebensumstände anderer Menschen wert ist - z.B. 20 bis 30 Cent mehr für eine Tafel Schokolade ...?

Links zum Thema

Dieser Artikel wurde uns von "checked4you", dem Jugendmagazin der Verbraucherzentrale NRW, zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

Autorin / Autor: checked4you - Stand: 2. Dezember 2005