Wenn Wutbürger schottern

Wort des Jahres wurde gekürt

Wisst ihr, was ein Wutbürger ist? Wutbürger ist eine Wortneuschöpfung, die zahlreiche Zeitungen und Fernsehsender verwendet haben, um einer Empörung in der Bevölkerung darüber Ausdruck zu geben, dass politische Entscheidungen über ihren Kopf hinweg getroffen werden. Der Ausdruck wurde am Freitag von der Gesellschaft für Deutsche Sprache zum "Wort des Jahres" gekürt. Für die Jury dokumentiert das Wort das große Bedürfnis der Bürgerinnen und Bürger, über ihre Wahlentscheidung hinaus ein Mitspracherecht bei gesellschaftlich und politisch relevanten Projekten zu haben.

Auf die zweite Position wählte die Jury den Ausdruck *Stuttgart 21*. Die geplante Umwandlung des Stuttgarter Kopfbahnhofs in einen Durchgangsbahnhof ist Gegenstand von Protesten, die weit über die Region hinausgehen.

Große Debatten gab es in diesem Jahr um das Buch »Deutschland schafft sich ab« des ehemaligen Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin, insbesondere um die umstrittenen Argumentationen zur angeblich genetischen Prägung bestimmter gesellschaftlicher Gruppen, die des Öfteren teils ironisierend als *Sarrazin-Gen* bezeichnet wurde.

Auf Rang vier schaffte es *Cyberkrieg* - besonders häufig tauchte er im Zusammenhang mit dem Gezerre um die Enthüllungsplattform Wikeleaks auf. Befürworter und Gegner hatten sich regelrechte Gefechte im Netz geliefert, indem die einen Zahlungswege blockierten und die anderen dafür Kommunikationswege torpedierten.

Von Eurorettungsschirm bis Vuvuzela

Unter den Top Ten finden sich darum folgerichtig auch *Wikileaks* sowie *"schottern"* (Entfernung von Schotter aus dem Gleisbett, um den der Schienenweg für die Castortransporte zu sabotieren), Aschewolke, Vuvuzela (tröööööööööt), Femitainement und die Formulierung "unter den Eurorettungsschirm schlüpfen".

Ausgewertet wurde eine Sammlung von etwa 2000 Wörtern und Wendungen, hauptsächlich Belege aus verschiedenen Medien, aber auch Vorschläge von Außenstehenden.
Für die Auswahl der Wörter des Jahres entscheidend ist nicht die Häufigkeit eines
Ausdrucks, sondern ob er einen Nerv trifft und beschreibt, was die Menschen in diesem Jahr besonders bewegt hat. Als ein solches Zeitzeugnis sind die ausgewählten Wörter dabei mit keinerlei Wertung oder Empfehlung verbunden, so die Veranstalter des jährlichen Wort-Wettbewerbs.

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 20. Dezember 2010